Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 122
Garnituren
anstatt der modernen ULF-Garnituren vermehrt eingesetzt werden. Dort, wo der
ULF bereits fährt, stellen Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen und
Rollstuhlfahrer bei den Haltestellen immer wieder die Frage, wann die nächsten
Niederflurwagen kommen und warten so lange, bis sie in die bequemeren
Garnituren einsteigen können. Herr Stadtrat, machen Sie Ihren Einfluss bei den
WIENER LINIEN geltend und stellen Sie zum Wohle der betroffenen Bevölkerung
diesen Unfug ein.
Abschließend möchte ich bemerken: Der Ausschuss „Stadtentwicklung und
Verkehr“ hat viele interessante Projekte und viele Aufgaben zu erfüllen. Die
Realisierung des Außenrings ist enorm wichtig, aber vergessen wir nicht die
innerstädtischen Verkehrsprobleme, von denen ich nur wenige Punkte aufgegriffen
habe.
Herr Stadtrat, tun Sie was, weil geschehen ist in den von mir
kritisierten Verkehrsbereichen im letzten Jahr nichts! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist der
Herr amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker. Ich erteile es ihm.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte mich zunächst für eine aus meiner Sicht sehr konstruktive
Debatte bedanken. Es scheint mir auch sinnvoll, dass man die großen Linien der
Stadtentwicklung außer Streit stellt und sich in den Grundzügen zu einer
gemeinsamen Orientierung bekennt, wie beispielsweise zum Zentralbahnhof. Ich
denke, dass es auch Sinn macht, dass man sich dazu bekennt, dass ein modernes
Planungsverständnis davon ausgehen muss, dass Mitbestimmung und Mitsprache
stattfinden kann und muss (Aufregung bei GR Mag Alexander Neuhuber.),
und zwar rechtzeitig. Genau das erfolgt, Herr Neuhuber, wenn Sie sich die
Entwicklung KDAG und Liesinger Brauerei anschauen. Hier gibt es große
Unterschiede zur Vorgangsweise meines Vorgängers. Damals sind in dem Wettbewerb
120 000 Quadratmeter als Nutzfläche hineingeschrieben worden. Jeder
wusste, dass das an diesem Ort zuviel ist. Ich habe das auf unter 100 000
heruntergedrückt und wir haben, bevor die Widmung in die öffentliche Auflage
gegangen ist, eine Ausstellung organisiert, und wir haben noch vor Ende der
öffentlichen Auflage im Bezirk mit dem von Ihnen kritisierten Bezirksvorsteher
Wurm eine Veranstaltung organisiert, wo die Experten noch einmal Rede und
Antwort gestanden sind, also ein Versuch, möglichst allen die Chance zu geben,
sich zu informieren, um noch rechtzeitig ihre Stellungnahmen einbringen zu
können.
Genau das ist mein Planungsverständnis,
und ich gehe davon aus, dass das à la longue auch Ihres werden wird.
Denn eines ist auch klar: Die Sensengassenbewegung hat sich erst gebildet,
nachdem die öffentliche Auflage vorbei war, und das ist ein Zeitpunkt, wo
gerade aus den Untersuchungskommissionssitzungen deutlich herausgekommen ist,
dass das eigentlich im Verfahren zu spät ist. Auch dort haben wir ein halbes
Jahr Moratorium gegeben und den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre
Ideen noch einmal zu formulieren und einzubringen. Was kann einem denn Besseres
passieren, als dass der Investor seine Bereitschaft erklärt, die Agendagruppe
in das Wettbewerbsverfahren zum einzelnen Objekt mit einzubeziehen? Wenn das
dann aus parteipolitischen Gründen – es war gerade Wahlkampf – von der
Opposition nicht so gesehen wird, dann haben wir Pech gehabt, aber von der Idee
her kann ich nur sagen, dass Sie nach der Wahl wahrscheinlich auch zu der
Ansicht gekommen sind, dass das einer der besten Wege war, den man zu einem so
späten Zeitpunkt im Verfahren suchen konnte.
Nun zur Bauernvertreibung. Herr Kollege Neuhuber, machen Sie sich doch
mit solchen Äußerungen nicht lächerlich! Sie wissen doch ganz genau, dass von
diesen rund 260 Grundstücken, die in den 3 Flächenwidmungen mit
"Swwl" betroffen waren, ein einziges grundbücherlich belastet war und
von diesem ist die Grundeigentümerin im 1. Bezirk, Elisabethstraße,
wohnhaft. Und dann sagen Sie mir, dass das eine Bauernvertreibung ist! Sagen
Sie mir, dass das eine Bauernvertreibung ist, wo sich nichts verändert hat!
Dieser Grünzug ist von diesem Gemeinderat im Jahre 1994 im
Stadtentwicklungsplan und 1997 noch einmal im Grünraumkonzept beschlossen
worden und jetzt wird er realisiert. Jetzt ist er in die
"Swwl"-Widmung aufgenommen worden, wo kein Enteignungsrecht durch die
Stadt besteht, wo die Wirtschaft in der Landwirtschaft genauso wie bisher
weitergeführt werden kann, und wo die Möglichkeit geschaffen wurde, dort im
Hintaus Gebäude zu errichten, wie sie für den landwirtschaftlichen Betrieb
notwendig sind. Also erzählen Sie doch nicht immer diese Geschichte von der
Bauernvertreibung! Wir sichern die Flächen für die Bauern ab! Das ist das, was
wir tun und nicht sozusagen die Fruchtfolge Bauland unterstützen. Das muss man
doch sehen!
Und auch zu den Planungsgewinnern. Ich bin sehr auf Ihrer Seite, dass
wir nach den Erfahrungen mit Mehrwert Simmering, nach den Erfahrungen mit KDAG,
nach den Erfahrungen, die wir jetzt bei der Widmung Brauerei Liesing sammeln
werden uns dorthin bewegen, wo Tirol schon ist, nämlich die Ermächtigung im
Gesetz zu verankern, dass wir aus Anlass der Flächenwidmung dort die
Möglichkeit schaffen, auch privatrechtliche Verträge abzuschließen.
Mir hat auch sehr gut gefallen, dass wir hier im Raum einiges von großen
Würfen gehört haben. Ich möchte nur zwei hervorheben. Der eine, die
Überbrückung und die Herstellung des 24. Bezirks. Ich kann dem in den
Dimensionen, die sich verwirklichen lassen, einiges abgewinnen. Jedenfalls wird
das kein ganzer Bezirk sein können, aber man muss auch zur Kenntnis nehmen,
dass dieses Projekt allein auch wiederum Tunnelstrecken erzeugt, auch wiederum
Straßen in Tunneln hervorruft. Und man muss sich auch bei dem Projekt vom
Kollegen Herzog, wo er explizit gesagt hat, die Südbahn soll untertunnelt werden,
dann eigentlich fragen, warum gerade die FPÖ so lange Widerstand gegen den
Lainzer Tunnel gemacht hat, denn dort führen wir dann auch wieder die Bahn in
einem Tunnel. Das ist das, was beim Lainzer Tunnel endlich passieren sollte.
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