Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 80
hinter den genannten Kürzeln zu vermuten ist.
Das SWW in Verbindung mit BB7 bedeutet nämlich für
die betroffenen Landwirte - und das muss jedem klar sein - eine ziemliche Einschränkung
der Eigentumsrechte. Neben einer psychologischen hat diese Tatsache auch eine
praktische Auswirkung. Bei einer Fremdfinanzierung - das können Sie mir alle
glauben, die hier im Raum sitzen, ich kenne mich da recht gut aus - ist es für
einen Landwirt, der jetzt eine SwwL-Widmung hat, sicher nicht mehr leicht, je
Kredite aufnehmen zu können. Auch wenn Kollege Reiter sagt, es ist nur einer
davon betroffen: Es kann ja sein, dass das in nächster Zeit sehr wohl mehrere
in Anspruch nehmen würden.
Keiner von uns - ich kann mir nicht vorstellen, dass
einer das will - kann wollen, dass die Gründe rund um Wien, die jetzt durch
unsere Bauern bewirtschaftet und quasi auch betreut werden, plötzlich
brachliegen. Ich will es ja niemandem zeigen oder niemandem sagen, aber Sie
alle sind sicher schon einmal durch Frankreich gefahren. Dort gibt es sehr
viele Gründe, die brachliegen und nicht mehr von Bauern bewirtschaftet werden.
Das haben wir in Wien - wo dort noch dazu die grüne Lunge Wiens ist - wirklich
nicht notwendig, die Bauern zu vertreiben. Dann schaut es nicht gut aus, weil
wir dann auch nicht mehr das berühmt gute Obst und Gemüse haben (GR Paul Zimmermann: Das stimmt aber nicht!),
das wir bekommen, lieber Pauli. Ich möchte jetzt nicht mit dir darüber reden,
aber eines sage ich dir: Die Bauern und die Gärtner sind sehr besorgt darüber,
dass das Schule macht. Aber eine solche Schule wollen wir wirklich nicht haben.
Ich möchte, dass die L-Widmung erhalten bleibt. Hier hätten wir wirklich keine
Angst und nichts zu befürchten, ich kann mir nicht vorstellen, dass einer
unserer Landwirte hergehen und das groß als Bauland nützen würde.
Wie ich schon gesagt habe, sind in dieser Hinsicht
die Banken sehr heikel. Sie werden sich ganz sicher - ich habe darüber mit der Gärtnerbank
und auch mit der Raiffeisenbank gesprochen - mit den Kreditvergaben sehr
zurückhalten, weil eben die Sicherung der Gründe nicht die entsprechende
Unterlage ist.
Sicher ist, dass diese Flächenwidmung und das
dekretierte Verbot, selbst landwirtschaftlich genützte Bauten zu errichten, die
Existenz der Bauern in Wien gefährdet und, wie ich schon gesagt habe, wirklich
ein Anschlag auf die grüne Lunge Wiens ist. Darüber hinaus widerspricht diese
Flächenwidmungsentscheidung eindeutig den Intentionen des
Landwirtschaftsgesetzes, das hier in diesem Haus beschlossen worden ist und das
- so nehme ich einmal an - für uns alle Gesetzeskraft hat. All dies kritisiert
natürlich auch die Landwirtschaftskammer in ihren Stellungnahmen, aber die
sachliche Kritik der offiziellen Interessenvertretung der Bauern ist ungehört
geblieben, wie wir uns in der letzten Ausschusssitzung überzeugen konnten. Wir
haben unsere Stimmen für die Anliegen der Landwirtschaft erhoben und darauf
hingewiesen, dass eine solche Vorgangsweise für uns überhaupt nicht
nachvollziehbar ist.
Die Argumente, die uns in diesem Zusammenhang
entgegengebracht worden sind, sind alles andere als stichhaltig. Irgendwo ist
auch mitgeschwungen, dass die Bauern vor Überschuldung geschützt werden
sollten. Auch ein Schutz vor einer Zerstörung des Wald- und Wiesengürtels ist,
wie wir jetzt gehört haben, bei den Ausschussberatungen als Begründung für die
Widmungsentscheidung angeklungen. Angeblich sollen jetzt die Bauern diejenigen
sein, die unbedingt für eine Verbauung dieses Grünlandes sind. Meine Damen und
Herren, alle diese Argumentationen greifen meiner Meinung nach viel zu kurz. Im
Gegenteil, es sind die Bauern, die für die Erhaltung von möglichst viel
Grünraum eintreten. Ich hoffe, das ist auch unbestritten. Ihre Tätigkeit ist
geradezu der Garant dafür, dass der Grüngürtel um Wien erhalten bleibt. Denn wo
produktive bäuerliche Betriebe angesiedelt sind, da wird kein Platz für Bauland
sein, und natürlich auch nicht für Brachland.
Aber mit der Einschränkung der Eigentumsrechte der
Bauern signalisieren Sie dieser Berufsgruppe geradezu, wie wenig man von ihr
hält, denn sonst würde man diese Umwidmung nicht in Betracht ziehen. Damit
beginnen Sie langsam, den bis jetzt auch von Ihrer Seite immer wieder betonten
Konsens aller Parteien, der Landwirtschaft eine wichtige Rolle einzuräumen, in
Frage zu stellen. Wir sollten aber in Wien weiterhin alles tun, um die Bauern
nicht zu vertreiben, und sollten Ihnen auch die entsprechenden Widmungen für
ihre Grundstücke ermöglichen. Das können wir natürlich nicht mit einer
SwwL-Widmung, das ist logisch, weil damit die Besicherung fällt. (GR Paul Zimmermann: Wir haben eine andere
Meinung!)
Eines möchte ich noch sagen. Man kann die vorliegende
Umwidmung als unlogisch bezeichnen, und ich hoffe, dass nicht mehr dahinter
steckt. Würde es das, dann hätte ich nicht nur hinsichtlich der Landwirtschaft
Bedenken, die derzeit der Hauptbetroffene ist, sondern dann müsste man
fürchten, dass dies Umwidmungspolitik früher oder später auch andere
Berufsgruppen und Bürger betreffen würde. Das wäre aber unserer Meinung nach
ein politischer Weg, der nicht in die Zukunft, sondern in die politische
Vergangenheit führt. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir haben noch eine Wortmeldung. Zum Wort
gelangt Herr GR Hatzl. - Bitte.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Hohes Haus!
Ich werde mich in die Flächenwidmungsdebatte nicht
zur Gänze einmengen, möchte aber trotzdem zur letzten Stellungnahme - wobei ich
durchaus viel Verständnis habe und die Lauterkeit unterstreiche, die hier
angesprochen wurde - zwei, drei Bemerkungen machen. Es sind sicherlich gut
30 Jahre gewesen, in denen ich mich, auch ohne dass ich mich damit in die
erste Reihe gestellt habe, mit den Fragen beschäftigt habe, zumindest in einem
Teil von Wien, einem nicht unbedeutenden Teil von Wien, in dem
Landwirtschaftsbetriebe bestehen, existieren und angesiedelt sind.
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