Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 122
Stadt Wien
mit ihren Unternehmungen gemeinsam, nämlich 2,44 Milliarden EUR im
Jahr 2002, investiert hat. Aber was auf dem Gebiet der Steuerpolitik
eigentlich zur Entlastung der Wirtschaft geschehen ist, von dem habe ich nichts
gehört. (GR Dr Wilfried Serles:
Steuerreform mit Wirksamkeit 2004!)
Ein anderer Punkt vielleicht noch, nur um das ganz kurz zu machen: Ich
glaube, Margulies war es, der davon gesprochen hat, es sei im gewohnt geringen
Umfang in den U-Bahnbau investiert worden. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Das habe ich nicht gesagt!) Haben Sie das
nicht gesagt? (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Nein!) Dann bin ich schon wieder beruhigt. Weil wenn man
bedenkt, welche Bedeutung der U-Bahnbau als Motor für die österreichische
Wirtschaft hat, seit es den U-Bahnbau in Wien gibt, dann wäre es schändlich,
wenn man dem unterstellen würde, es sei der gewohnt geringe Umfang. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Aber
70 Millionen EUR weniger sind veranschlagt!)
Eine Bemerkung zur Beschäftigungspolitik: Ich will diese Diskussion
nicht noch einmal vertiefen, gestatten Sie mir nur ein oder zwei Bemerkungen
dazu. (GR Dr Wilfried Serles: Sie
brauchen nur zu sagen, dass Sie uns einen Schmäh erzählt haben!) Die eine
Bemerkung ist, weder ist die Wiener Wirtschaft exterritorial noch immun
gegenüber dem, was die Bundesregierung tut. (GR
Dr Matthias Tschirf: Warum ist die Arbeitslosigkeit bei uns höher als auf
Bundesebene?) Ich kann Ihnen keine einzige Maßnahme nennen, die von Seiten
der Bundesregierung spezifisch zu Gunsten der Wiener Wirtschaft gesetzt worden
ist. Kommen Sie heraus und nennen Sie uns eine Maßnahme, wo die Bundesregierung
gesagt hat, nachdem was Sie alles verkündet haben, geht es der Wiener
Wirtschaft wirklich so schlecht, der Arbeitsmarkt ist furchtbar und wir
ergreifen eine besondere spezifische Stützungsmaßnahme für Wien. Es gibt keine
spezifische Maßnahme! Selbst wenn man über alles andere diskutiert, müsste man
eigentlich laut Ihren Wortmeldungen annehmen, dass die Bundesregierung antreten
würde und sagt, dass Wien das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, der
Finanzsituation in Österreich ist (GR Dr
Wilfried Serles: Wien war das Rückgrat!) und man spezifisch zur
Unterstützung Wiens etwas unternimmt. Ich weiß nichts, was da geschehen sein
sollte. Kommen Sie heraus und sagen Sie das in irgendeinem Beitrag!
Was wir in der Situation machen, weil davon die Rede
war, ist, wir versuchen kreativ zu sein, auch in der Finanzpolitik. Ein
Beispiel ist das Crossborderleaseergebnis. Heute Nacht findet das Closing
statt. Wien wird mit diesem Zeitpunkt in New Yorker Zeitrechnung
28 Millionen Dollar, ist gleich 24 Millionen EUR,
überwiesen bekommen, als Nettowertvorteil auch kein Fehler. Ich sage Ihnen, es
liegt nicht an der Finanzpolitik der Stadt, um hier Investitionen vorzunehmen.
Letzte Bemerkungen zu einem Thema, das mir wichtig ist: Es ist im
Zusammenhang mit den Strukturreformen, die die Wirtschaftsunternehmen der Stadt
betreffen, beklagt worden, dass damit die Opposition quasi ausgeschlossen wird.
Ich muss noch einmal deutlich machen, das, wozu uns der Gemeinderat ermächtigt
hat, betrifft nicht die Ausgliederung von Tätigkeiten, die derzeit im Rahmen
der Stadtverwaltung ausgeübt werden und jetzt in eine Unternehmensform gestellt
werden - dort könnte die Opposition sagen, sie spricht derzeit mit -, sondern
wo wir derzeit durch die generelle Ermächtigung tätig sind, sind
Strukturreformen bei Unternehmungen, wo sich jetzt schon die Opposition in
ihren Rechten möglicherweise eingeschränkt fühlt. Wo wir es tun können, werden
wir die Information selbstverständlich leisten. Wir haben einen ersten Schritt
in diese Richtung getan, und ich denke, dass selbstverständlich die
Kontrollrechte, wie sie durch das Kontrollamt oder durch den Rechnungshof
ausgeübt werden, existieren. Jetzt so zu tun, als wenn die Opposition quasi in
ihren Mitwirkungsrechten durch diese Ermächtigung des Gemeinderats demontiert
wird, das geht am Thema vorbei. Wenn es zu Ausgliederungen kommt, wird das
jeweils konkrete Beschlüsse des Gemeinderats mit sich bringen. Hier können wir
dann generell diskutieren.
Es ist in diesem Zusammenhang - damit komme ich schon zum
Schluss - die Demokratiegefährdung bemüht worden. Ich glaube, es war der
Klubobmann Chorherr, der das gesagt hat. Meiner Meinung nach kollidiert das,
was eigentlich der Misstrauensantrag der Österreichischen Volkspartei gegen die
Kollegin Mag Brauner bedeutet, viel mehr mit demokratischen Grundsätzen, meine
sehr geehrten Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist
unglaublich!), denn in Wirklichkeit bedeutet es, dass man den politisch
Ressortverantwortlichen dafür verantwortlich macht, dass es eine
gewerkschaftliche Demonstration gegeben hat. (GR Dr Matthias Tschirf: Nein, das ist die Unwahrheit!) Denn ich
kann mir nicht vorstellen, dass die Tatsache, dass jemand als Politiker dabei
ist, bereits zu einem Misstrauensantrag führt, denn so gesehen würde das
natürlich bedeuten, dass all diejenigen, die Sympathien für die Aktionen der
Gewerkschaft empfunden haben, von Ihnen mit einem Misstrauensantrag bestraft
werden. (GR Dr Matthias Tschirf: Dass die
Feuerwehr instrumentalisiert wird, sollte gerade Ihnen, Herr Vizebürgermeister,
als Jurist, ein Thema sein!) Das kann doch nicht sein, weil das würde zu
einer österreichweiten Welle der Misstrauensanträge ausufern. (GR Dr Matthias Tschirf: Sie sind viel zu
klug, um nicht zu wissen, worum es uns geht!) Worum es geht und das soll
man auf den Punkt bringen, ist, dass Sie eigentlich mit dem Misstrauensantrag
ein Verhaltensmuster dokumentieren, das bedeutet, dass der
Ressortverantwortliche eine derartige gewerkschaftliche Demonstration zu
unterbinden gehabt hätte, obwohl es sich um die Teilnahme von nicht im Dienst
befindlichen Mitarbeitern der Wiener Feuerwehr gehandelt hat, die Gewerkschaft
für die Inanspruchnahme der Mittel aufgekommen ist und kein Schaden eingetreten
ist. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist
unglaublich!) Im Klartext deckt sich das schon. Sie brauchen das gar nicht
zu bestreiten. Das deckt sich mit den Verhaltensmustern einiger Mitglieder der
Bundesregierung, die
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