Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 80
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Reinberger gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Frau Stadträtin!
Das Abfallwirtschaftsgesetz und die Deponieverordnung
bringen massive Veränderungen in der Abfallwirtschaft, insbesondere die
Deponieverordnung, die besagt, dass Abfälle, deren Anteil an organischem
Kohlenstoff mehr als fünf Masseprozent beträgt, ab dem 1. Jänner 2004
- also schon bald - nicht mehr deponiert werden dürfen, sondern, um den
CO-Gehalt zu reduzieren, vorzubehandeln sind, entweder mechanisch, biologisch
oder eben thermisch. Wie man aus diesem Geschäftsstück sieht, sind die in
Niederösterreich schon relativ weit. Das heißt, sie sind mit ihrer
Müllverbrennungsanlage schon fertig, können einen Probebetrieb beginnen und die
Stadt Wien ist so großzügig und hilft dabei.
Was die Abfallentsorgung in Wien anbelangt, hat die
Frau Stadträtin fixe Positionen. Sie setzt auf Müllverbrennung und auf Autarkie
mit Ausnahme dieses Geschäftsstücks, das eine kleine Durchbrechung ist. Aber es
wird, wie gesagt, tituliert, es ist eine Hilfestellung für die
Niederösterreicher.
Am 21. Mai hat im Austria Center Vienna eine Städtebundtagung
unter dem Titel "Verwertungs- und Entsorgungstag 2003" stattgefunden.
Es ist mir schon klar, dass man die Stadt Wien schwer mit den anderen
Bundesländern vergleichen kann, aber es hat dennoch sehr interessante Aspekte
gegeben. Es wurden die Abfallwirtschaftskonzepte der Bundesländer präsentiert.
Da hat sich schon gezeigt, dass so gut wie alle anderen Bundesländer in erster
Linie auf mechanisch-biologische Varianten und Behandlungen setzen, viele
Bundesländer auch auf die Kooperation mit dem benachbarten Ausland oder mit
benachbarten Bundesländern.
Das sind zwei Punkte, die wir in der Debatte um die
SUP Abfallwirtschaft durchaus ins Spiel gebracht haben, nämlich dass es
Alternativen gibt und ob es nicht möglich wäre, mit dem benachbarten Umland von
Wien Kooperationen zu treffen. Das waren zwei Punkte, die wir, neben der
Forderung nach verstärkter Müllvermeidung, gefordert haben. Unsere Bedenken,
unsere Wünsche, unsere Anregungen sind mit der Begründung vom Tisch gewischt
worden, das sei unmöglich, das sei unsinnig bis hin zu das sei sogar
unzulässig.
Dann hat es noch etwas Interessantes gegeben. Zu
Beginn der Tagung hat es einen Einleitungsfilm gegeben, wo der Herr
Bortenschlager die Pläne für Wien präsentiert hat. Es war der Herr Dr Bortenschlage
mit Namen als Unterschrift zu sehen und darunter stand "Direktor der
WKU", der schon zitierten Wiener Kommunalen Umweltschutzprojekt GesmbH,
der uns erläutert hat, dass Flötzersteig und Spittelau 450 000 Tonnen
Verbrennungskapazität haben, dass es eine dritte Müllverbrennungsanlage mit
250 000 Tonnen und einen Wirbelschichtofen IV mit
90 000 Tonnen geben wird. Einige Zeit davor hat er im
Gemeinderatsausschuss - im Ausschuss allerdings als Leiter der MA 48 -
erklärt, dass es 35 000 Tonnen Biogasanlage gibt. Zu den anderen
Daten, nämlich zu dieser dritten Müllverbrennungsanlage mit
250 000 Tonnen, hat er auf unsere Rückfrage, wie hoch die Kapazität
der dritten Anlage sein wird, gesagt, dass das sowieso jeder weiß und dass das
sowieso schon in jeder Zeitung gestanden ist.
Bei der Diskussion, die wir geführt haben, wo es um
die 4 Millionen EUR für die WKU für die Vorbereitung und Durchführung
zur Umweltverträglichkeitsprüfung zur Errichtung der dritten
Müllverbrennungsanlage gegangen ist - da schließe ich an meinen Vorredner an -,
haben wir festgehalten, dass erstens in diesem Geschäftsstück nirgendwo zu
sehen ist, um welche Kapazität es sich handelt, also welchen Auftrag wir der
WKU eigentlich erteilen sollen, und zweitens dass diese 250 000 Tonnen
so nicht im Gemeinderat beschlossen wurden. Ich darf auf den SUP
Abfallwirtschaftsplan verweisen, der mit den Stimmen der SPÖ zur Kenntnis
genommen wurde. Darin wird von einer Vergärungsanlage gesprochen: "Die
Stadt Wien soll die Rahmenbedingungen schaffen, damit 25 000 Tonnen
pro Jahr vergärfähiger Abfälle aus Gewerbe und Industrie in einer
Vergärungsanlage behandelt werden können." Im nächsten Punkt, "neue
MVA": "In der Stadt Wien soll eine neue Müllverbrennungsanlage mit
einer Kapazität von 450 000 Tonnen im Jahr errichtet werden. Die
Müllverbrennungsanlage Flötzersteig soll als Müllverbrennungsanlage stillgelegt
und als Müllverbrennungsanlagenstandort aufgegeben werden." Das wurde von
der SPÖ beschlossen, und nichts anderes. Aber offensichtlich soll der Gemeinderat
in seiner Entscheidung ein bisschen ausgeschaltet oder verschoben werden, denn,
wie wir im Ausschuss gehört haben, dürfen der Gemeinderat und der Ausschuss
erst entscheiden, wenn das Projekt der WKU fertig gestellt ist, von dem wir
eigentlich nicht wissen, was es ist.
Wie gesagt, der Akt war relativ unvollständig. Das
heißt, wir wissen jetzt nicht, plant die WKU eine 250 000-Tonnen-Anlage,
wie es in der Zeitung gestanden ist, Zitat Bortenschlager, oder plant sie die
450 000-Tonnen-Anlage, wie sie die SPÖ im Gemeinderat mit dem SUP
Abfallwirtschaftsplan beschlossen hat. Die Anrainer des Flötzersteigs haben
sich nach der SUP Abfallwirtschaft zu früh gefreut und angenommen, der
Flötzersteig wird geschlossen. Die Simmeringer wissen jetzt eigentlich nicht, was
von der Kapazität her auf sie zukommen wird. Man hat den Eindruck, auch im
Gemeinderat weiß die eine nicht, was die andere sagt und will. Mir ist nicht
klar, ob das Chaos ist, dass wir da mit unterschiedlichen Zahlen operieren oder
ob das eine bewusste Verschleierung ist.
Solange das nicht geklärt ist, solange eine solche
Unsicherheit herrscht und in der Mistwirtschaft in Wien nichts Innovatives
geschieht, werden wir solchen Geschäftsstücken unsere Zustimmung verwehren. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Polkorab gemeldet. -
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