Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 80
des hohen Rufs der Wiener Medizinischen Schule und der
Wiener medizinischen Versorgung eine Diskussion führt, die in Wirklichkeit als
Grundlage lediglich die Tatsache hat, dass man intern offensichtlich auf Grund
von Eifersüchteleien oder sonstigen Befindlichkeitsproblemen nicht zu vernünftigen
Aufteilungen kommen kann.
Sie sehen, ich unterscheide bewusst zwischen einer
aktuellen Situation, wo ich auch Probleme sehe - die allerdings nicht in einer
Mangelsituation bestehen -, und dem, was an finanzieller Zukunftssicherung in
dieser Stadt für die Spitäler gemacht werden muss.
Dazu kommt nunmehr noch ein Drittes, das Sie auch
angesprochen haben – und wofür Sie "freundlicherweise" auch gleich
mir die Verantwortung zuteilen wollen -, nämlich die Frage des seit Jahren
ungelösten Problems der Finanzierung der so genannten Fremdpatienten.
Es ist in der Tat so, dass man zu solchen
Verhandlungen und zur Erzielung von Ergebnissen in solchen Fragen Partner
braucht - anders lässt sich das leider nicht lösen. Ich habe nie gesagt, dass
es zwischen Wien und Niederösterreich beziehungsweise, im gegenständlichen
Fall, zwischen Wien und den anderen Bundesländern – dieses Problem betrifft ja
nicht nur Niederösterreich, es kommen von dort nur die meisten Patienten - keine
ungelösten Fragen gäbe. Selbstverständlich ist das eine der Kernfragen im
Rahmen der begleitenden Gesetze zum nächsten Finanzausgleich - denn
Spitalsfinanzierung ist nicht unmittelbar Bestandteil des Finanzausgleichs,
sondern ist, ähnlich wie auch die Wohnbauförderung, in einem weiteren Gesetz
geregelt – und als solches eine ganz ernsthafte Sache.
Ich sage hier Folgendes: Ich werde vorschlagen, dass
wir eine Pro-Kopf-Abrechnung durchführen. Wir wissen heute auf Grund der
Kostenrechnungen, die es gibt, was ein einzelner Fall pro Patient kostet, und
ich werde vorschlagen, dass man diese Kosten daher auch wechselseitig
verrechnet. Wenn sich ein Wiener beim Schifahren in Tirol das Bein bricht und
dort ärztlich behandelt werden soll, dann sollen das die Wiener bezahlen. Und
wenn ein Niederösterreicher zu einer komplizierten Herzoperation nach Wien
gebracht wird, dann sollen das die Niederösterreicher bezahlen. Das ist nicht
etwas, wo irgendwie herumgetan werden kann, denn durch die Kostenrechnung
wissen wir, was es jeweils kostet, und daher soll das auch wechselseitig
entsprechend abgerechnet werden.
Das scheint mir ein fairer Vorschlag zu sein. Ich
kann mir allerdings auch vorstellen, da es sich dabei um einen Finanztransfer
von etwa 2,5 Milliarden S – um es in der alten Währung auszudrücken –
nach Wien handelt, dass wahrscheinlich die einen oder anderen ob dieser
Fairness, sagen wir einmal, nicht gerade überwältigt sein werden und es daher
noch Streitereien und Diskussionen geben wird. Aber das brauche ich Ihnen nicht
zu sagen, denn auch Sie kennen das politische Geschäft.
Zu den drei von Ihnen angesprochenen Punkten wollte
ich in dieser Form Stellung nehmen. Mich stört es massiv, dass man hier auf
Kosten des Rufs der Wiener Medizinischen Schule und auf Kosten der Patienten
durch Verunsicherung der Patienten Politik macht. Das stört mich wirklich ganz
massiv!
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Dr Hahn.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Es freut mich, dass Sie
solch ein ernsthaftes Auge auf die Wiener medizinische Versorgung haben. Wir
werden bei nächster Gelegenheit einen Antrag einbringen, dass wir in Wien einen
umfassenden Gesundheitsplan erstellen wollen. Das hatten wir schon in der
vorletzten Periode vor, es ist dann leider nicht dazu gekommen. Ziel dieses
Plans wäre eine Vernetzung des niedergelassenen Bereichs mit dem stationären
Bereich.
Meine Bitte - es ist eigentlich keine Frage - ist:
Haben Sie weiter ein Auge darauf und unterstützen Sie uns, wenn wir diesen Plan
einreichen, damit es tatsächlich zu einer derartigen Umsetzung kommt! Ich habe
den Eindruck, dass die Frau Gesundheitsstadträtin nach einer längeren
Orientierungsphase momentan durchaus in einer positiven Einarbeitungsphase ist.
Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, und ich bitte Sie nur um Ihre
Unterstützung dabei.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat! Ich bin überzeugt davon, dass Sie eigentlich in der
Vergangenheitsform hätten sprechen müssen, denn die positive Einarbeitungsphase
hat die Frau Stadträtin längst hinter sich. Sie ist in einer konstruktiven und
positiven Arbeitsphase, so wie ich mir das im Prinzip von den Stadträten auch
erwarte.
Vor diesem Hintergrund bin ich überzeugt, dass eine
Anregung zur Erstellung eines umfassenden Gesundheitsplans durchaus eine
vernünftige ist und dass man darangehen kann, zu arbeiten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung. Die Fragestunde ist somit
beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der
Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Von der
Sporthauptstadt zur Provinzsportstadt?" verlangt. Das Verlangen wurde
gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Strache, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen. Seine Redezeit - er weiß es - beträgt
10 Minuten.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Werter Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Wird der Wiener Breitensport zum Schlusslicht in
Österreich? - Ich denke, diese Frage sollten wir uns stellen. Ich würde sie mit
Ja beantworten, wenn die Sportpolitik der Wiener Stadtregierung so weitergeht,
wie sie jetzt betrieben wird, und wenn vor allen Dingen die Förderungspolitik
so weitergeht, wie sie jetzt gelebt wird. Ich befürchte, dass wir in diesem
Bereich schon Schlusslicht sind.
Es brodelt schon lange in dieser Stadt und vor allen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular