Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 122
das zur Wirtschaftspartei
immer wieder –, dass die am stärksten steigende Steuer auf Bundesebene und in
Österreich die Lohnsteuer ist, und das trotz weitestgehender Stagnation des
Arbeitsmarktes, für die die katastrophale Wirtschafts- und Finanzpolitik der
Bundesregierung verantwortlich ist, trotz einer höheren Arbeitslosigkeit.
Und ich halte es für genauso vielsagend, dass die Steuern der
Selbstständigen und der Wirtschaft praktisch gleich bleiben, die Steuern auf
Kapital und Vermögen sogar massiv zurückgehen. Diese Regierung, meine Damen und
Herren, macht keine Politik für die kleinen Leute, sie macht das genaue
Gegenteil davon! (Beifall bei der SPÖ.)
Und was ist da nicht alles versprochen worden! Es ist von der
Wertsicherung der Pensionen gesprochen worden. Schauen wir uns da die Zahlen
an, Zahlen, die man in Ihrem beschlossenen Budget nachlesen kann. Seit Antritt
der schwarz-blauen Bundesregierung hat kein einziges Mal eine Pensionsanpassung
wenigstens in der Höhe der Teuerungsrate stattgefunden. Die Pensionen haben
real 6 Prozent an Wert verloren. Und dazu sind die Senioren noch
zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, zum Beispiel bekanntermaßen im
Gesundheitsbereich.
Und was ist das Ergebnis dieser Politik auf der Bundesebene? Das
selbstgesteckte Ziel des Nulldefizits wurde von Anfang an nicht erreicht. Jetzt
hat man sich mit dem Budget 2003/2004 erstmals auch offiziell davon überhaupt
verabschiedet. Und das angesichts einer massiven Schuldenreduzierung, die wir
in Wien vorgenommen haben, die man aber nicht zur Kenntnis nehmen will.
Es ist das Budgetdefizit des Bundes heuer mit rund
4 Milliarden EUR nur etwas geringer als 1999. Damals haben wir
4,9 Milliarden EUR gehabt. Wir wissen die Entwicklungen aus Wien,
wenn wir uns den Rechnungsabschluss ansehen, und ich bin gerne bereit, dann
mein Exemplar zur Verfügung zu stellen, da findet sich das nämlich drinnen sehr
deutlich, dass wir einen ausgeglichenen Haushalt zustandegebracht haben.
Die Bundesregierung hat nichts von dem zusammengebracht, nichts von dem eingehalten,
was sie versprochen hat, und wir leiden tatsächlich auch in Wien unter dieser
Bundesregierung, die eindeutig nicht mit Geld umgehen kann. Und wenn sie Geld
in die Hand nimmt, dann ist sie – das wissen wir auch seit wenigen Tagen – sehr
großzügig, was Eigenwerbung betrifft, dann ist sie sehr großzügig, was das
Sponsoring von Homepages betrifft, dann ist sie sehr großzügig, was
irgendwelche Mega-Events zur Selbstdarstellung betrifft. Dafür ist das Geld da.
Oder sie ist auch sehr großzügig, wenn es um den Ankauf von unnötigen
Kampfflugzeugen geht.
Und es ist daher kein Wunder, dass diese Bundesregierung wieder
nachdenkt, wie sie zusätzlich zu Geldern seitens der Länder und Gemeinden
kommen kann. Und es hat ja bereits vielfältige Drohungen in dem Zusammenhang
auch gegeben, was der Bund den Ländern und den Gemeinden weiter an Geld
abknöpfen will im Zuge des nächsten Finanzausgleiches.
Eines ist sicher, meine Damen und Herren: Wir als Wiener
Sozialdemokraten werden dafür sorgen, dass der Finanzminister seine Budgetsuppe
selbst auslöffeln muss! Wir werden ihm hier nicht weiterhin hilfreich zur Seite
stehen! (Beifall bei der SPÖ.)
Dabei könnte der Herr Finanzminister tatsächlich von Wien lernen, wenn
er sich die Zahlen des Rechnungsabschlusses ansehen würde. Noch einmal zur
Wiederholung: Der Bund hat heuer 9 Milliarden EUR mehr Schulden als
1999, in Wien wurden die Schulden seit 1999 um mehr als
1,5 Milliarden EUR verringert. Und, wie gesagt, zu einer weiteren
Schuldenreduzierung sind die Mittel - im Rechnungsabschluss nachzulesen -, in
einem Ausmaß von 145 Millionen EUR reserviert.
Der Bund macht nach wie vor
Budgetdefizite in Höhe von rund 4 Milliarden EUR, wir in Wien haben
einen ausgeglichenen Haushalt. Der Bund hat seine Steuern um
9 Milliarden EUR erhöht, wir haben unsere Einnahmen aus Abgaben und
eigenen Steuern um 220 Millionen EUR verringert. Der Bund, und damit
komme ich dann auch zum wichtigen Kapitel des Arbeitsmarktes, dem meine
Vorredner schon einen großen Stellenwert eingeräumt haben, der Bund hat seine
Investitionen seit 1999 halbiert, Wien hat seine Investitionen um mehr als ein
Drittel erhöht, und wir investieren jetzt sogar doppelt soviel wie der Bund in
allen neun Bundesländern zusammen.
Ich glaube, allein diese Zahlen zeigen sehr eindrucksvoll, wie Wien mit
seinen Haushaltsmitteln, wie Wien mit dem Geld der Wienerinnen und Wiener
sorgfältig umgeht, ganz im Gegensatz zur Politik der schwarz-blauen
Bundesregierung.
Und diese Bundesregierung muss lernen! Das ist auch für Wien wichtig. Es
sind hier wichtige Infrastrukturmaßnahmen angesprochen worden. Jawohl, der
Zentralbahnhof Wien ist eine wichtige Infrastrukturmaßnahme, und vielleicht
wären wir tatsächlich in der Entscheidungsfindung schon etwas weiter, wenn wir
halt nicht jedes halbe Jahr einen neuen Infrastrukturminister oder eine neue
Infrastrukturministerin bekommen würden. Man merkt sich ja die Namen schön
langsam nicht mehr. Vielleicht hält der jetzige länger durch, vielleicht kommen
wir damit zu den wichtigen Entscheidungen. Vielleicht gibt es tatsächlich dann
auch die finanzielle Unterstützung, die wir für die Umsetzung brauchen und die
auch vereinbart war, an die sich diese schwarz-blaue Bundesregierung aber nicht
erinnern will, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Wie soll tatsächlich die Infrastruktur in der Ostregion - und das ist
von besonderer Bedeutung - leistungsfähiger werden, wenn der Bund ständig seine
Mittel in diesem Bereich reduziert und auch auf die Angebote seitens Wiens
nicht einmal reagiert? Vielleicht gibt es ja jetzt Anzeichen einer Besserung.
Wir werden sehen, ob die Ausdauer dieses Infrastrukturministers länger ist als
die seiner Vorgänger.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular