Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 80
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister!
In den Medien ist nicht zuletzt durch Aussagen von
Stadtregierungsmitgliedern der Eindruck entstanden, dass eigentlich nur die
Weinbauern einen Hagelschaden ersetzt bekommen. Es sind aber auch die
Ackerbauern und die Gärtner davon betroffen.
Können Sie mir hier zusagen, dass alle
landwirtschaftlichen Betriebe eine Förderung beziehungsweise eine Entschädigung
bekommen, egal, was sie anbauen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich kann Ihnen
zusagen, dass sich die Maßnahmen der Stadtregierung nicht nur auf den Weinbau
reduzieren. Es entspricht auch der Vorgangsweise der Kollegin Kossina, die
vorgestern mit allen Bereichen Kontakt aufgenommen, dass sie sich nicht nur auf
die Weinbaugebiete beschränkt hat. Ich denke, dass das auch richtig ist. Es
geht ja nicht um den Ausgleich der ohnehin geförderten
Hagelversicherungsprämie, sondern um wirkliche Notfälle und um die
angesprochene Problematik des Vertriebssystems und des Marketings.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die letzte Zusatzfrage: Herr Ing RUDOLPH.
GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vizebürgermeister!
Ich darf Sie mit zwei Aussagen des Herrn
Bürgermeisters konfrontieren. Zum einen erklärt er gegenüber dem "Standard":
"Bis zum Sommer solle jedenfalls geklärt sein, wie und in welcher Weise
die Kommune helfen wird." Gemeint sind die Weinbauern.
Zum Zweiten erklärt Bgm Häupl hier: "'Weil wir
wollen, dass es unseren Weinbauern gut geht, und weil der Weinbau ein Teil
unserer Kultur ist', versprach der Herr Bürgermeister Hilfe".
Zum ersten Teil der Aussage darf ich ankündigen, dass
ich mich zu Sommerbeginn natürlich danach erkundigen werden, wie die Umsetzung
dessen erfolgt ist, was hier an Hilfsmaßnahmen angekündigt worden ist. Es wird
die Rechnungsabschlussdebatte wahrscheinlich eine gute Gelegenheit dazu sein.
Zum Zweiten stimme ich mit dem Herrn Bürgermeistern
überein, dass der Weinbau in Wien seit der Zeit der Römer ein Teil der
städtischen Kultur geworden ist, ein Teil des Stadtbildes geworden ist und
daher nicht nur auf den Bereich des Wirtschaftstreibens reduziert zu verstehen
ist, sondern auch als ein Teil der städtischen Kultur.
Ich frage Sie daher, Herr
Finanzstadtrat: Sehen Sie eine Möglichkeit, den Wiener Weinhauern auch unter
dem Titel der Stadtbildpflege einen Beitrag zukommen zu lassen, um aus dieser
für die Betroffenen sehr problematischen Situation herauszufinden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Gemeinderat!
Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass wir
jetzt den Kulturgroschen dafür einsetzen. Ich denke, dass es nicht um eine
spezifische Zuordnung zum Kulturressort oder zu einem anderen Ressort geht,
sondern dass die Stadt als solche die Mittel so verwenden wird, dass sie
sinnvoll und für die Notfälle eingesetzt werden.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Somit ist die 2. Anfrage beantwortet.
Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP/02248/2003/0001-KSP/GM).
Sie ist von Frau GRin Martina LUDWIG an den amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet: "Mit welcher
Begründung wurde die Förderung der Wiener Festwochen durch das Bundeskanzleramt
für die Jahre 2003 und 2004 gestrichen?"
Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Vorsitzender! Frau Gemeinderätin!
Auf die Frage, die mir hier gestellt wird und die
sich natürlich auf die Debatte der letzten Tage und Wochen bezieht, nämlich die
Frage der Kürzung oder plötzlichen Streichung der Subvention des Bundes für die
Wiener Festwochen, kann ich nur sehr kurz antworten. Auf die Frage hin, wie das
begründet wurde, kann ich eigentlich nur sagen: Ich weiß es nicht.
Ich weiß es nicht, weil die Stadt Wien als über ein
halbes Jahrhundert sehr zuverlässiger Partner des Bundes bis heute keine
offizielle Antwort beziehungsweise keine offizielle Benachrichtigung bekommen
hat. Das ist eine sehr unübliche Vorgangsweise, weil man es bei Kooperationen dem
Partner normalerweise mitteilt, wenn man grundsätzliche Änderungen im
gemeinsamen Verhalten vorhat. Das ist bis heute nicht geschehen, daher kenne
ich keine offizielle Begründung für die Streichung der Subvention des Bundes
für die Wiener Festwochen.
Es gibt aber viele Zeitungsmeldungen, und es gibt
auch einen Brief an die Wiener Festwochen. Diesen habe ich mir kommen lassen.
Darin gibt es eine Begründung, die so interessant formuliert ist, dass ich sie
gerne vorlesen möchte, weil sie in der bisherigen Debatte untergegangen ist und
weil sie auch bezeichnend ist für das, was da eigentlich geschehen ist. Da
heißt es - und ich zitiere jetzt wörtlich -: "Bezug nehmend auf Ihr
Schreiben vom 14. November" - das ist der berühmte Brief, der mit 10. April
datiert ist, also ein halbes Jahr später, und erst einen weiteren Monat später
aufgegeben wurde - "muss ich Ihnen bedauernd mitteilen, dass das
Bundeskanzleramt im Jahr 2003 keine Basisleistung aus Bundesmitteln für das
Veranstaltungsangebot vorsieht." Jetzt kommt es: "Der Bund folgt
darin den Empfehlungen des Rechnungshofes und einem Beratungskonzept zur
Strukturreform der öffentlichen Kunstförderung." Dann steht da:
"Arthur-Anderson-Bericht" - soviel ich weiß, ist die Firma nachher in
Konkurs gegangen -, "wonach von deckungsgleichen Förderungsentscheidungen
aus verwaltungsökonomischen Gründen abzusehen ist". Ich weiß nicht, wer
diese Begründung versteht: "wonach von deckungsgleichen
Förderungsentscheidungen unter anderem aus verwaltungsökonomischen Gründen
abzusehen ist". Das war die Begründung, die gewissermaßen offiziell
gegeben wurde.
Dann gibt es eine Reihe von Begründungen, die in Zeitungen
oder in Interviews gegeben wurden, zum Bespiel: das sei rein ein Wiener
Festival - was besonders
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