Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 122
Liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Partei, ich erkenne vollkommen
an, dass der Minister Gorbach ehrlichen Willen hat, den Zentralbahnhof zu
realisieren. Ich erkenne vollkommen an, dass er sagt, das eine oder andere
Projekt muss dann in Wien zurückgestellt werden. Nur, Sie müssen sich den
Generalverkehrsplan Österreich anschauen! Welche Projekte können denn dort noch
zurückgestellt werden? Ich habe ja hier von Ihnen und von der ÖVP und von der
gesamten Opposition immer die Kritik gehört, dass diese Projekte in Wien viel
zu spät kommen. Welche soll ich denn dann Ihrer Meinung nach dafür, dass der
Zentralbahnhof früher kommt, aussuchen und zurückstellen?
Also sind wir doch ehrlich miteinander: Sie haben im Generalverkehrsplan
Österreich ein, zwei Strecken auf Wiener Gebiet, die zur Realisierung anstehen
und die außerdem finanziert sind. Die eine ist die Zufahrt zum
Containerterminal in der Freudenau. Wir werden doch nicht dieses Projekt, das
in der Planung abgeschlossen ist und eine große Chance für die Entlastung auch
der Wohnbevölkerung beim Nordwestbahnhof darstellt, zurückstellen. Außerdem
würden die Mittel nicht dafür ausreichen, den Zentralbahnhof herzustellen. Und
die zweite Strecke ist der Lainzer Tunnel, wo im Übrigen das Ministerium den
Bescheid noch immer nicht erlassen hat. Aber das werfe ich nicht dem Minister
vor, sondern das liegt wahrscheinlich auf der Beamtenebene. Aber sollen wir den
Lainzer Tunnel nicht machen, wo wir wissen, dass der Zentralbahnhof nur dann
Sinn macht, wenn der Lainzer Tunnel für Güter- und Personenverkehr ausgebaut
ist? Auch hier hört man aus dem Ministerium, dass möglicherweise der Lainzer
Tunnel nur für den Güterverkehr ertüchtigt werden soll. Ja, was macht denn das
für einen Sinn, eine Strecke für den Güterverkehr auszubauen und die Fernzüge
dann weiterhin über die Verbindungsbahn über Hietzing zu führen?
Also, das wären die beiden Projekte, wo man zurückstellen kann, oder es
sind aus dem 30-Milliarden-Paket die Stationsgebäude der Schnellbahn gemeint. Wir
haben als Wien den Vorschlag gemacht, dass man die Station Traisengasse aus den
Ziel 2-Mitteln finanzieren und unterstützen soll. Wissen Sie, was die
Bundesbahn gesagt hat? „Wir haben nicht die nötigen Mittel dafür.“ Das kann es
doch bitte nicht sein! Da stehen für 50 Prozent Finanzierung EU-Mittel zur
Verfügung und die Bundesbahn sagt „Nein“. Das ist nicht der Weg und ich glaube,
hier muss man bei allem guten Willen des Ministers gemeinsam mit der
Bundesbahn, mit dem Ministerium und mit der Stadt einen gemeinsamen Weg finden.
Ich kann nur sagen, wir sind willens dazu. Der Herr Bürgermeister hat in
der Pressekonferenz das ja deutlich zum Ausdruck gebracht. Es gibt schon morgen
die Gelegenheit, bei einem weiteren Termin zwischen der Wiener Stadtregierung
und dem Minister es so weit zu bringen, dass wir den Zentralbahnhof zügig in
Angriff nehmen können. Wir stehen bereit dazu, wir werden das gerne mittragen.
Und zum Wurstelprater, Herr Kollege Neuhuber: Wissen Sie, es ist
mittlerweile eine alte Leier zu sagen, dass im Prater nichts weiter geht. Wenn
man schon...(GR Mag Alexander Neuhuber: Es ist ja so!) Na passen Sie
einmal auf! In weniger als zwei Monaten wird der Radiologenkongress mit mehr
als 30 000 Teilnehmern in der Messe eröffnet. Überlegen Sie einmal,
wo denn das vor zwei Jahren noch war? Vor zwei Jahren war das noch nicht einmal
eine Baustelle, und dann sagen Sie, dort ist nichts weitergegangen! Wir haben
den Wettbewerb für das Messehotel abgewickelt. Wir haben die Vorplatzgestaltung
erledigt und die Straße dazu wird gebaut. Es stehen die beiden Garagengebäude
dort, und und und. Es ist zur Zeit vollkommen klar, wer für den Wurstelprater
selbst die Detailplanung macht. Und dass hier ein Wechsel von der Planung hin
zu dem Ressort passiert, wo Entertainment, Unterhaltung und Sport ressortiert,
das ist doch nur selbstverständlich, denn hier geht es dann um die konkrete
Ausprägung des Entertainments. Das ist nicht ausschließlich mehr eine
Beurteilung der Planung, sondern vielmehr der Wirtschaftlichkeit dieser
Unterhaltungseinrichtungen. Darum ist es in diesem Fall bei der Frau
Vizebürgermeisterin besser angelagert. Die Planung selbst wird sich weiterhin
mit den Bereichen Krieau bis hinunter zum Stadion, Stadionvorplatz und so
weiter beschäftigen.
Zum Masterplan Verkehr: Ich nehme sehr gerne zur Kenntnis, dass der
allgemeine Tenor dieses Masterplans Verkehr akzeptiert wird. Ich nehme auch zur
Kenntnis, dass man natürlich dann, wenn das U-Bahn-Konzept fertig gestellt ist
- die vierte Ausbauphase, wie das schon der Fall ist -, schon die nächsten
Projekte gerne moniert. Herr Kollege Gerstl, es ist ein Unterschied zwischen
der U6 und der U4-Westverlängerung. Bei der U6 gibt es keinen
hochleistungsöffentlichen Verkehr, während sich bei der U4 von Hütteldorf westwärts
die Schnellbahnstationen, bei denen wir mit der Bundesbahn die Park &
Ride-Anlagen ja ausgemacht haben, gerade in Fertigstellung befinden. Nur
wiederum ein kleiner Hinweis: Dort haben wir wieder das Problem, dass die
Bundesbahn jetzt sagt, Park & Ride-Anlagen interessieren sie nicht mehr.
Darum werden sie dafür die Bundesmittel auch nicht einsetzen wollen. Auch hier
denke ich, wenn wir gemeinsam, Ministerium und Stadt Wien, der Bundesbahn
sagen, dass das so nicht geht, 30-Milliarden-Paket ist 30-Milliarden-Paket,
dann müssten wir das in Umsetzung bringen können.
Lassen Sie mich eines noch zum 2020-Szenario sagen, Kollege
Gerstl. Der Masterplan Verkehr, den Sie möglichst alle, hoffe ich, mit großer
Mehrheit hier beschließen werden, wird diese Szenarien natürlich nicht
beinhalten. Aber wir müssen sehen, welche Entwicklungsschritte möglich sind und
welche denkbar sind. Und wir leben in dem Jahr, wo in einer der
Welthauptstädte, nämlich in London, diese Citymaut eingeführt worden ist.
Offensichtlich bisher mit gutem Erfolg und mit exorbitanten Kosten, die wir den
Wienerinnen und Wienern noch nicht zumuten wollen und hoffentlich nie zumuten
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