Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 122
entsprechende
Maßnahmen in diese Richtung gesetzt haben. (GR
Dr Matthias Tschirf: Bleiben Sie bei der Wahrheit! Es geht um die
Instrumentalisierung der Feuerwehr, die dazu da ist, Leben und Eigentum zu
schützen!) Im Klartext heißt Ihr Misstrauensantrag die Untersagung des
Streikrechts für öffentlich Bedienstete. Sagen Sie offen, dass das Ihr Ziel
ist, weil alles andere ist durch eine Maßnahme des Misstrauensantrags nicht
gedeckt! (GR Dr Matthias Tschirf: Wollen
Sie haben, dass Polizeibeamte oder Bundesheerbedienstete so auftreten?) Wenn
das Ihr Weg ist, Herr Klubobmann, zu sagen öffentlich Bedienstete können sich
in Fragen der Pensionsreform, wo es um ihre eigene Zukunft und die Zukunft
künftiger Generationen geht, nicht zur Wehr zu setzen, dann ist das eine
massive Verletzungen demokratischer Grundrechte! – Danke. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zur Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und
Verkehr.
Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus):
Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich möchte mich angesichts der unglaublichen Fülle von Themen, die im
Bereich Verkehr und Stadtplanung zu diskutieren wären, die 40 Minuten bei
weitem nicht ausreichen ließen, auf einige wenige konzentrieren und möchte
auch, wie bei meinem Generaldebattenbeitrag, vielleicht sogar auf Nachahmung
hoffend, mit 20 Minuten auskommen.
Ich möchte auf ein Thema eingehen, das bei der Generaldebatte kurz
besprochen wurde. Wie schaut es mit Prioritäten aus? Da war es durchaus
interessant zu hören, dass es einen breiten Konsens gibt, den Zentralbahnhof in
der Tat vorzuziehen. Das sage ich in Richtung Stadt, der ich in dem Bereich
kaum einen Vorwurf machen kann. Das ist ein extrem wichtiges Projekt Richtung
Erweiterung, Richtung innere Stadtentwicklung. Irgendwann wird man eine Frage
beantworten müssen. Prioritär können nur einige Dinge sein, man kann nicht
einen Riesenbereich machen und sagen, alles ist prioritär. Wir haben, meine
Damen und Herren, kein Problem, die Frage zu beantworten, was rückgereiht
werden muss oder rückgereiht werden kann. Ich wäre in einer gewissen Weise auch
als Schicker entspannt, was eine gewisse Rückreihung betrifft, weil da fällt
schon eines nach dem anderen um.
Die sechste Donauquerung ist so ein Projekt, wo ich deswegen so gelassen
bin, weil ohnehin alle Voraussetzungen derzeit erodieren, die eine rasche
Umsetzung ermöglichen. Momentan orte ich von Seiten Niederösterreichs massiven
Druck, diese - Anführungszeichen - innen gelegene Variante nicht zu forcieren.
Einige Damen und Herren hier im Hause betreiben das auch. Ich sitze da erster
Klasse fußfrei, halte das ganze Projekt für einen Käse, für nicht notwendig.
Ich möchte nur ein Beispiel nennen, das mich ermutigt, meine Damen und
Herren, viel grundsätzlicher und viel radikaler mit Verkehrsforderungen zu
sein, wo man oft das Gefühl hat, dass Verkehrsplanungen mit einer gewissen
Müdigkeit geschehen. Das wäre falsch zu sagen, aber es gibt eben Prognosen, die
sich nicht über Bord werfen lassen.
Meine Damen und Herren, die zwei Streiktage haben eines gezeigt und mich
enorm ermutigt. Verkehrsströme sind viel gestaltbarer als man es hätte annehmen
können. Nehmen Sie die Dimension her. Dass am zweiten Streiktag kein einziges
Öffi, Straßenbahn, U-Bahn, Bus, Bahn, gefahren ist, heißt, die halbe
motorisierte Kapazität ist ausgefallen. Wenn man das als Anschlag oder als ich
weiß nicht was machen wollte, als unglaubliches Chaos, weil alles steht, so ist
nichts in dem Ausmaß gestanden. (GR
Gerhard Pfeiffer: Das heißt, wir brauchen keine Öffis? Oder was sonst?) Was
will ich sagen? Menschen sind fähig, sich auf veränderte Situationen
anzupassen. Und da zu sagen: Wo ist die Naturgesetzlichkeit? In dem Punkt danke
ich aus vielen Gründen der Gewerkschaft, die uns das vorexerziert hat. Wo steht
die Notwendigkeit der weiteren Zunahme des Autoverkehrs auf der Tangente? Nirgendwo
steht die. (GR Gerhard Pfeiffer: Und der
Öffis?) Wir haben ohnehin schon sechs Donauquerungen, Herr Kollege
Pfeiffer. Die können und werden reichen. (GR
Gerhard Pfeiffer: Nein!) Wir brauchen keine weitere. Noch einmal, ich sitze
erste Reihe fußfrei.
Momentan gab es einen richtigen Bericht der SUP - die ich nach wie vor
in ihrer Gesamtheit für richtig und sinnvoll erachte -, die gesagt hat, die
Außenliegende ist verheerend, bringt verkehrspolitisch nichts, ist
siedlungspolitisch ein Nonsens. Jetzt hat sich Wien auf die Innenliegende
konzentriert. (GR Gerhard Pfeiffer: Das
ist gescheit!) Gescheit, okay! Die ASFINAG - wie ich von der ASFINAG höre -
ist über diesen Bericht überhaupt nicht erfreut, Niederösterreich, der Kollege
Pröll, schon gar nicht. Es wird auf Teufel komm raus gestritten, Innenliegende
gegen Außenliegende.
Ich habe das Gefühl und habe offen mit dem Kollegen Maresch diskutiert,
die Bürgerinitiativen formieren sich dort jetzt. Das wird nicht einmal die
nächste, sondern das wird die übernächste Bundesregierung entscheiden. 2012,
2013, 2014, da rege ich mich heute nicht wirklich auf. Streitet nur über die
Trassen! Aber vielleicht halten wir fest, wo es über alle Verkehrsexperten,
über alle politischen Kräfte hinweg einen Konsens gibt, nämlich dass der
Zentralbahnhof vorgezogen wird.
Was soll man zurückstellen? Die sechste Donauquerung und die
Lobauautobahn. Was soll man vorreihen, Herr Kollege Reiter? Den Zentralbahnhof.
Das wäre doch ein Deal, von dem alle profitieren. Im Grunde genommen passiert
die Rückreihung dessen ohnehin. Herr Kollege Parzer, Sie werden sich mit Ihrem
Verkehrsverhalten einfach darauf einstellen müssen. Sie bekommen die U-Bahn
dort. Dann werden einige Damen und Herren vom Dienstwagen auf die U-Bahn
umsatteln und viel schneller sein. Ich garantiere Ihnen, ob die sechste
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