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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 80

 

Dingen im Bereich des Sports. Vor drei Jahren haben sich die Sportsprecher aller Fraktionen mit den Dachverbänden zusammengesetzt, haben einen Sportstammtisch ins Leben gerufen, um gemeinsam ein neues Landes-Sportförderungsgesetz zu erarbeiten. Wir haben in diesem Bereich sehr viel weitergebracht, und wir haben ein tolles Sportgesetz erarbeitet, das sich an das Sportgesetz in Oberösterreich anlehnt. In Oberösterreich gibt es schon seit langem ein Sportgesetz, auf dessen Grundlage die Dachverbände in der Selbstverwaltung auch über die Sportförderungsmittel entscheiden können. Bei uns ist das nach wie vor ein Politikum.

 

Wir haben uns damals geeinigt auf dieses Landes-Sportförderungsgesetz, das wir erarbeitet haben, haben dieses an die Frau VBgmin Grete Laska übermittelt - und dann herrschte großes Schweigen im Walde: seit einem Jahr großes Schweigen im Walde - kein Muh, kein Mäh. Die Frau Sportstadträtin regiert nach dem Motto: „No Sports“! - Ich denke, wenn sie so reagiert, nämlich nicht reagiert in diesem Bereich, dann ist sie in ihrer Funktion wirklich auf dem falschen Platz.

 

Sie ist aber dann hergegangen - ohne uns einzubinden, ohne mit uns zu sprechen - und hat in kürzester Zeit, im Sinne eines Zeitdiktats, im vergangenen Sportausschuss einfach eine Änderung durchgepeitscht, ohne mit den Dachverbänden ausreichend zu reden, zu verhandeln und hier einen Konsens zu suchen. Sie hat das auch mit der Opposition in diesem Haus nicht versucht.

 

Wir befinden uns nunmehr in der Situation, dass der Sportgroschen für die Dachverbände radikal gekürzt wird. Und zwar – eigenartigerweise - bekommt jetzt der Wiener Fußballbund, der in der Vergangenheit 12 Prozent dieses Sportgroschens erhalten hat, mit dem neuen Modell, das von der SPÖ-Alleinregierung jetzt durchgepeitscht wurde, 38 Prozent dieses Sportgroschens. Ich glaube, gerade der Wiener Fußballbund hat in diesem Bereich nicht die Sorge, dass er das Geld gebraucht hätte. Aber die Dachverbände werden radikal reduziert, nämlich: Der ASKÖ - interessanterweise -, der den Roten nahe stehende Sportdachverband, wird von 38 Prozent auf 12 Prozent reduziert, der ASVÖ wird von 18 auf 12 Prozent reduziert und auch die Sportunion von 18 auf 12 Prozent.

 

Sie argumentieren diese Vorgangsweise damit, dass Sie sagen, Sie haben da nach dem Richtschlüssel der BSO ein neues Modell geschaffen. Nur: Sie können doch nicht hergehen und den BSO-Schlüssel auf Wien umlegen! In Wien haben wir eine andere Situation! Da sind die Dachverbände anders gelagert als auf Bundesebene, und dieses Argument ist einfach ein unrichtiges.

 

Vor allen Dingen müssen Sie auch einsehen, dass die Aufgaben der Dachverbände die gleichen bleiben. Ihre Mittel werden jetzt reduziert, und sie müssen mit einer reduzierten Sportgroschensubvention die gleichen Aufgaben bewältigen. Sie müssen mit weniger Mittel weiterhin die Aufgaben dahin gehend bewältigen, dass sie für die Sportplatzerhaltung sorgen müssen - 50 Prozent des Förderungsbeitrags müssen nämlich wieder in die Sportplatzerhaltung fließen -, und der Rest fließt dann in die Vereine. Und da wundern Sie sich dann, wenn die Sportplätze, die in der Verwaltung der Dachverbände liegen, natürlich dann auch sukzessive nicht mehr den tollen Standard erhalten können, der normalerweise notwendig wäre!

 

In Wirklichkeit ist das ein Anschlag auf den Breitensport. Sie zerstören den Breitensport - und in der Folge dann letztlich auch den Spitzensport, denn wenn der Breitensport nicht mehr jene Unterstützung hat und wenn die Masse der Sportler nicht ausreichende Möglichkeiten hat, dem Sport nachzukommen, wenn dieser Bereich vernachlässigt wird, dann werden Sie in Zukunft in dieser Stadt, in Wien, einfach auch weniger Spitzensportler haben!

 

Sie gehen auch her und nehmen den Dachverbänden Geld weg - das Sie auf der anderen Seite den Fachverbänden jetzt mehr gegeben haben - und erklären dann gleichzeitig "großzügig", dass Sie dem Landessportrat in Zukunft zirka 140 000 EUR pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stellen werden. Dort sollen dann die Dachverbände gegen die Fachverbände ausgespielt werden, denn das, was man den Dachverbänden auf der einen Seite weggenommen hat, können sie sich dann, wenn sie Glück haben, im Landessportrat vielleicht wieder zurückholen, wenn sie sich durchsetzen. - Das ist das Spiel.

 

Ihr Spiel ist leider Gottes auch ein Spiel, bei dem Sie Eventpolitik in dieser Stadt in den Vordergrund stellen, bei dem Sie ein Eislaufen auf dem Rathausplatz, einen Wien-Marathon, also Events in den Vordergrund stellen und die eigentliche Sportpolitik vernachlässigen. Sie hätten im Eventbereich, wenn Sie schon Events auch abhalten - und ich sage ja nicht, dass das unvernünftig ist, weil ja auch dort die Möglichkeit besteht, an Geld zu kommen -, ja auch die Möglichkeit, wenn Sie wirklich ein Herz für den Breitensport haben - was ich Ihnen abspreche -, die Dachverbände damit zu beauftragen, in Zukunft zum Beispiel den Vienna City Marathon auszurichten, also auch in diesem Bereich tätig zu werden, und, was die Einnahmen aus diesem Bereich betrifft, vielleicht dann auch eine Weitergabe im Bereich der Selbstverwaltung möglich zu machen.

 

Wenn wir uns das Sportbudget der Stadt Wien ansehen, stellen wir fest: Wir haben 70 Millionen EUR im Wiener Sportbudget, und nur 5 Prozent dieses Sportbudgets – nur 5 Prozent! - kommt dem Wiener Breitensport, nämlich den Dachverbänden, zugute. 5 Prozent - das ist einfach ein Witz! Wenn man sich dann die Situation in den anderen Bundesländern Österreichs ansieht, dann weiß man, warum so viele Vereine heute Wien verlassen, dass Wien heute zur Provinzsportstadt geworden ist, weil viele Vereine hier gar nicht mehr die Möglichkeit haben, ihren Betrieb ordnungsgemäß aufrechtzuerhalten. Sie wechseln dann eben in das benachbarte Niederösterreich oder in andere Bundesländer. Wenn man mit Oberösterreich vergleicht, dann sieht man, dass dort dem Breitensport 14 Millionen EUR pro Jahr zur Verfügung gestellt werden. Die 400 000 EUR über den Sportgroschen bei uns in Wien sind ja

 

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