Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 80
irgendwelchen mir unbekannten Gründen hat die Stadträtin
beschlossen, die Privilegierten weiter zu privilegieren, aber sie hat nicht
beschlossen, den Unterprivilegierten aus der Unterprivilegiertheit
herauszuhelfen.
Ich hätte gern, dass sich dazu die SPÖ vielleicht
doch zum Wort meldet und ein bisschen Stellung nimmt, wie sie das eigentlich
sieht. Fühlen Sie sich zuständig für die Privilegierten und den weiteren Ausbau
der Privilegien oder fühlen Sie sich vielleicht auch für Jugendliche zuständig,
die absolut unterprivilegiert sind und den Hauptschulabschluss dringend
brauchen? Was sollen denn die auf dem Arbeitsmarkt machen ohne den
Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben? Na was machen die? Nachdem sie aber
in keinem der vorhandenen Kurse unterkommen, würden sie auf der Strasse stehen.
Geld ist ja sehr wohl gekommen ist, nämlich vom Bund – es haben sich nämlich
die ÖVP und die FPÖ in der Regierung zusammen getan und fördern dieses Projekt -,
nur die Wiener Sozialdemokraten sind nicht bereit, das zu fördern. Jetzt fehlt
aber Geld, nämlich die Transche der MA 13. Es kommt etwas vom
Integrationsfond – und möchte ich dazu sagen, das ist sehr erfreulich -, aber
es fehlt eine Transche. Das heißt, dieses Projekt wird um drei Monate früher
als geplant aufhören müssen, so sich die Stadt Wien das nicht noch einmal
überlegt und die „Jugendchance 2003“ tatsächlich noch fördert. Ich gebe
Ihnen das heute mit nach Hause. Bitte denken Sie darüber nach und überlegen
Sie, ob Sie das nicht trotzdem und dennoch fördern werden. Ich werde mir
erlauben, in der Budgetsitzung einen entsprechenden Resolutionsantrag
einzubringen, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, dieses Projekt noch zu
fördern.
Ein Allerletztes, was ich noch erwähnen möchte, weil
mein Nachredner ja der Herr Abg Strobl ist, der sicher wieder Interessantes zu
sagen weiß. Ich möchte ihm gern die letzten Zahlen von dem, wie nämlich im
schulischen Bereich gespart wird, mit auf den Weg geben. Wir streiten da ein
bissel darum, aber im Pflichtschulbereich - und ich sage das jetzt nur für den
Pflichtschulbereich - wird in Wien gespart und zwar im Ausmaß von
340 ganzen Dienststellen (GR Godwin Schuster: Dienstposten!) und
das sind 6800 Werteinheiten, die es im kommenden Schuljahr weniger geben
wird. Ich sage immer dazu: Im Pflichtschulbereich. Das stimmt nicht für die AHS
und die BMHS. 6800 Werteinheiten sind es weniger. (GR Walter Strobl: Pflichtschule hat keine Werteinheiten!)
Bitte? (GR Walter Strobl: Die Pflichtschule hat
keine Werteinheiten!) Man kann die Werteinheiten auf den
Pflichtschulbereich umrechen, der Herr Dr Weidinger wird Ihnen das erklären,
Sie können ihn anrufen, ich habe gerade erst mit ihm telefoniert. Er hat mir
das umgerechnet. Es sind 340 Planstellen und das ist ein Minus von
umgerechneten - ich sage das Wort dazu, wenn Sie daran hängen -
6800 Werteinheiten. Ich denke mir, in Zeiten von derartigen Sparmaßnahmen
immer noch weiter dort hinein zu stecken, wo eh schon alles drinnen steckt, und
bei den anderen zu sparen, ist schon eine sehr zynische Vorgangsweise. Ich füge
hinzu, im AHS- und BMHS-Bereich, damit wir vielleicht dann auch über dieselben
Zahlen reden, wird es etwas mehr Dienstposten geben. Es wird aber auch mehr
Schüler und mehr Klasseneröffnungen geben und ob es zu einem Zuwachs an
Werteinheiten im AHS- und BMHS-Bereich kommt, das weiß man nicht, das kann
zwischen einem Null-Summenspiel und 1 000 Einheiten mehr noch alles
werden. Das wird man in den ersten Ferienwochen erfahren.
Abschließend noch einmal zusammengefasst: Mein
Resümee ist, es kann nicht darum gehen, in privilegierte Schulen noch mehr
Privilegien hinein zu tragen und auf der anderen Seite Nichtprivilegierte noch
mehr nicht zu privilegieren. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So, als nächster zum Wort gemeldet ist der Herr Professor. (GR
Godwin Schuster: Hofrat!) Hofrat bitte, entschuldige.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender!
Ich empfinde es fast als witzig frivol, sehr geehrte
Frau Abg Jerusalem, wenn Sie sich von hier heraußen über die sogenannten
Privilegien oder angeblichen Privilegien der Sir-Karl-Popper-Schule amüsieren
beziehungsweise diese anprangern und Sie selbst als Grün-Alternative - sogar
ausgewiesen als solche - ein Projekt hier in diesem Hause beschließen lassen,
das mit 70 000 EUR dotiert ist und w@lz. heißt, wie Sie vielleicht
Ihren eigenen Antrag kennen werden, und dieses Geld natürlich auch privilegiert
eingesetzt wird. Denn wir müssen natürlich ganz allgemein davon ausgehen, dass
der Begriff „Privileg“ ja nicht von vornherein etwas Negatives ist, es sei
denn, ich habe diese Vorstellungen, die Sie hier ideologisch versucht haben
darzulegen. Ich sage Ihnen nur, bei den Eltern der Schüler der
Sir-Karl-Popper-Schule handelt es sich genauso um U-Bahn-Fahrer oder um allein
erziehende Mütter. Ich werde denen gerne mitteilen, dass Sie meinen, das seien
ganz besonders privilegierte Eltern.
Also, meine Damen und Herren, es geht hier um ein
Projekt, das mittlerweile international sehr anerkannt ist. Man kann das jetzt
auch nicht wegreden indem man versucht, den Begriff des Privilegierten sowohl
auf die Kinder als auch auf die Eltern und dann auf die Finanzierung
überzuwälzen. Worum geht’s? Es ist hier zweifelsohne eine ganz wesentliche
Aufgabe, die geleistet wird, nämlich eine Entwicklungsaufgabe. Wir haben in
Österreich ein sehr ausgeprägtes pädagogisches, kompensatorisches Schulwesen.
Ich unterstütze alle Überlegungen, die sagen, allen Kinder jene Unterstützung,
die sie brauchen. Aber alles natürlich auch mit den Grenzen der
Finanzierbarkeit, denn ich kann natürlich auch ein Schulwesen erfinden, wo ich
für jeden Schüler einen Lehrer abstelle. Das wird ein absoluter, aber nie zu
realisierender Idealzustand sein. Daher muss man in diesem Zusammenhang die
Dinge sehr realistisch sehen.
Worum geht’s? Es handelt sich zweifelsohne um eine
Unikatsschule, um ein Projekt, das im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet ist,
dass es sich mit gesellschaftspolitischen, bildungspolitischen und
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