Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 122
Wirtschaft
wesentlich von Vorteil, für die Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von
Vorteil und damit natürlich wieder für den Säckelwart von Wien, weil alle
natürlich Steuern zahlen. - Ich danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dr Schock gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Die Freiheitliche Fraktion hätte sich ja eine andere, eine bisschen neue
Art der Rechnungsabschlussdebatte hier gewünscht, eine Debatte, die etwas mehr
in die Zukunft gerichtet ist. Eine Debatte zum Beispiel über das Budget des
nächsten Jahres, das ja auf Beamtenebene gerade ausverhandelt wird. Eine
Debatte über die Richtlinien, die Eckwerte für dieses Budget 2004. Oder
auch eine Debatte über die mittelfristigen Perspektiven aller ausgegliederten
Bereiche, der Fonds, der Betriebe, der Unternehmungen der Stadt. Es werden ja
in diesem Konzern „Stadt der Zukunft“ in Zukunft alle diese Unternehmungen,
GesmbHs, Betriebe und Fonds neben dem Magistrat zusammengefasst sein, und wir
würden uns daher wünschen, dass man diese Rechnungsabschlussdebatte eben
einerseits in die Zukunft ausrichtet und andererseits zu einer umfassenden
kommunalpolitischen Strategiedebatte aufwertet.
Wir legen daher diesen Vorschlag vor, diese Debatte umzugestalten,
aufzuwerten in eine Strategiedebatte über die Zukunft dieses Konzerns Stadt,
über die Ressourcenzuteilung in diesem Konzern, welcher Betrieb, welche
Magistratsabteilung bekommt wie viel und welche Leistungen werden dann von
diesen einzelnen Abteilungen und Betrieben erwartet.
Wir wünschen uns auch, Herr Bürgermeister, ein Stabilitätsprogramm für
diesen gesamten Konzern Stadt. Ein Stabilitätsprogramm, das zum Beispiel beim
Bund selbstverständlich ist. Wir würden vorschlagen, dass dieses
Stabilitätsprogramm in Wien fünf Jahre abdeckt, da in Wien eine
Legislaturperiode ja fünf Jahre dauert und daher internationalen
Gepflogenheiten entsprechend auch Finanzpläne, Stabilitätsprogramme diesen
Zeitraum abdecken sollten. Wir könnten dann im Juni gemeinsam mit dem
Rechnungsabschluss für das vergangene Jahr, der ja nicht mehr so interessant ist,
auch dieses Stabilitätsprogramm für den gesamten Konzern Stadt diskutieren und
beschließen und, Herr Vizebürgermeister, vielleicht können wir doch in eine
sachliche, in eine fachliche Diskussion über diese Vorschläge eingehen. Wir
ersuchen Sie, überdenken Sie das kategorische „Nein“. Im letzten
Finanzausschuss hat Ihr „Nein“ einen zumindest kategorischen Eindruck gemacht.
Überlegen wir uns doch gemeinsam mit allen Fraktionen, wie wir diese Debatte
interessanter und vor allem auch für die Budgethoheit dieses Hauses wieder
effizienter machen können.
Es ist das leider von der Mehrheitsfraktion bisher abgelehnt worden, und
wir haben daher heute wieder dieses Ritual, dieses alte Ritual der
Budgetdebatte, der Rechnungsabschlussdebatte. Aber auch Rituale haben natürlich
ihre Reize. Ich erinnere mich etwa noch ganz lebhaft an die Debatte über diesen
Voranschlag 2002, die jetzt ja schon über eineinhalb Jahre zurückliegt.
Ich kann mich sehr lebhaft daran erinnern und ich glaube, wir alle können uns
daran erinnern, dass im Vorlauf zu dieser Budgetdebatte in diesem Haus ja sehr,
sehr viele Märchen aufgetischt worden sind. Ich erinnere zum Beispiel, und
davon ist heute Gott sei Dank keine Rede mehr gewesen, an die Sozialmilliarde
im Budget. Damals ist im Vorfeld der Debatte behauptet worden, es gibt eine
zusätzliche Sozialmilliarde für die Alten, für die Behinderten in dieser Stadt.
Dieses Geld hat sich dann einfach als die Patientenbeiträge entpuppt. Das waren
nur die Beiträge der Patienten, die diesen abgeknöpft werden und dann im Budget
eingenommen und wieder über das Budget an die Spitäler, an den
Krankenanstaltenverbund weiter überwiesen werden. Dieses Märchen ist damals
nicht einmal mehr in der Budgetdebatte, nachdem es entkräftet worden ist,
aufrecht erhalten worden.
Aber manche andere Märchen, die uns damals aufgetischt worden sind,
haben die zurückliegenden eineinhalb Jahre überlebt. Sie sind weiter entwickelt
worden, wie das Märchen so an sich haben. Sie sind sogar noch ausgeschmückt
worden. Märchen verändern sich ja auch ein bisschen im Lauf der Zeit. Eine
solche Ausschmückung und Veränderung hat heute hier etwa wieder der Klubobmann
der Mehrheitsfraktion, der Herr Klubobmann Oxonitsch, geliefert.
Der Herr Klubobmann hat etwa gemeint, dass sich die anderen Fraktionen
beim Lesen des Rechnungsabschlusses schwer tun. Er hat da alle
Oppositionsfraktionen in ein Boot gesetzt und hat gemeint, alle können diesen
Rechnungsabschluss nicht lesen.
Aber man sollte bei der
Beurteilung der Investitionen des Bundes - und genau das hat der Herr
Klubobmann ja in seiner Rede sehr lang und ausführlich betrieben - wissen und
in Betracht ziehen, dass auf Grund des neuen Maastrichter Systems der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die Bundesinvestitionen heute eben über
die Asfinag, über die Bundesimmobiliengesellschaft, über die
Schieneninfrastrukturgesellschaft und über die BB abgewickelt werden. Wir
müssen daher natürlich, wenn wir das seriös beurteilen wollen, eine
Gesamtbilanz ziehen. In dieser Gesamtbilanz sieht man, dass der Bund etwa vor
2 Jahren im Jahr 2000 2,1 Milliarden EUR investiert hat und
dass es im Vorjahr, im Rezessionsjahr, 2,6 Milliarden EUR gewesen
sind. Der Bund hat es also durch all diese Investitionen in diesen letzten 2 Jahren
geschafft, antizyklische Politik zu betreiben. 2000 hatten wir ja eine
Hochkonjunktur. (Heiterkeit bei GR Friedrich Strobl.)
Herr Kollege, wir hatten 2000 eine Hochkonjunktur mit
4 Prozent Wirtschaftswachstum und wir hatten im Vorjahr nur mehr 0,6,
0,7 Prozent Wirtschaftswachstum. Wir sind in den letzten beiden Jahren
tatsächlich hart an die Rezession geraten. Wenn man beim Bund diese
Gesamtbilanz zieht, dann sieht man eben, dass der Bund genau in diesen letzten
beiden Jahren, wo die
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