Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 80
pädagogischen Fragestellungen beschäftigt, die in Österreich
derzeit noch sehr brach liegen. Also man darf zweifelsohne sagen, es handelt
sich hier in Wien um ein Unikatsprojekt, um eine Einrichtung, die nicht nur
international mittlerweile sehr bekannt ist, sondern die auch innerhalb
Österreichs keinen wie immer gearteten Vergleich hat.
Was sind die wesentlichen Merkmale? Die wesentlichen
Merkmale sind, dass Schüler offenbar im bestehenden Schulsystem nicht
realisieren können, weil sie ganz besonders begabt und verhaltensauffällig sind
- und das ist auch zum Beispiel etwas, was Sie, sehr geehrte Frau Kollegin
Jerusalem, einmal überlegen sollten -, und da sind einige Schüler dabei, die im
Regelschulbereich nicht bestehen konnten, also repetieren mussten. Wer bei
einer Maturafeier – und die letzte gab es ja erst, es hat ja erst einen vollen
Durchgang gegeben - dabei war, der hat erleben können, wie glücklich dort diese
Kinder und natürlich auch die Eltern waren, dass es so eine Form der Schule
gibt.
Das Ziel dieses Schulversuchs ist und bleibt es, alle
jene Bereiche, die hier erprobt werden, auch für das Regelschulwesen zu
adaptieren, um es dann überführen zu können.
Ich darf auch dazu sagen, weil Sie gemeint haben, es
gebe hier auf Grund der Evaluation irgendwelche Defizite im Bereich des
Sozialengagements: Nun, meine Damen und Herren, damit auch hier kein Nimbus
entsteht, natürlich ist bekannt, dass Menschen in ausgeprägten Begabungsbereichen
sehr oft eine in Richtung Autismus gehende eingeschränkte Wahrnehmung ihrer
Umwelt haben. Wir kennen das aus der gesamten Begabtenforschung und daher ist
es kein Wunder, dass dieses Projekt ganz besonders die soziale Erziehung in den
Mittelpunkt stellt und verpflichtende Sozialprojekte in der Umsetzung, in der
Planung vorsieht. Das heißt, wir wissen durch die genaue Beobachtung und
Betreuung dieser Schüler sehr wohl, wie man damit umzugehen hat und wie man
diesen Menschen - die ja ein ganz besonderes Potenzial für die Gesellschaft
darstellen - auch für die Gesellschaft dort, wo sie merken, dass sie zum
Beispiel eine schnellere Auffassungsgabe haben, dass sie anderen Menschen
sowohl in ihrer Logik als auch in ihrem Denkvermögen deutlich überlegen sind,
vermittelt, dass sie ein wichtiger sozialer Teil dieser Gesellschaft sind und
daher auch jene integrativen Maßnahmen mittragen, die eben in den
Sozialprojekten grundgelegt sind.
Das heißt
das einzige, was hier im Evaluationsbericht - und der unterscheidet sich zum
Beispiel sehr deutlich vom Evaluationsbericht der w@lz. - ganz deutlich
herausgearbeitet ist, ist, dass es bei diesen Schülern keine
überdurchschnittliche Form des Sozialbereichs gibt. Aber das heißt ja nicht,
dass sie in diesem Zusammenhang den anderen aus der Regelschule kommenden
Kindern in irgendeiner Form unterlegen wären.
Also zusammenfassend kann gesagt werden: Wir haben
hier ein Projekt und wir sind sehr dankbar. Ich darf das auch der Frau
Vizebürgermeisterin - ich weiß nicht, oh ja, sie ist hier - ganz persönlich
sagen: Ich danke jetzt nicht persönlich – da ich einer der Miterfinder und
Mitkonzipierer für diese Schule sein durfte –, sondern ich danke, dass das in
dieser Stadt möglich geworden ist.
Das ist der Unterschied, Frau Kollegin Jerusalem,
warum wir hier mit der Stadt Wien die Gespräche führen und meinen, dass das ja
eine Reputationsfrage ist, dass das Land und die Stadt Wien so etwas herzeigen
kann und dass das nicht so sehr eine Frage ist, wie weit wir dann, und das werden
wir ja noch sehen, solche Modelle Österreich weit oder sogar international
vorzeigen können und Teile dieser Pädagogik dann in das Regelschulwesen
übergehen werden.
Ein Wort noch zu den von Ihnen zitierten
Werteinheiten und Umrechnungen:
Frau Kollegin Jerusalem, die Umrechnung der
Planstellen im Pflichtschulbereich erfolgt nur in einem einzigen Punkt in
Werteinheiten, nämlich beim Schulversuch „Kooperative Mittelschule“. Sonst gibt
es keine Umrechnungen in Werteinheiten. Das macht auch gar keinen Sinn, weil es
im Pflichtschulbereich keine unterschiedlichen Werte bei der Haltung von
Stunden gibt. Da ist eine Turnstunde genauso viel wert wie eine Deutschstunde,
eine Mathematik- oder Physikstunde. Das ist der große Unterschied zu den
Bundeslehrern. Die haben hier andere Wertigkeiten, weil hier die Tätigkeit auch
anders abgegolten wird. Ein Beispiel: Deutsch, Mathematik, Englisch, also
Schularbeitsfächer, haben eine höhere Wertigkeit, weil die zusätzliche
Tätigkeit wie Hefte verbessern, et cetera auch über diesen Teil abgegolten
wird. Das ist der große Unterschied. Daher macht es auch gar keinen Sinn,
irgendwelche Planposten der Pflichtschullehrer umzurechnen.
Wenn Sie davon reden, dass in Wien Planposten im
Pflichtschulbereich heuer noch eingespart werden, dann ist das richtig und Sie
wissen, dass das im Finanzausgleich 2000/2001 festgelegt worden ist.
Unterschrieben hat das natürlich der Herr Landeshauptmann, aber nicht er
allein, sondern neun Landeshauptleute. Wir haben heute dazu eine kurze Diskussion
gehabt. Sie haben sich ja geweigert, die Landeshauptleute, die Wohnbauförderung
zu kürzen. Sie haben sich damals darauf geeinigt, lieber beim Personal zu
sparen. Daher musste das Unterrichtsministerium eine Formel ausarbeiten, die
für alle Bundesländer gleich ist. Die kennen Sie, das ist das
Lehrer-Schüler-Verhältnis wie viele Schüler auf einen Lehrer grundgerechnet
werden, für die Volksschule, für die Hauptschule, für den Polytechnischen und
für die Sonderschule, und dieser Schlüssel kommt zur Anwendung. Er gilt für
alle Bundesländer. und wenn Bundesländer derzeit in diesem Bereich zu viele
Lehrerposten laufen haben, dann müssen sie hier einsparen. Es gibt ja auch
Bundesländer, die bekommen etwas dazu.
Aber damit es nicht zu lange dauert ein letzter Gedanke,
wenn Sie schon von den Bundeslehrern gesprochen haben. Nun, ich kann Ihnen die
Zahlen genau sagen. Es sind im Vorjahr 152 528 Werteinheiten nach
Wien gegangen - für die Bundesschulen jetzt, damit wir das auseinanderhalten
können - und heuer sind es 154 127. Also nach Adam Riese, das war ein
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