Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 122
sehr
wesentlichen Stellenwert einnimmt. Für den Ausbau des Zentralbahnhofes wurde
auch schon längst ein sehr innovatives und realistisches Verkehrskonzept vorgelegt
– einige Redner sind ja auch darauf eingegangen –, sodass aus heutiger Sicht
der Bahnhof Wien bis zum Jahr 2010 realisiert werden könnte, also rechtzeitig
bis zur Inbetriebnahme des Lainzer Tunnels.
Und StR Schicker hat auch einen Vorschlag gemacht, wie dieser
Zentralbahnhof finanziert werden könnte, indem Grundstücke der ÖBB dazu
herangezogen werden, Immobilien eingesetzt werden, um die dringendst
notwendigen Schienenprojekte auch rasch realisieren zu können.
Für den Güterverkehr – und dieser Bereich wurde noch nicht angesprochen
– geht es auch um die Realisierung der Güterterminals Wien-Inzersdorf und Wien
– Hafen Freudenau. Beide sind von größter Bedeutung. Und wenn es für die
Freudenau derzeit anscheinend eine gesicherte Finanzierung gibt, so trifft dies
für den Terminal Inzersdorf noch in keiner Weise zu, obwohl für den Bau beider
Güterterminals von Seiten der Stadt auch alle Vorarbeiten erledigt sind. Es ist
auch sehr bedauerlich, dass, was die Realisierung oder Umbauten der Bahnhöfe
betrifft, einzig für den Praterstern eine gesicherte Finanzierung existiert.
Das heißt, bei all diesen Infrastrukturprojekten ist mit Ausnahme von
verbalen Kundgebungen noch nicht sehr viel geschehen. Wissen Sie, Herr Kollege
Madejski, ein Generalverkehrsplan ohne ein entsprechendes Finanzierungskonzept
ist relativ unbrauchbar, ist auch nicht der Erweiterung der Europäischen Union
angepasst. Auch baureife Projekte, die es seit vielen Jahren gibt, wurden noch
nicht begonnen.
Ich werde Ihnen noch ein weiteres Beispiel bringen. Durch diesen
Nichtausbau der Infrastruktur in der Ostregion wird nicht nur der
Wirtschaftsstandort gefährdet, sondern auch die Lebensqualität im städtischen
und im ländlichen Raum verschlechtert.
Ich begründe auch, warum ich zu dieser Auffassung komme, wenn mit der
geplanten Kürzung des so genannten Bundeszuschusses für die Bahn um
500 Millionen EUR pro Jahr laut Aussage des Herrn Staatssekretär
Kukacka im Wesentlichen natürlich die gemeinwirtschaftlichen Leistungen und der
Bereich der Infrastruktur betroffen sind. Den bisherigen Planungen zufolge
sollten allein für Wien und für den Ausbau des Knotens Wien auf der Basis des
Generalverkehrsplanes beziehungsweise auch zusätzlicher Vereinbarungen wie dem
Bahnhof Wien, dem Schnellbahnausbau, innerhalb der nächsten zehn Jahre
inklusive dem Lainzer Tunnel mehr als 2,5 Milliarden EUR in die
Bahninfrastruktur investiert werden, und mit dem nun erwähnten Kürzungsprogramm
sind natürlich einige Projekte massivst gefährdet, wie eben der Zentralbahnhof,
der Ausbau der Pottendorfer Linie, der Laaerberg-Tunnel, der Ausbau des
Schnellbahnnetzes in Wien und dem Wiener Umland beziehungsweise die erwähnten
Güterterminals Inzersdorf und Freudenau.
Und wissen Sie, das Problem ist natürlich auch das, dass sich die
derzeitige Regierung ja im Wesentlichen nie an das 1998 vereinbarte
30-Milliarden-Schilling-Paket gehalten hat und deshalb auch dieser immense
Investitionsstau bei der Schieneninfrastruktur mit den erwähnten Auswirkungen
auf die gesamte Ostregion entstanden ist. Sie wissen, 1998 wurde ein
30-Milliarden-Schilling-Paket vereinbart. Die jetzige Bundesregierung hat sich
nicht daran gehalten.
Und auch hier hat StR Schicker einen Vorschlag gemacht, um die
wesentlichen, dringendst notwendigen Schieneninfrastrukturprojekte zu
finanzieren, indem Wien vorschlägt, die LKW-Maut, die ja im Generalverkehrsplan
angedacht ist mit 22 Cent, auf insgesamt 29 Cent zu erhöhen. Diese
Differenz von 7 Cent pro Kilometer soll dann zur Querfinanzierung von der
Straße zur Schiene verwendet werden. Dadurch könnten rund 210 Millionen EUR
zusätzlich für rasche Maßnahmen für den Ausbau der Schieneninfrastruktur
verwendet werden. Es handelt sich dabei übrigens auch um einen
Gemeinderatsbeschluss bei dem Beschluss des Positionspapiers Masterplan
Verkehr.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch die Straßenanbindungen – ich
bin bereits vorhin kurz darauf eingegangen – in Richtung Osten – Ungarn,
Slowakei – sind natürlich zu verbessern und erschließen auch neue
Wirtschaftsräume. Die S1 ist dabei ein sehr zentrales Element, die auch zur
Entlastung städtischer und regionaler Straßen beiträgt, aber auch die
Erreichbarkeitsverhältnisse in der Region verbessert.
Wie ich überhaupt der Meinung bin, dass die Durchführung von
Straßenprojekten, Umbauten und Fahrbahninstandsetzungen auch wichtige
Infrastrukturmaßnahmen für den Wirtschaftsstandort Wien sind. Und seit der
Verländerung der Bundesstraßen konnte dieser Straßenbau durch Wien besonders
forciert werden. Hier ist einiges weitergegangen.
Es wurden auch die Anträge für Lärmschutzfenster, die beim Bund bis zu
acht Jahren liegen geblieben sind, nun entsprechend aufgearbeitet. Es wurden
Maßnahmen gesetzt im Bereich Hadikgasse, Gürtelunterführung, Heumarkt,
Schwarzenbergplatz, Reichsbrücke – es gäbe noch viele Beispiele –, aber auch
beim Ausbau von Straßen im Zuge der Errichtung der S7, der Umbau des
Kreuzungsplateaus Sagedergasse – Altmannsdorfer Straße, die Herstellung von
Straßen im Stadterweiterungsgebiet bis zum Umbau der Perfektastraße, der
letztendlich auch Betriebsansiedelungen bewirkt hat.
Ausgehend von den neuen wirtschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen, nämlich der EU-Erweiterung, der Städtekonkurrenz, der
Stellung Wiens in einer neuen Europaregion, soll daher auch der Stadtentwicklungsplan
2005 die großen Entwicklungsziele der nächsten Jahre konkretisieren. Und dabei
handelt es sich nicht, wie Kollege Gerstl gemeint hat, darum, dass das Leitbild
von 1994 ausgeweitet und in dem Sinn auch fortgeschrieben wird, sondern es geht
dabei um eine stärkere Einbeziehung der Region in ein räumliches
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