Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 122
vorgesehenen
Unternehmungen, die Aufgaben, die kommunalen Aufgaben, die ihnen anvertraut
werden, besser erledigen können als die Stadt.
Aber wichtig in dem Zusammenhang ist es schon festzuhalten, dass alle
diese Ausgliederungen letztlich mit einem Verlust von Kontroll- und
Informationsrechten des Gemeinderates einhergehen und auf diese Kontroll- und
Informationsrechte sollten alle Mitglieder in diesem Haus bestehen, diese
Kontroll- und Informationsrechte sollten uns allen wichtig sein. Und daher ist
es, glaube ich, notwendig, grundlegend darüber nachzudenken, wie wir politisch
als Gemeinderäte mit diesen Ausgliederungen umgehen wollen. Und daher verlange
ich, hier von diesem Rednerpult aus, eine Verstärkung der Kontroll- und
Informationsrechte, soweit sie alle ausgegliederten Rechtsträger betrifft.
Beispielsweise in der Form, dass der Gemeinderat stärker als bisher über
finanzielle Vorhaben informiert werden soll als das bisher der Fall war,
beispielsweise durch detaillierte Budgets, die wir von all diesen
ausgegliederten Rechtsträgern nachhaltig fordern. (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Ausgliederungen werden uns aber auch deswegen beschäftigen, weil,
so prophezeie ich, Wien am Vorabend von massiven Tarif- und Gebührenerhöhungen
steht, weil die Stadt Wien von diesen Rechtsträgern immer mehr Leistungen zum
Preis von immer weniger Mitteln verlangt. Und es ist daher wichtig, das wir uns
die Belastungen, die in den letzten Jahren die Wiener SPÖ für die Wiener
Bürgerinnen und Bürger beschlossen hat, noch einmal vor Augen führen:
Mit 1. Jänner 2001 wurden die Wohnbauförderungsmittel dramatisch
gekürzt. Um durchschnittlich 40 EUR pro Monat, soviel macht eine
durchschnittliche Mieterhöhung im sozialen Wohnneubau diesbezüglich aus.
Sie haben eine Wiener Stromsteuer eingeführt von 0,9 Cent pro
Kilowattstunde beginnend mit 1. November 2001.
Sie haben die Aktion “Essen auf Rädern“ beginnend mit 1. Jänner 2002
gekürzt.
Sie haben die Wiener Wirtschaftsförderung beginnend mit 1. Jänner 2002
halbiert.
Sie haben die Tarife der Wiener Linien ab 1. Juni 2002 um bis zu 25
Prozent erhöht.
Sie haben eine neue Wiener Müllsteuer mit 1. Juli 2002 eingeführt.
Sie haben die Autoabschleppgebühren ab Juli 2002 dramatisch erhöht.
Sie haben die städtischen Kindergartengebühren ab September 2002 auf bis
zu 200 EUR pro Monat erhöht.
Sie haben die städtischen Sportanlagen in ihrer Nutzung verteuert.
Sie haben den Spitalkostenbeitrag in den Wiener Spitälern ab 1. Jänner
2003 erhöht.
Sie haben die Bädertarife erhöht, Sie haben die Gaspreise erhöht, Sie
haben zuletzt die Gebrauchsabgabe verteuert und die städtischen
Feuerwehrgebühren erhöht.
Und all das ist ein Vorgeschmack dessen, was in den nächsten Jahren in
Wien auf uns noch zukommen wird. Und diese Politik der Belastung der Wiener
Bürger, die am Ende letztlich Arbeitsplätze kostet, weil sie negativ auf den
privaten Konsum wirkt, diese Politik der Belastung in Wien, lehnen wir
entschieden ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, es wurde in der Diskussion bereits zu Recht
darauf hingewiesen, dass das Wiener Konjunkturpaket 2002, das von den
Rathaussozialisten groß angekündigt wurde, als gescheitert betrachtet werden
muss. Zum einen deshalb, weil viele der Investitionen, die in diesem Wiener
Konjunkturpaket angekündigt wurden, tatsächlich nicht verwirklicht wurden. Beispielsweise
sollte der Krankenanstaltenverbund 40 Millionen EUR investieren, er hat
diese Investitionen aber nicht umgesetzt.
Zum anderen aber auch deshalb, weil die Investitionen insgesamt in Wien
nach ihrem dramatischen Einbruch im Jahr 2001 - da sind sie um insgesamt
428 Millionen EUR geschrumpft - auch im Vorjahr mit 35 Millionen
EUR weiterhin geschrumpft sind.
Richtige, antizyklische Budgetpolitik hätte in schwierigen
konjunkturellen Zeiten die öffentlichen Investitionen ankurbeln müssen.
Beispielsweise hat die Bundesregierung ihre Infrastrukturinvestitionen von
2,14 Milliarden EUR im Jahr 2000 auf 2,59 Milliarden EUR im Jahr 2002
gesteigert. Auf diese Weise flossen im Vorjahr immerhin 450 Millionen EUR
an zusätzlichen Bundesinvestitionen in die österreichische Wirtschaft.
Die Stadt Wien hat jedoch ihre kommunalen Investitionen in diesem
Zeitraum etwa im gleichen Ausmaß zurückgenommen. Verglichen mit dem
Hochkonjunkturjahr 2000 wurden die städtischen Investitionen im Vorjahr um
463 Millionen EUR gekürzt.
Auch Wiener Wohnen hat seine Investitionen gekürzt und die Ausgaben für
den Wiener U-Bahnbau bewegen sich seit Jahren auf dem bekannt niedrigen Niveau.
Und diese Politik, mangelnde Investitionen auf der einen Seite und
Belastungen auf der anderen Seite, spiegeln sich am Arbeitsmarkt in Wien leider
in der ganzen Deutlichkeit wider. Entgegen dem, was uns die SPÖ-Politiker
erzählt haben und entgegen dem, was auch der Vizebürgermeister öffentlich
erklärt hat, ist in Wien auf dem Arbeitsmarkt keine Trendwende in Sicht.
Ganz im Gegenteil, Wien hat neuerlich rund 12 000 Arbeitsplätze
verloren. Im letzten Jahr hat sich die Wiener Position als Schlusslicht am
österreichischen Arbeitsmarkt weiter verfestigt. Eine positive Trendwende ist
nicht erkennbar und festzuhalten ist, dass Wien ganz besonders von
Umschulungsoffensiven, die anderswo, nämlich im Bereich der Bundesregierung,
gesetzt werden, profitiert und die Bundesregierung wegen der schlechten
Arbeitsmarktdaten in Wien vor allem Umschulungsmaßnahmen in der
Bundeshauptstadt forciert.
Schauen wir uns die Zahlen an: Die umgeschulten Arbeitslosen
im ersten Quartal 2003 sind in Wien, bezogen auf den gleichen Zeitraum des
Jahres 2002 um 82,7 Prozent gestiegen, in den anderen Bundesländern
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