Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 80
Hort der Liberalität, nämlich ein wesentlicher Vertreter der
Wiener SPÖ, diese Ausschlussdrohung ausgesprochen hat, nämlich hier steht:
"Dem Wiener Landesparteisekretär Harry Kopietz stieß das sauer auf. Perner
ist nämlich seit 35 Jahren eingeschriebenes SPÖ-Mitglied. In einem
harschen Telefonat drohte er Perner ein Parteiausschlussverfahren an. Auch der
sozialdemokratische Akademikerbund BSA überlegt, die Pröll-Werberin vor die
Türe zu setzen. Die Frau Perner reagiert darauf, indem sie sagt: Das ist sehr
verletzend." (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr Mag STEFAN. Ich darf
ihm mitteilen: Ab jetzt ist die Redezeit wieder 20 Minuten.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin ja froh, dass ich jetzt noch reden darf nach
dem Volksredner Woller, als der er sich heute entpuppt hat, dass wieder ein
bissel Ruhe einkehrt im Saal und auch wieder zum Thema gesprochen wird. Es war
ganz amüsant, hier so einen Ausbruch zu erleben. Die Allgemeinplätze, die wir
ja jetzt durch die Straßen getragen bekommen, auch einmal vom Vorsitzenden des
Kulturausschusses zu hören war nett, aber es waren eben nur Allgemeinplätze,
und das bleibt es auch. Es war die künstliche Aufregung wahrscheinlich insofern
ein Beitrag aus der Kultur.
Ja, und auch das, was so gebracht wurde, dass Luc
Bondy möglicherweise nicht mit uns spricht, weil wir nicht die adäquate
Terminologie haben: Umgekehrt wäre es durchaus denkbar, dass es die nicht gäbe.
Luc Bondy hat sich ja wirklich immer wieder Ausdrücke befleißigt, die untragbar
waren, das wissen Sie genau, und nicht umgekehrt. Wir haben reagiert, weil wir der
Meinung sind, dass so jemand, der Festwochenvorsitzender ist, nicht seine
geborgte Popularität dazu benützen darf, seine Privatmeinung breitzutreten, und
das Ganze noch um Steuergeld schön subventioniert. Und dabei bleiben wir. Und
das ist es, was stört. Nicht, dass er diese Privatmeinung hat, sondern wie er
das ausnützt.
Und da bin ich auch kurz beim Beirat. Wenn Sie
feststellen, der Beirat wurde nie gegründet, weil der ehemalige Stadtrat das
nicht unterschrieben hat, dann steht es Ihnen ja frei, das nunmehr zu machen.
Der heutige Stadtrat hat das ja offenbar positiv gesagt: Er braucht einen
Antrag, um das zu unterschreiben. Diesen Antrag wird er bekommen. Unser
vorliegender Antrag ist fehlgegangen. Aber wenn die Absicht der SPÖ dahin geht,
dass ein Beirat bestellt wird und wenn sie für Transparenz und so weiter
eintritt, dann sollen Sie den Beirat endlich offiziell bestellen und auch
einberufen. Das wird relativ leicht sein.
Aber wieso diese ganze Aufregung heute? Es ist so ein
Art Liebesdrama. Liebesentzug in der Kulturpolitik äußert sich natürlich im
Finanziellen, ganz klar. Das haben wir ja heute auch gehört. Es wurden also
viertelstundenlang oder länger darüber debattiert, wo wie viel Geld wem wo
entzogen wurde und wo das Kulturbudget erhöht oder gesenkt wurde. Es ist schon
ein bisschen ernüchternd, das zu hören. Es geht also nicht um Qualität oder um
Innovationskraft oder Ähnliches, um Kreativität, nein, es geht nur darum, wer
hat wo wie viel Geld hineingesteckt, und darüber wird eine Aufregung entfacht.
Das ist Thema der Kulturpolitik, und das ist das Wesentliche dabei.
Es ist
nicht unsere Sache, uns den Kopf des Staatssekretärs Morak zu zerbrechen. Es
ist jedoch bezeichnend, dass sich hier die Wiener Landesgruppe der ÖVP so von
einem Regierungsmitglied der ÖVP distanziert und ein bisschen abputzt, weil es
in Wien vielleicht unangenehm wäre, dass die Subvention den Wiener Festwochen
nicht mehr erteilt wird. Wir werden deswegen auch nicht so weit gehen, dass wir
jetzt den Staatssekretär Morak verteidigen. Ich habe das nicht vor, ich werde
mir auch nicht seinen Kopf zerbrechen. Ich kann mich höchstens wundern, dass er
nicht schon vor zwei Jahren auf die Idee gekommen ist, die Festwochen nicht mehr
zu subventionieren, wo doch die größten Exzesse mit Schlingensief und Ähnlichem
waren und die Bondy-Aussprüche: Jeden Tag muss ein Protest gegen die Regierung
stattfinden und so weiter.
In dem Zusammenhang ist es auch Interessant, jetzt auf
die Wortmeldung des Stadtrats heute in der Früh einzugehen, der ja festgestellt
hat, Luc Bondy ist seinem Dienstgeber gegenüber loyal. Wörtliche Aussage. Das
heißt also, die Kritik ... (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Der
Stadt!) Der Stadt, ja. Aber Sie haben gesagt: Dem Dienstgeber gegenüber.
Das ist von mir aus die Stadt, repräsentiert durch Sie und durch die mit
absoluter Mehrheit regierende SPÖ.
Und das ist genau der Punkt. Es wird immer so
großartig davon gesprochen, dass Kritik respektiert wird und dass kritische
Geister doch zugelassen werden müssten. Es wird von einer Bestrafung durch den
Bund gesprochen, weil die Wiener Festwochen durch ihren Vorsitzenden Kritik
geübt haben. Aber ich möchte mir einmal anschauen, was passiert, wenn der
Vorsitzende oder der Chef der Wiener Festwochen nur ansatzweise ähnliche Kritik
an der SPÖ und an der Wiener Stadtregierung ausübt. Da möchte ich mir
anschauen, wie lang er dann noch Vorsitzender ist. Und da endet nämlich die
Toleranz, denn er muss ja loyal sein seinem Dienstgeber gegenüber.
Und dann wird natürlich diese Diskussion immer lustiger, die
da entfacht wurde: Wer hat wen unterstützt? Die Künstler haben einst den StR
Marboe unterstützt. Jetzt werden Sie – Herr StR Mailath-Pokorny – durch die Künstler
unterstützt. In Niederösterreich wird komischerweise der Lhptm Pröll
unterstützt. Also der Walter von der Vogelweide feiert fröhliche Urständ mit
seinem "Welch Brot ich ess', des Lied ich sing'". So ist es halt
einmal. Und da muss man aber dann nicht groß das noch irgendwo als
Errungenschaft herauskehren. Wer das Geld in der Hand hat und verteilen kann,
der hat halt auch seine Freunde. Also ich würde mir da nicht weiß Gott was für
Blumen noch an den Hut stecken, das ist halt so. Wir können uns damit abfinden,
dass Sie das
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