Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 80
Erdgasabgabe Abstand nehmen.
Eines gebe ich zu bedenken, da Sie jetzt auch die
Haushaltskunden angesprochen haben: Dort ist es ebenfalls der Finanzminister,
der bei einem kleinen Haushaltkunden, der etwa 748 Kubikmeter Gas bezieht,
mit 22,1 Euro gleich 61 Prozent dieser Erhöhung abkassiert.
Ich denke, das wäre eine wirklich gute Initiative,
die man unternehmen kann, um zu einer Entlastung der Wirtschaft und natürlich
auch der kleinen Haushaltskunden zu kommen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die zweite Zusatzfrage: Herr Dr GÜNTHER.
GR Dr Helmut GÜNTHER (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Finanzstadtrat!
Vor nicht allzu langer Zeit
haben sich 900 Mitarbeiter der Firma Grundig, die in Konkurs ist, beim
Arbeitsmarktservice gemeldet. Gestern stand in der Zeitung zu lesen, dass die
Firma Inzersdorfer im nächsten Jahr zusperren wird und dort zirka
150 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren beziehungsweise ein
Sozialplan ausgearbeitet wird.
Jetzt haben Sie bei der
letzten Kuratoriumssitzung des WAFF mitgeteilt, dass der WAFF umstrukturiert
wird - oder schon wurde - und dabei ein eigener Bereich Standortpolitik
eingerichtet wird, der einerseits mit dem AMS und andererseits mit dem Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds zusammenarbeiten sollte. Wir wissen aber alle, dass
Entscheidungen bei neuen Betrieben abhängen von Preisgestaltungen im
Energiebereich, aber auch im Infrastrukturbereich, etwa bei öffentlichen
Verkehrsmitteln.
Meine Frage: Konterkarieren
Sie nicht Ihre durchaus positiven Ansätze im Bereich des WAFF und in der
Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderungsfonds durch derartige
Preisgestaltungen im Bereich der Energieversorgung beziehungsweise der
Infrastruktur?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
bitte um Beantwortung. - Darf ich ersuchen, den Gesamt-Lärmpegel zu senken? -
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich möchte zuerst
auf das von Ihnen aufgeworfene Thema Grundig zu sprechen kommen. Dort war es
durch ein außerordentlich kooperatives Verhalten des Wirtschaftsunternehmens
Wien AG möglich, in der gegenwärtig kritischen Situation zu verhindern, dass
quasi der Gasbezug abgestellt wird. Das war eine wirklich tolle Leistung des
Unternehmens, die nicht selbstverständlich ist. - Dies nur am Rande, um zu
zeigen, dass die Unternehmungen der Stadt bereit sind, an den Maßnahmen der Standortsicherung
mitzuwirken.
Generell gilt, was ich schon zuvor gesagt habe: Ich
würde mir wünschen, dass es gelänge, eine Änderung des Erdgasabgabegesetzes von
der Bundesregierung zu erwirken, die auch für die Klein- und
Mittelunternehmungen anwendbar ist, ungeachtet dessen, dass die Bundesregierung
ja schon gezwungen war, die ursprüngliche Einschränkung auf Produktionsbetriebe
aufzuheben und jetzt für alle Unternehmungen zu öffnen, weil die ursprüngliche
Regelung als verfassungswidrig und EU-widrig anerkannt worden ist. Ich denke,
damit würde ein saftiger Punkt der Belastungen wegfallen.
Das Zweite ist, ich glaube auch, dass die Entwicklung
der Gesamtsituation auf dem Erdölmarkt, mit dem ja der Erdgasmarkt verbunden
ist - eigentlich geht es um Erdgas, das eingekauft wird, aber über die großen
Einkaufsverträge ist das an die Erdölpreisentwicklung gebunden -, in der Tat
wiederum zu einem Sinken des Preises führen wird und dass die Flexibilität, die
wir von den Benzinpreisen und anderen Mineralölprodukten her gewohnt sind, auch
hier Platz greifen wird.
Ich hoffe also auf ein Einlenken der Bundesregierung,
und im anderen Punkt denke ich, dass man durchaus positive Entwicklungen sehen
kann.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die dritte Zusatzfrage: Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Ich möchte den Fokus über die Gaspolitik hinaus ein
bisschen weiter fassen. Gestern ging durch alle Medien, dass in Österreich die
CO2-Emissionen wieder signifikant gestiegen sind. Auf der anderen
Seite ist diese Woche auch im Bereich der Wiener Stadtwerke ein erster Schritt
des Umstiegs auf erneuerbare Energieträger, ein Biomassekraftwerk, beschlossen
worden. Tatsache ist, das allein wird sicherlich nicht reichen, um dem
Kyoto-Ziel auch nur irgendwie näher zu kommen. Momentan gibt es
berechtigterweise andere Themen in dem Land, die interessant sind, aber wir
verlieren das Weltthema Treibhauseffekt aus den Augen. Obwohl die CO2-Emissionen
nach Kyoto deutlich sinken müssten, steigen sie immer weiter, und das müsste
uns zu massivem Handeln anregen.
Darum meine Frage in diesem Zusammenhang, über das
gescheite und notwendige Biomassekraftwerk hinaus, das aber auch weniger als
10 Prozent des Stroms und der Wärme der Stadtwerke beitragen wird: Wenn
man eine mittelfristige Perspektive hat, welche "Big Points" sind
Ihnen von Seiten der Stadtwerke bekannt, auch im Ersatz von Öl und in dem Fall
Gas, Marke Biogas oder andere Großprojekte, die mittelfristig auf uns zukommen,
auf die sich die Stadtwerke jetzt schon vorbereiten?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Zunächst möchte ich bei
dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass es gestern in sehr zähen Verhandlungen
gelungen ist - jetzt sage ich es einmal so -, den Verbund davon zu überzeugen,
dass die österreichische Stromlösung auch unter diesem Gesichtspunkt sehr
wichtig ist und nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden kann. Es ist
gestern in den Verhandlungen gelungen, einen Vorschlag auszuarbeiten, von allen
Partnern - der Energieallianz, des Verbundkonzerns und auch des Bundesministers
-, der der Europäischen Union übermittelt worden ist und von dem ich mit gutem
Grund annehme, dass damit die österreichische Energielösung gesichert ist, die
ja im Wesentlichen auch die Erhaltung der österreichischen Wasserkraft zum Ziel
hat, wofür wir uns alle eingesetzt haben und von der ich das Gefühl gehabt
habe, dass sie in den letzten Wochen
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