Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 80
Wege, auf die wir zu Recht stolz waren, die gesamte Nation.
Es war das das Bekenntnis zum Sozialstaat. Es war das Bekenntnis zur sozialen
Sicherheit. Es war das Bekenntnis zum politischen Dialog. Es war das Bekenntnis
zum sozialen Frieden. Es war das Bekenntnis zur Einbeziehung der Arbeitgeber
und Arbeitnehmer.
Alle diese Konsensbereiche werden nun von der ÖVP
missachtet. Diese Bundesregierung betreibt nun eine Politik der Abkehr von all
diesen politischen Konsensbereichen der Zweiten Republik. Und fassungslos
stehen wir derzeit (Zwischenruf des GR
Gerhard Pfeiffer), fassungslos stehen wir derzeit, Herr Kollege Pfeiffer,
vor dieser Entwicklung, die wir derzeit in Österreich zu erleben haben.
Fassungslos hören wir die Abqualifizierungen der
Worte des österreichischen Bundespräsidenten durch den Nationalratspräsidenten
von der ÖVP. Wenn sich der Bundespräsident in Sorge um den sozialen Frieden zu
Wort gemeldet hat, dann kann man ihn nicht als Privatperson bezeichnen und
sagen, das ist seine Privatmeinung und das geht uns nichts an. Das ist ein Tabubruch
dieser österreichischen Republik und das ist das eigentlich Verwerfliche an
dieser Bundesregierung. (Beifall bei der
SPÖ.)
Fassungslos erleben wir derzeit eine schleichende
Ausschaltung des österreichischen Parlaments. Die primitivsten parlamentarischen
Regeln werden nicht eingehalten. 91 Gesetze von weitestgehender
gesellschaftspolitischer Bedeutung werden als Budgetbeilage, als
Budgetbegleitgesetze eingebracht, ohne parlamentarische Behandlung in den
jeweiligen Ausschüssen. Die Selbstbehalte im Gesundheitswesen werden im
Finanzausschuss diskutiert und nicht im Gesundheitsausschuss. Das ist eine
schleichende Ausschaltung des österreichischen Parlaments. Das werden wir nicht
zulassen, und das wollen auch die Leute, dass es nicht zugelassen wird. Und daher
gibt es die österreichweiten Proteste, und wir haben dafür wirklich großes
Verständnis. (Beifall bei der SPÖ.)
Diese österreichweite und bundesländerübergreifende
politische Empörung von Hunderttausenden ist verständlich. Ist verständlich von
der Post, von der Bahn, von den Lehrern, von vielen Berufsgruppen, weil sie
einfach nicht zulassen wollen, dass die Post zerschlagen wird, dass die Bahn
zerschlagen wird, dass das so erfolgreiche Bildungssystem Österreichs gefährdet
wird. All das wollen wir nicht.
Und diese Bundesregierung betreibt derzeit die größte
Belastungspolitik, die es jemals in der Geschichte der Zweiten Republik gegeben
hat. Sie produziert eine Politik der Geldbeschaffung zum Ankauf von
Kampfflugzeugen und zur Finanzierung von Steuergeschenken für Großunternehmer.
Und das alles auf Kosten der Pensionisten, auf Kosten von zukünftigen
Generationen von Pensionisten, auf Kosten der Kranken, auf Kosten der Schüler
und Studenten und auch auf Kosten der Künstler und Kulturschaffenden in diesem Land.
Das ist einfach abzulehnen, und daher ist es berechtigt, dass es diese
österreichweite politische Empörung gibt. Daher werden Sie auch zur Kenntnis
nehmen müssen, dass es diese Empörung weiterhin geben wird. Es wird weiterhin
Streiks und es wird weiter Auseinandersetzungen geben, weil sich die
Gewerkschaften, weil sich die Menschen in diesem Land diese Zerstörung des
Konsens der Zweiten Republik nicht gefallen lassen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Wiener Festwochen sind ein Symbol für Wien als internationale
und weltoffene Kulturstadt. Die ÖVP will an Stelle dieser Weltoffenheit die
Fenster von innen dicht machen, wie die Schauspieldirektorin der Wiener
Festwochen, Marie Zimmermann, das so schön formuliert hat. Die Stadt Wien hat
hier ein völlig anderes Gesellschaftsmodell. Wir bekennen uns uneingeschränkt
zu dieser weltoffenen Gesellschaft. Wir wollen uneingeschränkt diesen
kulturellen und politischen Diskurs, wie er derzeit auch von den Wiener
Festwochen in der "Station Wiener Festwochen" beim Symposium Denkzone
2003 geführt wird. Angesichts dieser letzten Monate globaler weltpolitischer
Entwicklung und auch angesichts dieser innenpolitisch dramatischen politischen
Entwicklung ist dieser gesellschaftspolitische Diskurs, den unter anderem die Wiener
Festwochen führen, wichtiger denn je, und daher werden wir auch diesem heutigen
Antrag zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr
Dr Salcher gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich habe zwei tatsächliche Berichtigungen
mittlerweile zu machen.
Erstens: Es ist richtig, dass in einem Kommentar im
"Falter", wo es übrigens ausschließlich um den Stillstand der
Kulturpolitik in Wien geht, geschrieben von Herrn Konrad Becker und Martin
Wassermair, drinsteht, dass der Peter Marboe vor Vorarlberger Burschenschaftern
einen Vortrag gehalten hat. Diese Aussage ist unrichtig. Das war kein Vortrag vor
Burschenschaftern, sondern vor der Landesversammlung des dortigen
Cartellverbandes. Und jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß, dass das ein
wesentlicher Unterschied ist. Peter Marboe hat auch beim "Falter"
eingemahnt eine bedauernde Richtigstellung, die bis heute nicht passiert ist.
Es ging um den Vorwurf, dass er dort vor Burschenschaftern gesprochen hat, was
nicht stimmt. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Was hat er denn
gesagt?)
Zweitens: Mir ist in meiner Rede – ich versuche immer, gut
zu recherchieren, aber wenn mir ein Fehler passiert, dann sage ich das auch
immer sehr offen – ein Fehler passiert. Ich habe behauptet, dass der
Bundesgeschäftsführer der SPÖ das SPÖ-Mitglied Rotraud Perner mit Ausschluss
bedroht hat. Das ist unrichtig. Ich habe das jetzt recherchiert. In einem
"Format"-Artikel vom 12.3. steht das ein bissel genauer drinnen,
unter dem Titel "Prölls Promis": "Sein Kommentar sorgt für
Unruhe. Die SPÖ bedroht Therapeutin Perner. Der Mime Fuchs verlässt die
Grünen." Und dann steht drinnen, dass nicht ein Bundespolitiker der SPÖ,
sondern – ich bin auch froh, dass er mittlerweile gekommen ist – der
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