Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 80
hineinkommen muss. Daher ist es ein wichtiger Ansatz, den
Betreffenden im Marketing und beim Wiedereinstieg in den Vertrieb zu helfen,
und zwar nicht nur denjenigen, die im Weinbau tätig sind, sondern generell.
Das Zweite ist - auch das soll gesagt sein -, es gibt
seit Jahren eine Unterstützung der Stadt Wien für die Hagelversicherung.
25 Prozent des Prämienaufkommens werden von der Stadt Wien getätigt - es
sind vor kurzem durch einen Beschluss der Landesregierung wiederum mehr als
100 000 EUR für diesen Zweck zur Verfügung gestellt worden -, und die
weiteren 25 Prozent werden aus Bundesmitteln zugeschossen, sodass in dem
Bereich die Hagelversicherungsprämie auf 50 Prozent an Eigenaufwand
reduziert wird. Darüber hinaus - ich möchte das auch erwähnen - war es immer
selbstverständlich, dass die Stadt Wien sich auch an solchen
Entschädigungsaktionen unmittelbar oder mittelbar beteiligt hat.
Ich möchte als vierten Punkt erwähnen, dass es eine
Förderung der Wiener Landwirtschaftskammer gibt, die vor kurzem im
Finanzausschuss beschlossen worden ist, allerdings nicht mit den Stimmen aller Fraktionen.
Da sind der Landwirtschaftskammer für das Jahr 2003 wiederum
437 000 EUR an Förderung gewährt worden. Dazu kommt aus dem Ressort
von Kollegin Kossina ein Betrag, der in den Jahren 2001 und 2002
zusammengerechnet über 3,1 Millionen EUR ausgemacht hat.
Frau Kollegin Kossina hat vorgestern gemeinsam mit
Vertretern der Wirtschaftskammer in all den Bereichen einen Augenschein
vorgenommen und Gespräche darüber geführt, wie man den Schaden einschätzen kann
und was unternommen werden kann. Diese Gespräche sowie auch die ersten
Initiativen der Magistratsdirektion Soforthilfe, also OAR Graf, haben dazu
geführt, dass wir jetzt einmal eine Startphase haben.
Ich kann hier versichern, es wird in einem Team, das
von OSR Pelikan, OAR Graf und Vertretern der Landwirtschaftskammer gebildet
wird, versucht werden, konkret festzustellen, wo eine Möglichkeit zur Hilfe
besteht - wie gesagt, im Vertriebssystem, im Marketing, aber auch dann, wenn es
wirklich extreme Notfälle gibt.
Selbstverständlich ist, dass man nicht automatisch
sagen kann: deswegen, weil sich jemand nicht hagelversichert hat, obwohl die
Hagelversicherungsprämie gefördert worden wäre, wird ihm das jetzt automatisch
ersetzt. Dafür gibt es auch generelles Verständnis bei der
Landwirtschaftskammer. Aber dort, wo es extreme Notfälle gibt oder wo es um
Marketing- und Vertriebsfragen geht, wird die Stadt Wien selbstverständlich
helfen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die erste Zusatzfrage: Herr GR
RUDOLPH.
GR Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vizebürgermeister!
Die Frage der Förderung des
Vertriebes stellt sich in diesem Bereich grundsätzlich. Diese würde ich nicht
ursächlich mit dieser doch orkanartigen Katastrophe, die viele Weinbauern und
Gärtnereien getroffen hat, im Zusammenhang sehen, sondern ich bin froh, wenn
das auch über einen längeren Zeitraum passiert. Ich glaube, dass es hier in der
Vergangenheit schon massive Versäumnisse gegeben hat. - Das ist das eine.
Das Zweite, worum es mir
hier geht - und ich glaube, da bin ich bei Ihnen als Finanzstadtrat durchaus
richtig -, ist: Mir geht es um jene vielen kleinen Weinhauer, die aus dem
Ertrag ihrer Weingärten, wie man so schön sagt, "zum Leben zu wenig und
zum Sterben zu viel haben" und für die im Moment wirklich der Spruch gilt:
"Nur Bares ist Wahres." Ihnen muss unmittelbar geholfen werden, weil
der Druck auf ihnen liegt - oftmals auch überschuldet, keine Frage -, ihre
Rieden zu verkaufen, wodurch wiederum die Grundstücksspekulation gefördert
wird.
Ich frage Sie daher, Herr
Finanzstadtrat: In welcher betragsmäßigen Höhe können Sie sich eine
unmittelbare Soforthilfe für die dort wettergeschädigten Weinbauern und Gärtner
vorstellen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich glaube, dass es vernünftig ist, denselben Weg einzuschlagen, den wir bei
der Hochwasserkatastrophe im Vorjahr eingeschlagen haben: nicht von vornherein
den Betrag zu deckeln, sondern zunächst gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer
zu analysieren, wie die konkreten Fälle gelagert sind. Wir haben auch bei der
Hochwasserkatastrophe im Vorjahr bewiesen, dass wir selbst dort, wo das
Katastrophenfondsgesetz einen viel niedrigeren Betrag vorgesehen hätte, über
diese Grenze hinausgegangen sind.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
zweite Zusatzfrage: Herr GR Margulies.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Ich möchte die Gelegenheit dazu nutzen, ein bisschen
auf die Förderungspraxis bezüglich der Landwirtschaft zu sprechen zu kommen.
Selbstverständlich kann man sich auch im biologischen Landbau nicht vor einem
Hagelunwetter schützen, das ist vollkommen klar.
Dennoch stellt sich für uns
die Frage: Welche Möglichkeiten sehen Sie als Stadtrat, der Wiener
Landwirtschaft verstärkt Förderungsmittel zur Umstellung auf biologischen
Landbau zukommen zu lassen, damit tatsächlich mehr LandwirtInnen diesen Schritt
gehen, auf Öko-Landbau umzusteigen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich bin davon überzeugt,
dass Kollegin Kossina, die ja für diese Fragen zuständig ist, Ihnen viel besser
als ich darauf Antworten geben könnte. Ich bin auch davon überzeugt, dass sie
aus ihrer Ambition heraus schon eine Reihe von Maßnahmen in diese Richtung in
die Wege geleitet hat.
Ergänzend als ein ganz bescheidener Beitrag dazu: Ich
glaube, dass die substanziellen Mittel, die jetzt der Landwirtschaftskammer zur
Verfügung gestellt werden, losgelöst von den schon erwähnten 3,1 Millionen
EUR, auf zwei Jahre gerechnet, die aus dem Ressort der Kollegin Kossina kommen,
durchaus eine finanzielle Basis dafür sind, eine Entwicklung in diese Richtung
einzuleiten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Dritte Zusatzfrage: Herr GR Klucsarits.
GR Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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