Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 80
Hierzu liegt ebenfalls dieser Absetzungsantrag vor.
Wer für die Absetzung ist, gebe ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist somit
abgelehnt.
Wir stimmen über die Postnummer 35 in der
ursprünglichen Fassung ab.
Wer für die Postnummer 35 in der ursprünglichen
Fassung ist, möge ein Zeichen mit der Hand geben. - Das ist mehrheitliche
Zustimmung, ohne die ÖVP, der Antrag ist somit angenommen.
Wir gelangen zur Abstimmung über die
Postnummer 37.
Wer für die Annahme ist, gebe ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist mehrheitlich, ohne die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Wir stimmen über Postnummer 38 ab.
Wer dafür ist, möge ein Zeichen mit der Hand geben. -
Das ist mehrheitlich, ohne die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Somit haben wir dieses Gesamtkonvolut erledigt und
gelangen zur Postnummer 39. Sie betrifft den Abschluss eines Vorvertrages
für den Ankauf von Teilflächen der Katastralgemeinde 01660 Kagran.
Hier liegt keine Wortmeldung vor. Wir gelangen gleich
zur Abstimmung.
Wer dafür ist, gebe ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist mehrheitlich, ohne die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 42 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7182 im
10. Bezirk, Katastralgemeinde Oberlaa Land und Unterlaa.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Dr Troch,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Harald Troch:
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Als Erster zum Wort gemeldet ist Herr Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wir haben hier einen Akt vorliegen, der uns in seinem
Inhalt und seinen Auswirkungen in den nächsten Jahren sicherlich öfters
beschäftigen wird - nämlich nicht dieses Grundstück, sondern die Intention der
Gewinnung von Energie aus Wind. Selbstverständlich war die Freiheitliche Partei
immer für die Gewinnung der Energie aus Alternativen und auch, wie hier, aus
Wind.
Aber in diesem Fall gibt es ein Problem, da haben wir
ein Problem, weil die Stadt Wien ein wenig säumig ist - um es vornehm
auszudrücken. Es wäre nämlich - und das wäre wirklich sinnvoll, da man schon
seit Jahren über Alternativenergien spricht, nicht nur über Sonne, Erdwärme,
Biomasse oder sonstiges, sondern auch über Wind - an der Zeit gewesen, dass die
Stadt Wien durch ihre Dienststellen einen Windrad- oder Windkataster hätte
erstellen lassen - ich höre, er ist in Arbeit, aber noch nicht fertig -, und
zwar darüber, wo es in Wien tatsächlich wirtschaftlich sinnvoll ist, Windräder
aufzustellen. - Das ist das Erste.
Das Zweite wäre, festzustellen, wo es, wenn die
Energiegewinnung aus Wind wirtschaftlich ist - etwa wegen des Westwindes, Wien hat
eine relativ gute Lage für die Gewinnung dieser Alternativenergie -, auf Grund
optischer Sichtachsen oder wegen Denkmalschutzes nicht möglich ist, Windräder
aufzustellen.
Das heißt, prinzipiell sind wir für die Gewinnung von
Energie aus Windrädern. Trotzdem wäre es sinnvoll, bevor wir jetzt partiell
vorgehen und irgendwo Windräder aufstellen, zwei auf diesem Acker, zwei auf
jenem Acker, und dann den Strom relativ teuer ins Netz einspeisen, einen
generellen Kataster - den ja, ich sage es noch einmal, die MA 19 im
Augenblick erarbeitet, der aber noch nicht fertig ist - zu erstellen.
Das Zweite, was mich an diesem Akt stört, ist etwas
Persönliches. Das hat einen Abgeordneten eigentlich nichts anzugehen, auch einen
Stadtrat nicht, und einen Magistratsbeamten schon gar nicht, sondern das ist
etwas in der Vertragsgestaltung zwischen den beiden Partnern, hier jener Firma,
die diese Windräder konzipiert, die das Konzept erstellt, und denjenigen, denen
das Grundstück gehört. Dazu muss man wissen, dass das Grundstück schon relativ
älteren Menschen gehört; das Ehepaar ist 87 und 84 Jahre alt. Wunderschön,
dass sie das alles genießen können! Es stellt sich nur die Frage, was
geschieht, wenn ich mit so einem Ehepaar einen Vertrag abschließe, dass ich ihm
eine Einmalzahlung von 363,40 EUR gebe, damit es mir die Option gibt, dort
auf einem nicht genutzten Grundstück die Windräder aufstellen zu dürfen.
Auf der anderen Seite wird hier einen Absatz vorher
ein Pönale vorgesehen, falls sich diese Menschen aus irgendwelchen Gründen
anders entscheiden, und zwar ein Pönale in der Höhe von 21 900 EUR.
Und da muss ich schon sagen, meine sehr geehrten
Damen und Herren, stimmt die Relation nicht. Auf der einen Seite lukriert
jemand, der durchaus, glaube ich, auch aus Steuermitteln gefördert wird – denn
alle die Firmen, die Windenergie erzeugen, sind ja steuerlich gefördert, das
sind ja im Augenblick lauter Abschreibepositionen, lauter Abschreibefirmen –,
relativ viel Geld, und auf der anderen Seite mache ich einen Vertrag, der
sittenwidrig ist.
Das ist aber meine persönliche Meinung. Das hat uns
hier hinsichtlich der Windräder selbstverständlich nicht zu interessieren. Mir
gefällt es nur nicht, wenn man solche Verträge erstellt und wenn man das als
zuständiger Gemeinderat, als Stadtrat oder als zuständiger
Magistratsdienststellenleiter einfach übergeht und sagt, das interessiert uns
nicht. Formal ist es vollkommen richtig, aber menschlich und moralisch kann ich
das nicht ganz vertreten.
Daher werden wir diesem Geschäftsstück aus zwei
Gründen nicht zustimmen:
Erstens stimmen wir nicht zu
wegen dieser wirklich menschlichen Gründe, weil wir glauben, dass der Vertrag
sittenwidrig ist.
Zweitens werden wir
nicht zustimmen, so lange es in
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