Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 122
Enkel- und
sonstigen Gesellschaften, sodass auch hier ein unüberschaubares Geflecht an Gesellschaften
entwickelt wurde.
Aber mein Vorwurf geht nicht nur in Richtung Unüberschaubarkeit, denn da
gibt es schon auch Möglichkeiten, dass man sich mit den Informationen, die man
in den zuständigen Gremien des Fonds bekommt, ausgiebig beschäftigt, sondern
ich halte es auch für eine Themenverfehlung, wenn durchwegs weiter so
vorgegangen wird. Eine effiziente Wirtschaftsförderung muss nicht zwangsläufig
mittels unternehmerischer Tätigkeit erfolgen, ganz im Gegenteil, eine solche
unternehmerische Tätigkeit kann leicht zum Selbstzweck werden und geht dann an
den Bedürfnissen der zu unterstützenden Wirtschaftsbetriebe womöglich vorbei.
Und meine Damen und Herren, solche Gesellschaftsgründungen, solche
Verästelungen sind ja dann auch nicht mehr so leicht wieder einzufangen. Es ist
ja so, dass die dann ihr Eigenleben entwickeln und auch Chorherr hat das heute
schon gesagt, wenn dann auch noch private Beteiligungen hinzukommen, ist das
ein Bereich, der hier ins Haus nicht mehr zurück eingegliedert werden kann.
Und die ÖVP bleibt auch dabei, dass mit Vernunft und Augenmaß
privatisiert werden sollte. Nicht deshalb, Herr Vizebürgermeister - und da
apostrophiere ich Sie ganz besonders - nicht deshalb, weil wir an
Geldbeschaffung denken, wie Sie uns immer wieder vorwerfen und beharrlich und
falsch unterstellen, sondern weil Unternehmensbeteiligungen beziehungsweise
unternehmerische Tätigkeiten, die von Privaten ebenso gut, ja ich würde sogar
sagen, wahrscheinlich sogar besser verrichtet werden können, nicht primär
Aufgaben sind, die die Kommunen zu erfüllen haben. Noch dazu, wenn diese
Unternehmen oder diese Unternehmensbeteiligungen keinerlei strategischen Wert
besitzen, wie beispielsweise - und da führe ich jetzt wieder eines meiner
Lieblingsbeispiele an - die Beteiligung
an den Hirschwanger Holzverarbeitungswerken oder auch an Druckereien.
Ganz im Gegenteil, meine Damen und Herren, ich bin überzeugt, die
öffentliche Hand ist kein guter Unternehmer, ja die öffentliche Hand ist nicht
einmal ein guter Eigentümer, da zu oft betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten
mit politischen Zwängen oder Zielsetzungen kollidieren.
Und was macht die SPÖ? Sie beschließt mit knapper Mehrheit ihrer Stimmen
eine Generalvollmacht für den Magistrat der Stadt Wien, 29 Unternehmungen
beziehungsweise Unternehmensbeteiligungen, die gegenüber den anderen Fraktionen
hier im Hause nicht einmal genannt wurden und noch immer nicht genannt worden
sind, obwohl wir inzwischen bereits einen Unterausschuss abgewickelt haben, an
die Wiener Holding zu übertragen.
Und, das möchte ich zum Schluss auch noch zu bedenken geben: Mit der
Wiener Holding, wie sie in den vergangenen Tagen und Wochen aufgerüstet wurde -
und wobei ja noch einiges aussteht, was offensichtlich dazu kommen soll -
wächst eine allmächtige Kapitalgesellschaft heran, eine allmächtige
Kapitalgesellschaft im hundertprozentigen Eigentum der Stadt Wien, sodass
unsere Forderung nach Einrichtung einer Beteiligungskommission, die auch
wirklich diese Informations- und Kontrollrechte zugestanden bekommt, umso
dringlicher ist. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr Dr Serles gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Wilfried Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Lassen Sie mich mit einem Lob in dieser Rechnungsabschlussdebatte
beginnen, mit einem Lob für die Einrichtung des Stabilitätspakts.
Meine Damen und Herren, dem Stabilitätspakt, der zwischen den Ländern
und der Bundesregierung abgeschlossen wurde, ist es nämlich zu verdanken, dass
in Wien endlich ehrlicher budgetiert wird, als wir das seit vielen Jahrzehnten
hindurch gewohnt waren. Wir alle - und ich habe es wiederholt in dem Haus
miterlebt - waren wiederholt Zeugen von Zauberkunststücken sozialdemokratischer
Finanzstadträte, wo zunächst einmal ein Budget dem Haus vorgelegt wurde, das
einen höheren Abgang ausgewiesen hat als sich dann tatsächlich herausgestellt
hat, und wir alle waren dann Zeugen von wiederholten Auftritten
sozialdemokratischer Finanzstadträte, wie sie sich dann stolz vor dieses Forum
gestellt haben und scheinbar nachgewiesen haben, dass der Budgetvollzug
deutlich besser war als die Prognosen und dass daher der Rechnungsabschluss
deutlich besser war als die jeweiligen Budgets.
Zuletzt beispielsweise für das Jahr 2000, wo der Rechnungsabschluss
um insgesamt 5 Milliarden, damals noch in Schilling, besser war als das
Budget für 2000.
Nun, diese Zeiten haben sich seit dem Stabilitätspakt grundlegend
geändert, denn welchen Sinn würde es machen, sich einerseits zu einem
Stabilitätsziel zu verpflichten und dann andererseits auf einmal einen größeren
Maastricht-Überschuss auszuweisen als einen,
zu dem man sich verpflichtet hat. Und daher ist der Rechnungsabschluss 2002
eine Punktlandung. Eine Punktlandung, weil der Maastricht-Überschuss von
330 Millionen EUR für das Jahr 2002 - oh Wunder - genau erreicht wird.
Symptomatisch für diesen Rechnungsabschluss - und das wird
uns in den nächsten Jahren im Gemeinderat noch nachhaltig beschäftigen - ist
die Veränderung des Budgetvolumens. 2001 war das Budget der Stadt Wien noch
rund 10 Millionen EUR stark, 2002 ist es auf 9,5 Millionen EUR geschrumpft. Und der Grund dafür ist
die Vielzahl von Ausgliederungen, die in Wien passiert sind und die in Wien
noch vorgenommen werden. Und jetzt wende ich mich ausdrücklich, und damit hier
keine Missverständnisse passieren, nicht generell gegen Ausgliederungen. Ich
glaube, es ist vernünftig, über Ausgliederungen nachzudenken, Ausgliederungen
auch durchzuführen und zwar dann, wenn man der Meinung ist, dass die dafür
vorgesehenen Rechtsträger, die dafür
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