Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 80
Vertreibungsaktionen, wie sie angedeutet worden sind, wird
es in Zukunft nicht geben und hat es im Wesentlichen auch in der Vergangenheit
nicht gegeben. Glauben Sie mir, wir haben eher ein Problem - und ich habe auch
jetzt gelegentlich das Problem, zumindest in meinem Bezirk -, manche Gärtner
und Bauern davon zu überzeugen, dass wir eventuelle Umwidmungswünsche, die sie
gerne erfüllt bekämen, weil sie aufgeben wollen und sich erhoffen, dass dort
Bauland entsteht, nicht nachvollziehen. Sie können daher sicher sein, dass die
Initiative in diesem Zusammenhang durchaus nicht in dieser Richtung gegeben
ist.
Wenn Sie die Förderungen der Stadt beklagen: Es mag durchaus
sein, dass wir hier vielleicht auch manches zu wenig getan haben. Aber
schließen wir eine Vereinbarung, unternehmen wir gemeinsam etwas dafür, dass
zum ersten Mal in der Geschichte der Wiener Bauern nach 1945 vielleicht auch
der zuständige Landwirtschaftsminister draufkommt, es soll so, wie es
Bergbauernförderungen oder andere Spartenförderungen gibt, einmal auch etwas
für die Landwirtschaft in Wien geschehen, zumindest in Bezug auf Heizkosten und
auf Energiekosten, weil hier die Struktur eine andere ist.
Wenn Sie sich bereit erklären, hier mit uns
loszumarschieren, können wir, wenn wir Erfolg beim Landwirtschaftsminister
haben, auch darüber nachdenken, dass wir in der Stadt zu dem vielen, was wir
schon leisten, vielleicht noch einiges zusätzlich geben. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster Redner ist Herr Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es war ein Irrtum, ich hätte vor Herrn Präsidenten
Hatzl drankommen sollen. Aber das macht nichts, es war ja keine böse Absicht.
Nur zwei Worte: Ich glaube, dass die Umwidmung - wir
haben es im Ausschuss schon lange besprochen - nicht ganz so arg ist, wie sie
hier von den Vertretern der Österreichischen Volkspartei und von den Kammern
geschildert wird. Selbstverständlich ist es ein Einschnitt. Ich habe auch einen
Grund in Wien, und wenn ich meine alte Hütte abreiße, dann darf ich nicht mehr
die alte Hütte aufbauen, sondern muss der Bauordnung gemäß wesentlich höher und
teurer bauen, obwohl ich das vielleicht gar nicht will. Es gibt wesentlich mehr
Grundeigentümer in Wien, die dieser Auflage unterliegen, als es Landwirte in
Wien gibt. Das soll nicht heißen, dass ich gegen die Landwirte in Wien bin -
absolut nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! Aber stellen Sie die
Landwirte in Wien nicht als die ärmste Bevölkerungsschicht dar, das sind sie,
glaube ich, wirklich nicht. Es gibt Probleme in der Nachfolgefrage, darüber
brauchen wir nicht zu diskutieren.
Trotzdem bin ich der Meinung, man sollte den
Absetzungsantrag betreffend vielleicht doch zustimmen, und wir sollten
überlegen, ob wir uns noch einen Monat Zeit geben können. Überlegen wir uns
vielleicht Abwertungsfaktoren, überlegen wir uns das für die Landwirte in Wien,
wie es das auch in Tirol für Bergbauern gibt, wie es das in Salzburg auf
mittleren Ebenen gibt. Sie pflegen Kulturlandschaft, und die Frage ist, ob sie
das weiter betreiben wollen, wie Kollege Hatzl gesagt hat. Ich glaube, das
wirkliche Problem ist, ob die Nachfolger Landwirte oder Gärtner werden wollen;
für die meisten gilt das nicht. Die meisten hoffen ja, mit ihren Grundstücken -
ich möchte jetzt nicht negativ sagen: ein Geschäft zu machen, sondern wenn ich ein
Grundstück habe, will ich es natürlich verwerten, darüber brauche ich nicht
nachzudenken.
Daher wäre seitens der Stadt Wien Folgendes zu
überlegen. Wenn ich die Landwirtschaft, den Wald- und Wiesengürtel erhalten
will - was immer ein ureigenstes freiheitliches Anliegen gewesen ist, das
1 000-Hektar-Programm -, dann sollten wir uns einmal überlegen, für diese
relativ wenigen Flächen den Landwirten vielleicht "Zuckerln" zu
geben, oder hier einen Abwertungsfaktor.
Wir haben heute noch ein anderes Tagesordnungsstück,
nämlich die Windräder, die alternativen Energien. Es gäbe durchaus die
Möglichkeit, einmal darüber nachzudenken, in diesen Bereichen im Kataster - den
es ja noch nicht gibt - zu schauen, ob nicht dort, genau in diesem Gürtel,
Möglichkeiten für alternative Energiegewinnung bestünden, was auch wieder
Einnahmen für die Grundeigentümer - ob es wirklich Bauern oder Gärtner sind,
lasse ich jetzt dahingestellt - ermöglichen könnte.
Daher sagen wir: Lassen wir uns ein Monat Zeit, es
rennt uns nichts davon. Überlegen wir uns für die wenigen Betroffenen
Abfederungsmaßnahmen, da sie durchaus Verluste in ihrem Grundeigentum und im
Wert hinzunehmen haben. Wenn dem nicht so sein sollte, werden wir hier den
Umwidmungen zustimmen, vor allem im 21. Bezirk, weil dort die geschlossene
Einheit des Wald- und Wiesengürtels gewährleistet ist, dem wir eigentlich immer
den Vorzug gegenüber irgendwelchen Spekulationen oder Neubauten gegeben haben. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das
Schlusswort.
Wir kommen zur Abstimmung. Sie wird grundsätzlich
getrennt durchgeführt. Ich darf daran erinnern, dass Herr Mag Neuhuber einige
Anträge schon heute in der Früh abgegeben hat.
Zur Abstimmung gelangt die Postnummer 34. Dazu
liegt ein Antrag auf Absetzung vor.
Wer für die Absetzung des Geschäftsstückes ist, gebe
ein Zeichen mit der Hand. - Das findet nicht die erforderliche Mehrheit, somit
ist dieser Antrag abgelehnt.
Es gelangt die Postnummer 34 in der vorliegenden
Fassung zur Abstimmung.
Wer dafür ist, möge ein Zeichen mit der Hand geben. -
Das ist mehrheitlich, ohne die Stimmen der ÖVP, angenommen.
Herr Mag Gerstl, Sie müssen konsequent bleiben.
Es gelangt nun die Postnummer 35 zur Abstimmung.
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