Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 80
und Monaten allzu leichtfertig aufs Spiel gesetzt worden
ist. Das war nicht leicht, weil es offensichtlich bei manchen der Partner
dieser Österreich-Lösung möglicherweise andere ökonomische Interessen gegeben
hat.
Ich verkenne nicht die Tatsache, dass es in der
Energiepolitik und in der Energiewirtschaft auch um die Frage der Balance
zwischen Ökologie und Ökonomie geht. Daher denke ich, dass eine Entwicklung,
die ich voll und ganz unterstütze, nämlich die Verstärkung der ökologischen
Aspekte, eigentlich nur längerfristig realisierbar ist, wenn man, unter
Anführungszeichen gesprochen, den "Weg der Industrialisierung" geht,
das heißt Modelle entwickelt, die generell auch in einem größeren Umfang
umsetzbar sind.
Ich finde, Sie haben mit Recht das Beispiel unseres
Biomassekraftwerkes hervorgehoben, weil ich auch da eine mehrfache Nutzbarkeit
sehe. Auf der einen Seite ist dies der ökologische Aspekt. Es werden immerhin
44 000 Tonnen an CO2-Ausstoss auf diesem Weg verändert
werden. Zweitens besteht die Möglichkeit, die österreichische Landwirtschaft,
vor allem aber die Forstwirtschaft zu unterstützen. Drittens geht es darum,
einen Weg einzuschlagen, der von der Technologie her ausbaubar ist. Wenn man
irgendwelche Nischenprodukte herstellt oder für die österreichische Situation
nicht generell anwendbare und erweiterbare Modelle wählt - wie etwa die
Windkraft, um ein Beispiel zu nennen -, dann wird das nicht wirklich
weitergehen.
Ich denke also, die Sicherung der Wasserkraft ist
gestern gelungen, der Ausbau einer neuen Perspektive, Österreich-Modell mit
Biomasse, ist auf den Weg gebracht, und drittens erinnere ich daran, dass wir
hier im Haus auch eine Diskussion über den KWK-Zuschlag gehabt haben, der ein
Instrument dafür war, im Bereich der Nutzung von Erdgas möglichst hohe
Effizienz sicherzustellen und damit ebenfalls den CO2-Ausstoß zu
verringern.
Es ist unser Ziel im Bereich der Wiener
Energiepolitik, alles zu unternehmen, um die Latte zu überspringen, die sich
zunächst einmal das Ökostromgesetz gesetzt hat, und auch darauf hinzuwirken,
diesen Bereich auszubauen. Der Herr Bürgermeister hat in einer gemeinsamen
Pressekonferenz auch deutlich gemacht und unterstrichen, dass es die Aufgabe
ist, nicht nur "ein bisschen mehr" zu sagen, sondern dass dies, wenn
auch nicht zu 100 Prozent, so doch zu einem substanziellen Anteil substituiert
werden muss.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die letzte Zusatzfrage: Herr Dr
Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vizebürgermeister!
Ich möchte Ihnen noch einmal
die Frage stellen: Werden Sie als Eigentümervertreter dafür sorgen, dass die
Strukturen von WIENGAS und den Wiener Stadtwerken effizienter werden, damit man
den Konsumenten Gas billiger anbieten kann?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich glaube, man muss sehen, dass durch die Gasmarkt-Liberalisierung auch die
kommunalen Energieunternehmungen in den allgemeinen Wettbewerb gestellt werden,
und zwar derzeit national. Daher sage ich noch einmal, ein Gaskunde hat nach
derzeitiger österreichischer Rechtslage die Möglichkeit, auch andere
Gaslieferanten in Anspruch zu nehmen. Diese Möglichkeit bietet ihm der
Finanzminister nicht, füge ich hinzu, da muss der Finanzminister ausgetauscht
werden, wenn man an der Erdgasabgabe etwas ändern will.
Aber im Prinzip geht es natürlich darum, die
Unternehmungen im Wettbewerb effizienter zu gestalten. Das hat längerfristig
auch Konsequenzen für die Gasgestaltung. Aber man muss auch einsehen, dass die
gegenwärtig dramatische internationale Situation - und, wie ich hoffe,
kurzfristige Zacke in der Entwicklung - natürlich auch ihre Folgen hat. Denn
niemand hat zum Beispiel in irgendeiner Weise darauf reagiert, dass der
Benzinpreis im selben Zeitraum um fast 10 Prozent gestiegen ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Somit ist die 1. Anfrage
beantwortet.
Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP/02245/2003/0002-KFP/GM).
Sie ist von Herrn GR Ing Herbert RUDOLPH gerichtet an den amtsführenden
Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke:
"Dienstag, den 13. Mai, ging über Wien ein orkanartiges Gewitter
nieder, das für die landwirtschaftlichen Betriebe - Gärtnereien und Weinbauern
- in Döbling zum Teil verheerende Folgen hatte. In welcher Weise wird diesen
Betrieben seitens der Stadt bei der Schadensbehebung inklusive Folgeschäden
geholfen werden?"
Ich bitte um Beantwortung.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Zunächst eine Vorbemerkung zur Ausgangslage hinsichtlich des Katastrophenfonds,
der ja bei der letzten Hochwasserkatastrophe eine wichtige Bedeutung gehabt
hat, auch im Wiener Bereich, wenngleich sich hier die Schäden dank der
ausgezeichneten Vorsorge im Hochwasserschutz in sehr engen Grenzen gehalten
haben: Dieser Katastrophenfonds kommt bei dem aktuellen Anlass leider nicht zur
Anwendung, weil Sturmschäden - von einem Orkan kann man generell nicht sprechen
- und Hagelschäden in der gesetzlichen Grundlage explizit ausgeschlossen sind,
da sie versicherungsfähig sind. Es gibt auch, wenn man jetzt für den gesamten
Bereich der Landwirtschaft in Wien spricht, eine unterschiedliche Beurteilung
darüber, wie viele Unternehmungen hagelversichert waren. Da zeigt sich, dass in
vielen Bereichen - nämlich Ackerland, Freilandgemüse, Glas- und Folienhäuser -
ein höherer Anteil an Hagelversicherung bestanden hat, dass aber im Bereich des
Weinbaus, wie ich gelesen habe, 90 Prozent der 344 Hektar nicht
hagelversichert gewesen sind.
Nun beschränkt sich das Problem nicht auf die Frage des
Ausfalls der aktuellen Ernte, sondern das Problem besteht für den Weinbau, aber
genauso für den Gemüsebau darin, dass derjenige, dessen Ernteschaden jetzt
einmal abgegolten wird, damit aus dem Vertriebssystem herausfällt und wieder in
das Vertriebssystem
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