Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 122
deshalb eine entsprechende Wertberichtigung
eingeleitet.
Damit komme ich auch schon zum
KAV, der in seinem Lagebericht beim Ausblick 2003 in einer dankenswert
schonungslosen Offenheit die gesamte Malaise offenlegt. Ich darf wiederum
zitieren: "Auch für 2003 kann aus heutiger Sicht und auf Basis des
Wirtschaftsplanes 2003 davon ausgegangen werden, dass ein weiterer
Rücklagenverbrauch zur Ausfinanzierung des KAV erforderlich sein wird. Ohne
Setzung von Maßnahmen ist auf Basis der derzeitigen Kosten- und
Einnahmenentwicklung mit den gegebenen Zuschüssen keine Ausgabendeckung
möglich. Der KAV befindet sich daher derzeit in einer Konzeptphase mit der
Zielrichtung, eine Anpassung der Ressourcen so einzuleiten, dass mittelfristig
eine Deckung der Aufwendungen durch die Erlöse ermöglicht wird."
Meinen Berechnungen und Ihren
Aufzeichnungen zufolge wird spätestens zu Beginn des Jahres 2005 die gesamte
Rücklage aufgebraucht sein. Im herkömmlichen Sinn könnte man davon sprechen,
dass dann der KAV eigentlich Pleite ist. Das ist von den Verantwortlichen des
KAV durchaus richtig erkannt und kommuniziert worden.
Frau Stadträtin, ich darf Sie
daher fragen: Wo steht diese Konzeptphase? Mittelfristig ist fast zu lange. Es
müsste eigentlich am Ende dieses Jahres feststehen, wie es im Bereich des KAV
weitergeht. Vielleicht ist das eine Information, die Ihnen neu ist, aber Mitte
nächsten Jahres müssen Sie eine Entscheidung treffen, ob die
Finanzierungsvereinbarung von 2001 bis 2005 weitergeführt werden soll oder
nicht. Wenn es keine neue Regelung gibt, dann ist meinem Wissensstand gemäß die
Situation die, dass diese Finanzierungsvereinbarung weiterlaufen würde. Das
würde aber bedeuten, dass der KAV dann Mittel bekommt, die heute schon als
nicht ausreichend erkannt werden. Die Situation würde sich dann in der nächsten
Finanzierungsperiode noch viel schwieriger, drastischer und problematischer
gestalten, als das heute schon der Fall ist. Ich glaube, es ist dringend
notwendig, dass Sie noch dieses Jahr wissen, wie es weitergeht, weil Sie Mitte
nächsten Jahres hier eine Entscheidung treffen müssten.
Vielleicht darf ich Ihnen aber auch ein paar Vorschläge zur Ergebnisverbesserung
machen. Beginnen wir, gemessen am Gesamtbudget und an den Volumina im
Spitalsbereich, umgeschlagen mit Peanuts, mit dem Betreuungsvertrag durch die
MA 6. Wer immer diesen Vertrag aus der Sicht der MA 6 gemacht hat,
ich gratuliere ihm. Eine fünfjährige Kündigungsfrist ist nicht schlampig. Ich
darf den Verantwortlichen dazu gratulieren. Sie haben sich hier sozusagen die
Vereinbarung eingehandelt, dass es zu einer Betreuung des KAV durch die
MA 6 kommt. Dafür gibt es pro Jahr 10,5 Millionen EUR, das sind
140 Millionen S. Vielleicht würde das einem Drittvergleich nicht ganz
Stand halten, aber wie gesagt, wir haben eine sehr interessante
Kündigungsfrist, was auch heißt, dass man in der Phase dazwischen keine
Neuverhandlungen machen kann.
Aber dann wird es noch interessanter. Es gibt eine Position, die heißt:
"pauschale Kosten für die zentralen Dienststellen". Da heißt es - ich
darf wieder aus dem Rechenschaftsbericht zitieren -: "Die der UKAV
pauschal angelasteten Kosten zentraler Dienststellen sowie der Organe der Stadt
Wien betragen im Geschäftsjahr 2002" - ich sage das jetzt nicht so
verklausuliert - "122 Millionen EUR" - oder, wenn Sie so
wollen, 1,7 Milliarden S –."Sie betreffen im Wesentlichen
hoheitliche Dienstleistungen diverser Magistratsabteilungen der Stadt Wien, die
Inanspruchnahme hoheitlicher Infrastruktur sowie die Aufwendungen auf Grund der
Vertretung durch die Organe der Stadt Wien." (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Entschuldigung, aber das ist ja nichts Neues!) Ich
komme schon auf den Punkt. Es würde mich bei aller Pauschalierung nur
interessieren, was zum Beispiel der zu Grunde gelegte Stunden- oder Tagessatz
der Frau Stadträtin ist, wenn Sie für den KAV tätig ist und was der zu Grunde
gelegte Stunden- oder Tagessatz des Herrn Bürgermeisters ist, wenn er die
Entscheidungen der Frau Stadträtin wieder korrigieren muss. Ich weiß auch, dass
diesen Aufwendungen entsprechende Subventionen gegenüberstehen, aber vielleicht
- das ist meine Anregung - könnte man in den künftigen Verhandlungen eine
Möglichkeit finden, dass es zu einem positiven Saldo zu Gunsten der
Geschäftsgruppe kommt.
Wie gesagt, es gibt andere, wesentlich hausgemachtere, Positionen, wo
auch kurzfristiges Einsparungspotenzial möglich wäre. Die Kollegin Pilz hat das
schon angesprochen, ich darf nur sagen Stichwort "Semmelweis-Klinik"
und "Gersthof". So wie wir es jetzt betrachten und handhaben, ist das
eine Situation, wo jährlich ein zweistelliger Euromillionenbetrag
unnötigerweise ausgegeben wird.
Sie haben selbst - wir haben dem auch zugestimmt, weil wir nicht so sein
wollen - im Februar noch rückwirkend eine Anreizrücklage von wieder schlanken
28,8 Millionen, nicht Schilling, sondern Euro, gebildet. Wofür diese
Anreize sein sollen, konnte uns bis heute niemand sagen. Es sind immerhin
400 Millionen S. Ich könnte mir vorstellen, dass mit dieser
Anreizrücklage doch das eine oder andere Animo verbunden wäre, die eine oder
andere kostensenkende Maßnahme einzuleiten. Ich weiß allerdings nicht, wer dann
von der teilweisen oder kompletten Auflösung dieser Rücklage profitieren wird.
Jedenfalls gratuliere ich all jenen, die seinerzeit sozusagen diese
Wortschöpfung geschaffen haben, dass sie ein plötzlich verfügbares Geld, das
von Seiten der Finanzverwaltung dem KAV zur Verfügung gestellt wurde, mit dem
doch sehr charmanten Begriff der Anreizrücklage benannt haben. Ich habe schon
viele Budgets und Bilanzen in meinem Leben gesehen, aber auch hier habe ich
etwas Neues, durchaus Kreatives, kennen gelernt. Vielleicht kann ich es auch einmal
nützen.
Es handelt sich hier überhaupt um ein Phänomen, wie man
Anreize im Rahmen des Gesundheitsressorts im weitesten Sinn des Wortes
unterschiedlich handhabt. Es gibt hier die Ordensspitäler, die man auch
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