Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 80
Dank den Ärzten, den Fachärzten in diesem Bereich, denn der
Vorschlag, der hier gemacht wurde, ist wirklich gut, auch was den
entsprechenden Zeithorizont betrifft.
Zum letzteren der von Ihnen genannten Punkte muss ich
sagen: Ich habe schon strengere Fragen gestellt bekommen als die, ob ich zu
etwas meine Meinung äußern werde. Ich darf Ihnen versprechen: Ich werde meine
Meinung äußern, wo immer ich meine, es tun zu müssen, und ich werde das, sollte
ich es für notwendig halten, selbstverständlich auch zum Krankenanstaltenplan
tun. Das darf ich Ihnen definitiv versprechen!
Vorsitzender GR Günther Reiter: Dritte Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz, bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister! Diese Freude kann ich Ihnen gleich machen, Ihnen eine strengere
Frage zur Beantwortung zu stellen! Das ist das Schöne an der Fragestunde für
die Gemeinderäte und Gemeinderätinnen.
Man muss gar nicht die Beamten, die "natürlichen
Freunde" - das halte ich ja für eine spannende Bemerkung, die vielleicht
aus Ihrer Herkunft, aus Ihrer Ausbildung als Biologe zu erklären ist - der
Stadtregierung zitieren, um festzuhalten, dass gesundheitspolitisch das eine
oder andere im Argen liegt. Man kann in diesem Zusammenhang auf die politische
Verantwortung zu sprechen kommen, und nach dieser möchte ich Sie jetzt fragen.
Ich möchte Sie fragen, ob Sie wissen, dass die Finanzierung des
Krankenanstaltenverbundes an allen Ecken und in allen Nähten kracht, dass die
Zielvereinbarungen, die die einzelnen Häuser mit der Unternehmungsleitung
festlegen, die Frau Stadträtin politisch nicht interessieren und dass das alles
zur Folge hat, dass die Bevölkerung massive Einschränkungen zu erwarten hat.
Ich nenne Ihnen dazu ein Beispiel - ein Beispiel, das
Sie vielleicht kennen, das aber jetzt langsam eskaliert: Der
Linearbeschleuniger im Donauspital ist ein ewiges Thema zwischen
Niederösterreich und Wien, nämlich im Hinblick auf die Frage, ob die
Niederösterreicher jetzt endlich den verpflichtenden zweiten kaufen oder nicht.
Während wir darüber keine politische Einigung haben,
Herr Bürgermeister - und das hat auch Ihre Stadtregierung mitzuverantworten,
dass es diesbezüglich mit Niederösterreich nicht zu einer Absprache kommt -,
während dieses zweite Gerät nicht gekauft wird, geht das erste kaputt. Es geht
so sehr kaputt, dass mittlerweile schon ein chronischer Defekt aufgetreten ist,
der zum Beispiel dazu geführt hat, dass es vorgestern wieder stillgestanden ist.
Und: Nachdem es eine Zusage gibt, dieses eine Gerät zu erneuern - diese ist
aber schon mehrere Monate alt -, hat die Budgetkommission des
Krankenanstaltenverbundes der Sache finanziell noch nicht nahe treten können,
was die Firma Siemens ihrerseits dazu bewogen hat, künftighin das
Kompetenzzentrum in Wien abzuziehen. - Abzuziehen, Herr Bürgermeister! Das
heißt, eine andere europäische Stadt wird die Freude haben, als
Kompetenzzentrum für Siemens in der Strahlentherapie Vorrangstellung zu haben.
Es werden schlicht und einfach Strukturleistungen, die dadurch für Wien, für
das Donauspital zusätzlich gewährleistet waren, woanders (Vorsitzender GR
Günther Reiter: Die Frage, bitte!) – ich bin gleich fertig – zum Tragen kommen.
Nun meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister: Wie
können Sie es als Bürgermeister verantworten, dass es durch diese
Mangelsituation bereits jetzt zu Schmerzen, Verzögerungen und gesundheitlichen
Nachteilen für die Patienten und Patientinnen kommt?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal
halte ich fest: Es gibt keine Mangelsituation! Wenn man sich die
Finanzsituation des KAV und auch des AKH - wo das Problem auch von mir etwas
differenzierter gesehen wird – umfassend vor Augen führt, dann ist diese
Mangelsituation aktuell gesehen nicht feststellbar.
Was allerdings feststellbar ist, ist, dass eine
solche Mangelsituation, das heißt ein tatsächliches Finanzierungsproblem
unseres Spitalswesens, in etwa vier Jahren zu erwarten ist, wenn wir nicht
rechtzeitig Maßnahmen setzen. Dies ist auch der Grund, warum ich eine
Arbeitsgruppe eingesetzt habe, die unter der Leitung der Frau Stadträtin steht
und der vor allem auch die jeweils verantwortlichen Direktoren angehören, die
bis zum Herbst Vorschläge auszuarbeiten haben, wie man pro futuro - rechtzeitig
heute, aber pro futuro - diese Finanzierungsprobleme der Wiener Spitäler lösen
kann.
Das werden unsere Vorschläge sein, die in Folge
gesehen sowohl mit dem Bund als auch mit den Sozialversicherungen zu
diskutieren sein werden, denn selbstverständlich müssen diese in solche
Finanzierungslösungen entsprechend eingebunden sein.
Ich habe allerdings auch alle anderen darauf
aufmerksam gemacht, dass dies eine entscheidende und essenzielle Frage der Zukunftssicherung
ist: der Zukunftssicherung der Finanzierung der Spitäler in unserer Stadt, die
gemacht werden muss! Sollte sich jemand von den Experten nicht in der Lage
sehen, hier tatsächlich konstruktive Vorschläge vorzulegen, dann wird das eben
jemand anderer machen müssen, aber es muss gemacht werden, damit diese
Konzeption über die finanzielle Zukunftssicherung der Spitäler auch
beschlussfähig vorbereitet werden kann.
Ich weiß, dass es eine gewisse Mode geworden ist, auch öffentlich
über die Finanzierungssituation der Spitäler zu jammern. Ich verstehe das bis
zu einem gewissen Grad, denn die Frage der internen Budgetaufteilung ist
zweifelsohne in einer Reihe von Spitälern - vornehmlich im AKH, aber nicht nur
dort - tatsächlich unbefriedigend gelöst. Aber das hat nichts mit der
Mangelsituation von außen zu tun, sondern mit der Frage der internen
Aufteilung, die hier getroffen wird. Das sage ich Ihnen auch, denn wenn wir das
umfassend diskutieren wollen, dann tun wir das doch einmal! Ich bin gerne dazu
bereit - ich tue das ja auch mit den verantwortlichen Ärzten beziehungsweise
Verwaltungsdirektoren -, denn es kann nicht sein, dass man de facto auf dem
Rücken der Patienten, das heißt de facto auf der Basis einer Verunsicherung der
Patienten, auf der Basis einer fast Ehrabschneidung
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