Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 80
Kenesei, was in diesem Gremium schon längst diskutiert,
besprochen und auch beschlossen worden ist. (GR Günter Kenesei: Was denn?
Sagen Sie es!) Lassen Sie mir Zeit.
Ich habe das große Vergnügen gehabt, gerade den
Prozess Umweltprüfung - Wiener Abfallwirtschaft hier in diesem Hause mit
Geschäftsstücken zu begleiten. Deshalb denke ich mir, ich habe doch ein
bisschen den Überblick, und ich kann mich auch genau daran erinnern, wie damals
die Stellungnahmen erfolgt sind. Wir haben damals dieses Konvolut besprochen,
diskutiert, beschlossen. Wenn jetzt Kollege Kenesei sagt, wir hätten nie davon
gesprochen, oder es gäbe das große Überraschungspaket Müllverbrennungsanlage in
Simmering; wenn Sie sagen, das würde wie in einer strategischen
Abfallwirtschaft als das Szenario oder ein Teil des Szenarios und dessen Lösung
präsentiert und verabschiedet (GR Günter Kenesei: Ist ja beschlossen!),
dann haben Sie offensichtlich eine andere Auffassung der Realität. Ich würde
unterstellen, dass es eine selektive war. (GR Günter Kenesei:
Entschuldigung, wir haben einen Bericht zur Kenntnis genommen, und nicht eine
Müllverbrennungsanlage beschlossen! Das ist ein Unterschied!)
Wenn jetzt Folgendes passiert (GR Johann Hatzl -
in Richtung GR Günter Kenesei -: Er verkauft sich heute unter Wert!) - und
ich kenne die Argumente, die Sie damals gemeinsam mit Kollegen Maresch
eingebracht haben. Damals wurde geleugnet, dass wir eine dritte
Müllverbrennungsanlage benötigen würden. Damals wurde gesagt, gerade die
Umweltstadträtin hätte vor, die dafür vorgesehenen 70 Millionen ATS -
damals waren es noch Schillingbeträge - für Müllvermeidungsaktivitäten nicht
aufzuwenden, in Wirklichkeit hätte sie nicht vor, zu vermeiden, und die Stadt
Wien hätte das nicht vor, sondern lediglich, zu verbrennen.
Meine Damen und Herren! Heute war nicht mehr die Rede
davon, dass wir das Geld für Müllvermeidungsaktivitäten nicht aufwenden würden.
(GR Günter Kenesei: Eh nicht!) Ganz im Gegenteil: Heute geben Sie zu,
dass es eine Kampagne gegeben hat. (GR Günter Kenesei: Nein, bitte!) Was
ist es denn, meine Damen und Herren? Wenn Sie sich ... (GR Günter Kenesei:
"Kronen Zeitung"! "Kurier" ...! - Weitere Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.) Ja, darüber können wir auch noch reden.
Wenn Sie sich die Sujets ansehen, die damals
geschaltet wurden, dann werden Sie feststellen, dass es eine
Bewusstseinskampagne war, eine Kampagne, dass man den Menschen zeigen wollte,
was alles in dieser Stadt auch im individuellen Handling Müll erzeugt. Wenn Sie
mir jetzt sagen, Müll zu vermeiden wäre nicht etwas, was zu argumentieren wäre,
wenn Sie sagen, das ist nicht etwas, was als ein Bewusstwerdungsprozess in den
Köpfen jedes Einzelnen von uns notwendigerweise stattzufinden hat - wenn Sie
das als Vorbedingung akzeptieren, dann beantworten Sie mir die Frage, wie man
das außerhalb einer Kampagne machen soll. Ohne zu kommunizieren, meine Damen
und Herren, ist das nicht möglich! Diese Aufklärungskampagne war ein
vernünftiger Beitrag, um Müll in dieser Stadt zu vermeiden und zu garantieren,
dass Wien weiterhin Umwelt-Musterstadt bleibt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Ja,
das ist richtig, aber ...!)
Wenn ich mir die Argumente weiter ansehe - und wir
sollten uns das wirklich im Detail ansehen -, dann haben sich heute die
Argumente gegen Pfaffenau zu einer rein formalen Diskussion gewandelt. Das
heißt, ich sehe einigermaßen mit Befriedigung, dass Sie zur Kenntnis genommen
haben, dass wir im Sinne der Wiener Abfallwirtschaft und im Sinne des Wiener
Abfallwirtschaftsplans vorgehen. Ich nehme erfreut zur Kenntnis, dass Sie
offensichtlich heute der Meinung sind, dass wir Aktivitäten ... (GR Günter
Kenesei: Sie haben ein etwas selektives Gehör!) Wenn mein Gehör selektiv
ist, Kollege Kenesei, dann weiß ich nicht, was Ihre Wahrnehmungen in den
letzten Monaten waren, meine Damen und Herren!
Da hier diskutiert und kritisiert wird, dass man
überrascht ist, was die WKU soll: Ich habe Sie, Kollege Kenesei, als jemanden
kennen gelernt, der durchaus messerscharf in der Realität stehend ist, wenn es
darum geht, Dinge zu qualifizieren, jemanden, der skizzierend und aufzeigend
unterwegs ist. Sagen Sie mir, wenn Sie als Stadt Wien eine Gesellschaft gründen
und diese in Zukunft im Bereich der Abfallwirtschaft einzusetzen gedenken,
zeigen Sie mir dann denjenigen, der betriebswirtschaftlich bei klarem Verstand
ein Unternehmensziel ausschließlich in einer Sparte formulieren würde!
Natürlich ist der rein juridische Text dieses Vertrages, dieser Absichtserklärung
darüber, was diese Gesellschaft tun soll, ein mannigfaltiger. Aber jedem
Mitglied des Wiener Gemeinderates war im dem Moment klar, dass die WKU
natürlich auch den Zweck hat, die planerischen Vorarbeiten und die behördlichen
Vorarbeiten für die Pfaffenau zu machen. Das war doch jedem klar!
Wenn Sie das jetzt nicht mehr wahrhaben wollen, dann
suchen Sie sich jetzt, in der letzten Phase der Umsetzung des Wiener
Abfallwirtschaftsplans, in dem planerischen Vorlauf das Ausstiegsszenarium,
warum Sie formalrechtlich dagegen sein können. (GR Mag Rüdiger Maresch: ...
die Mistkübel genauso!) Sagen Sie doch ehrlich: Sie sind weiterhin dabei
geblieben, dass Sie die dritte Müllverbrennungsanlage, die dritte thermische
Verwertungsanlage in Wien nicht wollen - sagen Sie das klar und deutlich! Wir
werden es zur Kenntnis nehmen. Aber verstecken Sie sich nicht hinter
formaljuristischen Diskussionen. Das ist doch Ihrer in Wirklichkeit nicht
würdig!
Abschließend: Ich bin sehr froh, dass die Diskussion
heute im Vergleich zur ersten Diskussion, zur Grundsatzdiskussion zur Wiener
Abfallwirtschaft, eine sehr lustlose geworden ist. Es ist festzustellen, dass
hier offensichtlich die Rückzugsgefechte laufen, was ich auch verstehen kann.
Auf der einen Seite steht eine klare Planung, eine Planung, die von
Verantwortungsbewusstsein getragen ist, und auf der anderen Seite steht einfach
das Negieren und das Ablehnen einer vernünftigen Strategie. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Ich kann mich jetzt leider nicht mehr melden!)
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