Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 122
entsprechend motivieren wollte. Das hat man dadurch
getan, dass man ihnen die Mittel gekürzt hat. Es steht nämlich ganz bewusst in
den Begründungen, es sollte ein Anreiz geschaffen werden, noch kostengünstiger
zu gestionieren. Ich habe ehrlich gesagt zwar nie verstanden, warum die
Ordensspitäler das akzeptiert haben, aber das müssen sie mit sich selbst
ausmachen. Fakt ist - das ist wohl unbestritten -, dass die Ordensspitäler bei
gleichzeitigem Erbringen hochwertiger, durchaus vergleichbarer medizinischer
Leistungen zu den Gemeindespitälern außerordentlich günstig gestionieren. Aber
hier hat man aus Gründen des Anreizschaffens die Mittel gekürzt. Wie gesagt hat
man im Bereich des AKH ohne es noch genau zu wissen, eine
Anreizrücklagenbildung von 400 Millionen S geschaffen, von denen noch
niemand weiß, wie sie verwendet werden sollen. Nehme ich nur zu Grunde, dass
die Ordensspitäler etwa 15 Prozent der Patientenbetreuung in Wien
durchführen, dann wären das umgelegt auf die 400 Millionen Schilling
- das rechnet sich leichter - 60 Millionen S oder 4,2 Millionen EUR,
so in der Größenordnung. Das wäre mehr als jener Betrag, der ihnen verkürzt
wurde. Ich denke, auch sie würden sich über eine derartige Anreizstimulierung
freuen.
Apropos Phänomen, auch nur in
Paränese, aber weil die Frau Stadträtin das Hanusch-Krankenhaus immer als
durchaus vorbildhaft darstellt: Man kann über den KAV vieles sagen, man kann
auch über die Ordensspitäler vieles sagen, aber die Budgeterstellung und der
Rechnungsabschluss, also die Bilanzerstellung, passen im Großen und Ganzen
immer zusammen. Was sich jedoch die Verantwortlichen im Hanusch-Krankenhaus
geleistet haben, ist durchaus nicht uninteressant. Die sind nämlich gleich um
30 Prozent daneben gelegen. Die haben angetragen, dass sie vom WIKRAF
29 Millionen EUR bekommen. Sie haben aber nicht ganz 21 bekommen. Das
ist immerhin eine Differenz von 8 Millionen EUR, was in Schilling
ausgedrückt deutlich mehr als 100 Millionen ist. Das einfach wegzustecken,
ist beachtlich, aber die Wiener Gebietskrankenkasse verfügt über begnadete
Betriebswirtschaftler und ich hoffe nur, dass sich hier nicht ein Kleinkonsum
für uns alle auftut.
Nun nochmals zur Zeitlosigkeit von
Gesundheitsreden. Ich darf wiederum meine vom Voranschlag 2002, die am
21. November 2001 war und jetzt schon eineinhalb Jahre alt ist, zur
Hand nehmen. Damals habe ich über die Rahmenbedingungen, die man im
Gesundheitsbereich bilden muss und für die man sorgen soll, gesprochen und habe
dann formuliert: "Und ich glaube, es wird nicht damit getan sein, das nur
im Wege eines Krankenanstaltenplans zu lösen, von dem wir ja wiederholt gehört
haben," - das ist immer noch der gleiche, auf den wir warten, eineinhalb
Jahre ist es her - "dass er zumindest in Form eines Beamtenentwurfs Ende
des Jahres das Licht erblicken wird," - das sollte 2001 sein –
"sondern was hier von Nöten sein wird, ist wohl ein gesamter, umfassender
Wiener Gesundheitsplan, der nicht nur den Bereich des KAV, sondern auch die
anderen WIKRAF-Spitäler, aber auch alle anderen Wiener
Gesundheitseinrichtungen, insbesondere im niedergelassenen Bereich, umfasst."
- Ich erwähne und zitiere das, weil ich denke, die Aufgabe der Opposition ist
es nicht nur zu kritisieren, sondern auch, wie ich meine, positive Anregungen
zu vermitteln.
Wir bringen deshalb einen
Beschluss- und Resolutionsantrag ein, in dem wir die Einrichtung einer
Arbeitsgruppe anregen, die einen derart integrativen Gesundheitsplan für Wien
mit einem Zeithorizont von zehn Jahren erarbeiten soll. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich stehe mit meinen Vorschlägen
nicht alleine. Es gibt, wie ich fürchte, andere zeitlose Papiere, und da bin
ich auf ein Papier gestoßen worden, das von, wie ich denke, sehr engagierten -
manche von ihnen kenne ich ja - Mitarbeitern der Stadt Wien aus dem
Gesundheits- und aus dem Finanzbereich erarbeitet wurde, vor ziemlich genau
einem halben Jahr. Als ich es gelesen habe, habe ich mit ganz wenigen
Abstrichen geglaubt, es ist ein Arbeitsprogramm meiner Fraktion. Ich könnte
fast alles unterschreiben. Die Mitarbeiter haben in ihrer Zusammenfassung unter
anderem formuliert, was mögliche Lösungsansätze für das Wiener Gesundheitswesen
sein könnten, das Ganze unter der Überschrift "Versorgung koordinieren und
Gesundheitsplanung integrieren". Wie gesagt, nur stichwortartig:
"Förderung des Wettbewerbs zwischen extramuralem und intramuralem Bereich,
Qualitätssicherung, trägerübergreifend abgestimmtes EDV-System, verstärkte
bundesländerübergreifende und trägerübergreifende Krankenanstaltenplanung,
Vernetzung von Informationen, Standortbereinigungen und Qualitätssteigerung im
Krankenhauswesen, Outsourcing und Insourcing auf Basis einer zentralen
Ressourcenplanung, etwa Ausgliederung der Serviceleistungen von marktfähigen
Dienstleistungen, Nichtkernaufgaben wie zum Beispiel Wäscherei, Reinigung,
Bewachung, Gärtnerei, Logistik, Aus- und Weiterbildung, aber auch technische
Dienstleistungen, Labor, Vorsorgeleistungen, OP-Vorbereitungen bis hin zur
kooperativen Ausgliederung auf überregionaler Ebene," - dann ein Punkt,
weshalb ich glaube, dieses Papier wird wirklich zeitlos gültig bleiben und nie
umgesetzt werden - "Personaleinsatzplanung optimieren durch
kapazitätsorientierte Dienstzeiten" - man höre und staune, Mitarbeiter der
Stadt Wien - "Harmonisierung von Ausbildungs- und
Personalbedarfsplanungen, Verbesserungen des Bettenschwesternschlüssels und der
Ärztedichte und zügige Umsetzung von bereits kommunizierten
Rationalisierungspotenzialen im Wiener Krankenanstaltenverbund".
Wie gesagt, dem ist kaum etwas hinzuzufügen, außer
vielleicht ein Letztes: In der letzten Fragestunde hatte ich das Glück und das
Vergnügen, dem Herrn Bürgermeister Fragen stellen zu dürfen. Da hat sich ein
durchaus interessanter Dialog ergeben, im Zuge dessen ich angekündigt habe,
dass wir bei nächster Gelegenheit - das ist heute - einen Antrag einbringen
werden, dass wir in Wien einen umfassenden Gesundheitsplan erstellen wollen.
Der Herr Bürgermeister hat dann geantwortet: "Vor diesem Hintergrund bin
ich überzeugt," - das hat sich auf etwas anderes bezogen - "dass eine
Anregung zur Erstellung eines umfassenden Gesundheitsplans
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