Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 122
von
höchstem Wert wären.
Vorausgesetzt natürlich, es gelingt, die Untertunnelung der Südbahn
durchzusetzen, die ja heute einen Sperrriegel und eine richtige Chinesische Mauer
darstellt, die die Bezirke 10 und 12 auf der einen Seite und 4 und 5 auf der
anderen Seite voneinander absperrt. Die Durchlässigkeit ist nicht gegeben, und
ein Abwohnen, ein gewisser Verfall von Vierteln sind sicherlich durch diese
unglückliche Verkehrssituation gegeben. Wenn die beseitigt wird und die
Tieferlegung gelingt, eine Überplattung vorgenommen wird zum Teil, dann wäre
hier ein ganz, ganz wesentlicher Weg, dass eben die Bezirke wieder
zusammenwachsen und ein neues, qualitativ hochstehendes Stadtgebiet entstehen
könnte.
Es wäre natürlich auch von Wert und es wäre für die dort wohnende
Bevölkerung von großem Nutzen, wenn es gelänge, auch eine Tieferlegung des
überregionalen Straßenverkehrs ins Auge zu fassen. Das wäre auch noch ein
Punkt, der ganz, ganz wichtig wäre, um die Abgashölle und Lärmhölle des
Südgürtels einer Veränderung zuzuführen, damit die Gebiete dort wieder
bewohnbar werden.
Auf lange Sicht gesehen wäre natürlich auch eine Lösung für die Triester
Straße von Wert, eine Verschwenkung beim Golfplatz hinunter zur Eichenstraße.
Aber das ist Zukunftsmusik, das ist eine langfristige Planung und Idee.
Aber, wie gesagt, die Tieferlegung, der Ausbau von 122 Hektar zu
einem hochwertigen Stadtgebiet wären Aufgaben, deren sich eine Stadt wirklich
unterziehen könnte, und eine Aufgabe, die eine gewaltige Dimension, wie sie
Wien schon lange nicht gehabt hat, umfasste. Das wäre etwas, was
zukunftsweisend gestaltet werden könnte und als Stadtentwicklungsprojekt für
ganz Europa eine wirkliche Aufgabe und ein Blickpunkt wäre und, wie gesagt,
entsprechende massive Dynamikelemente für die gesamte Wiener Wirtschaft
umfasste.
Das ist natürlich ein langfristiges Projekt, das nur abteilig zu
verwirklichen ist, aber bitte, die Grundlagen in Planung und Widmung für ein
solches Projekt müssen heute, jetzt und nun gestaltet werden. Gehen wir das
bitte an. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf noch eine abschließende Bemerkung machen. Der Kollege Neuhuber
hat sich darüber beschwert, dass angeblich die Plätze der Freiheitlichen
unbesetzt sind. Ein Blick nach links macht mir eher den Eindruck: Auch die ÖVP
ist nicht gerade überlaufen zurzeit. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Der nächste Debattenbeitrag ist vom GR Christian Deutsch. Ich bitte ihn zum
Rednerpult.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss 2002 spiegelt auch eine sehr erfolgreiche Bilanz
der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr mit StR Rudolf Schicker wider
und gibt damit auch die Möglichkeit, auf eine Reihe von strategischen Projekten
hinzuweisen, die erfolgreich abgeschlossen, aber auch neu begonnen wurden.
Die Erweiterung der Europäischen Union eröffnet gerade für Wien eine
Reihe von hervorragenden Chancen, und es ist daher für Wiens internationale
Positionierung auch das mit Abstand wichtigste Projekt dieses Jahrhunderts.
Daher geht es auch um eine Stärkung des Wirtschaftsraumes zwischen den Städten,
um die Entwicklung einer gemeinsamen Europaregion, in der die Wirtschaft, der
Arbeitsmarkt und – worauf ich noch besonders zu sprechen kommen werde – die
Verkehrsinfrastruktur zusammenwächst.
Das heißt, eine offensive regionale Infrastrukturpolitik ist daher auch
eine unabdingbare Voraussetzung nicht nur für den Wirtschaftsstandort Wien,
sondern für die gesamte Ostregion. Wenn Sie mit Vertretern von internationalen
Konzernen reden, dann werden Sie feststellen, dass gerade die Erreichbarkeit
des Wirtschaftsstandortes immer mehr auch zu einem Schlüsselfaktor für die
regionale Entwicklung wird und immer mehr auch zu einem noch bedeutenderen
Kriterium im internationalen Standortwettbewerb.
Sie wissen, Wien liegt im Schnittpunkt mehrerer europäischer
Verkehrskorridore, und diese Knotenfunktion erfordert auch die Bewältigung
eines zunehmenden Güterverkehrs und daher einen Ausbau von Güterterminals. Und
auch hier hat Wien die Hausaufgaben erledigt, denn Wien hat im Rahmen des
kooperativen Planungsverfahrens "Initiative TEN-Knoten Region Wien"
jene Vorarbeiten geleistet, die notwendig sind, operative Schritte auch im
Hinblick auf eine systematische Zusammenarbeit mit den Nachbarknoten
einzuleiten. Ein Ausbau der Straßen- und Bahnverbindungen zu den östlichen
Nachbarn, aber auch eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die
Schiene zählen zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre, wenn die
Ostregion nicht den Anschluss an bestehende oder neu entstehende
Wirtschaftsräume Europas verpassen will.
Und, Kollege Neuhuber, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, auch hier ist
die Bundesregierung gefordert, und hier kann sich die Bundesregierung nicht aus
der Verantwortung entbinden. Die Bundesregierung kann sich auch hier nicht aus
der Verantwortung verabschieden. Es ist hier mehr Sensibilität gegenüber den
verkehrspolitischen Interessen der Ostregion seitens der Bundesregierung
erforderlich, im Interesse der Bevölkerung, im Interesse des Wirtschaftsstandortes,
im Interesse auch der Umwelt, wenn ich an Probleme wie Lärm- und
Schadstoffemissionen oder die Beeinträchtigung der Luftqualität oder auch an
Berechnungen der Europäischen Union denke, die mit einer Zunahme des
Schwerverkehrs in zweistelligen Prozentzahlen rechnet. Daher: Der Ausbau der
Infrastruktur in der Ostregion muss von der Bundesregierung forciert werden,
meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Stadt Wien, Planungs- und Verkehrsstadtrat Rudolf
Schicker, hat ein Positionspapier zum Masterplan Verkehr – es wurde heute schon
mehrfach angesprochen – vorgelegt, in der der Wiener Zentralbahnhof einen
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