Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 122
Wie sollen
neue Arbeitsplätze entstehen, wenn es für Unternehmen attraktiver ist, Geld
anzulegen als Investitionen zu tätigen? Hier sind Richtungsentscheidungen
seitens der Bundesregierung gefragt! Hier müssen Entscheidungen getroffen
werden! Auf diesen werden wir als Wiener Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten auch weiterhin massiv beharren, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist so: Wir haben in Zeiten der Wirtschaftskrise in Wien unsere
Investitionen erhöht. Wir haben die Wirtschaftsförderung vervielfacht - noch
einmal: Plus 47,2 Prozent mehr an Wirtschaftsförderung. Wir haben die
Forschungsförderung, auch nachzulesen im Rechnungsabschluss 2002, enorm
verstärkt. Wir investieren in die Infrastruktur, die Betriebsgründungen, die
Betriebsansiedlungen, die Qualifikation von Arbeitssuchenden und die
Weiterbildung von Berufstätigen.
Und es ist vom Herrn Vizebürgermeister bereits auf die Vielzahl von Maßnahmen
seitens des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds hingewiesen worden. Eine
Einrichtung, um die uns international Kommunen beneiden, um die uns andere
Bundesländer auch beneiden, welche innovative und wichtige Maßnahmen für die
Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt.
Ich verstehe es daher überhaupt nicht, warum jetzt seitens der ÖVP hier
immer wieder Kritik geübt wird, denn gerade in den letzten beiden Jahren kann
man verfolgen, wie erfolgreich der WAFF im Bereich der Arbeitsmarktpolitik war
für die Wienerinnen und Wiener, wo er arbeitssuchenden Menschen helfen konnte
im Bereich der Qualifizierung, wo er Menschen zusätzliche
Qualifizierungsangebote angeboten hat, wie diese auch angenommen wurden von den
Wienerinnen und Wienern. Ich kann hier eigentlich nur ein politisches
Ablenkungsmanöver orten. Mit sachlicher Kritik an der Arbeitsmarktpolitik hat
diese Kritik am Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds meiner Ansicht nach
nichts zu tun, meine Damen und Herren.
Wie gesagt, die Belastungen sind gestiegen. Wenn wir hören, dass die
Steuer- und Abgabenquote mit 44 Prozent auf ein Höchstmaß in der
österreichischen Geschichte gestiegen ist, und wenn wir dann auch noch
nachlesen können, dass all jene Maßnahmen, die seitens des Bundes im Budget
2003/2004 vorgesehen sind, die Wienerinnen und Wiener mit weiteren
104 Millionen EUR pro Jahr belasten müssen, da können wir der Kritik
der ÖVP eindeutig nur zustimmen. Aber nicht zustimmen können wir einfach bei
der Schuldfrage. Da hat sich meiner Ansicht nach in der ÖVP überhaupt ein
bissel ein veritabler Orientierungsverlust eingeschlichen, denn: Wer war dafür
verantwortlich, dass die Mineralölsteuer, die Energieabgabe, die Kfz-Steuer
erhöht wurden? Wer war verantwortlich, dass sich der Preis für die Autobahnvignette
verdoppelt hat, für die Passgebühr verdoppelt hat? Wer war verantwortlich
dafür, das die Invalidenrenten besteuert wurden, der Kauf von
2-Milliarden-Euro-teuren Abfangjägern beschlossen wurde? Wer war
verantwortlich, dass den Menschen die Pensionen um mindestens 12 Prozent
gekürzt werden? Laut ÖVP, aber auch der FPÖ waren das offensichtlich die Wiener
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten und nicht die ÖVP/FPÖ-Bundesregierung.
– Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es waren Ihre Kollegen im
österreichischen Parlament, die Kollegen von FPÖ und ÖVP, die diese Belastungen
für die Wienerinnen und Wiener, für die Österreicherinnen und Österreicher
beschlossen haben. Teilen Sie das Ihren Kollegen mit, sagen Sie es Ihnen und
sorgen Sie dort dafür, dass Ihre Kolleginnen und Kollegen diese Belastungen
zurücknehmen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ.)
Und es war auch die ÖVP-geführte Bundesregierung, die Belastungen auf
Kosten der Klein- und Mittelverdiener beschlossen hat. Es war der Herr
Schüssel, es war der Herr Bartenstein, es war der Herr Finz und es waren alle
anderen maßgeblichen Funktionäre, Minister der FPÖ und der ÖVP.
Aber ich weiß nicht, vielleicht erwartet sich ja die ÖVP eine Art
Wählerrabatt, wenn man so einen Stiefel daherredet, und man will den vielleicht
tatsächlich auch bekommen. Mit seriöser Analyse des Rechnungsabschlusses 2002
hat es nichts zu tun.
Und diese Orientierungslosigkeit der ÖVP bei der Tätersuche hat ja schon
sehr weit um sich gegriffen, wie wir feststellen konnten. Es ist heute schon
erwähnt worden, wie es mit der Aufklärungsrate im ÖVP-geführten
Innenministerium aussieht. Da sind ja die Zahlen ähnlich verwirrend. Wer halt
andauernd die Falschen beschuldigt und die Schuldigen laufen lässt, kann ja nicht
erfolgreich sein. Und genauso wenig erfolgreich ist der ÖVP-Innenminister, wenn
man sich die Sicherheitsstatistik ansieht, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Da muss man ja fast schon lobend hervorheben, dass sich in
einem Punkt der Wiener ÖVP-Chef Finz ein Maß an Restorientierung bewahrt hat.
Er hat nämlich unsere Berechnungen, nachdem die von ÖVP und FPÖ beschlossene
Pensionsreform in Wien zu zusätzlichen 130 000 Arbeitslosen führen wird,
korrigiert, und er hat in einer Aussendung gesagt: Nein, es sind nur
84 000 zusätzliche Arbeitslose, zu denen diese Pensionsreform in Wien
führen wird. 84 000 zusätzliche Arbeitslose in Wien bis zum Jahr 2010
wegen einer Pensionsreform, meine Damen und Herren, die den Menschen massive
Pensionskürzungen bringt, zugegeben von einem Mitglied der ÖVP-Bundesregierung
– ich glaube, durchaus beachtenswert. Das sind 84 000 zusätzliche
Familien, die vom Abrutschen in die Armut bedroht sind. Das sind 84 000
zusätzliche Menschen, die auf die Hilfe und Unterstützung letztendlich der
Stadt Wien angewiesen sein werden. Und wir werden ihnen diese Hilfe auch
angedeihen lassen, meine Damen und Herren. Und das in einer Situation, wo wir
wissen, dass die Sozialämter auf Grund der verfehlten Wirtschaftspolitik, der
verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung gestürmt werden und sich die
Zahlen seit 1999 verdoppelt haben. Wir spüren hier sehr deutlich die
katastrophalen Auswirkungen einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Die
SPÖ-geführte Stadt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular