Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 80
(Beginn um 9.03 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch wenn der Runde Tisch schon lange
dauert, werdet ihr jetzt munter - ich darf die 28. Sitzung des Gemeinderates
für eröffnet erklären.
Ich darf mitteilen, dass Herr GR Blind und Herr GR
Ing WOLFRAM krankheitshalber entschuldigt sind. Wir wünschen ihnen alles Gute.
Es ist weiters wegen eines
Kuraufenthaltes Frau GRin Tomsik entschuldigt, und Herr Mag Neuhuber bis zirka
10.30 oder 11.00 Uhr.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/02244/2003/0001-KVP/GM)
wurde von Herrn GR Dr Matthias Tschirf an den amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtet:
"Welche Auswirkungen wird die Gaspreiserhöhung der WIENGAS nach Ihrer
Einschätzung als Wirtschaftsstadtrat und Eigentümervertreter der Stadt Wien bei
den Wiener Stadtwerken auf die Wiener Wirtschaft haben?"
Herr Vizebürgermeister, ich bitte um Beantwortung.
VBgm Dr Sepp Rieder: Zunächst einmal
wünsche ich einen guten Morgen!
Die Energiepreise sind in der Tat ein wichtiger
Faktor bei den Betriebskosten, sicherlich ist daher die Entwicklung der Preise
für Energie im Wirtschaftsgeschehen entscheidend. Daher war es nicht
überraschend, dass bereits im Sommer des Jahres 2000, als die Energieabgabe von
der Bundesregierung verdoppelt wurde, dies in der Öffentlichkeit, aber
insbesondere auch in Wirtschaftskreisen ein starkes Echo zur Folge hatte. Ich
finde, dass Ihre Frage auch diesmal berechtigt ist, weil es wiederum ein
Zusammentreffen von einkaufsbedingten Preissteigerungen beim Gas und der
Verteuerung der Gasabgabe durch die Bundesregierung gibt. Beides kommt also
zusammen, und in dieser Kumulierung liegt natürlich eine zusätzliche
Problematik.
Einige Zahlen zu den Auswirkungen, die Sie
angesprochen haben. - Man muss vorausschicken, dass praktisch alle
Industrieunternehmungen und großen Wirtschaftsunternehmungen über Verträge mit
einer Gleitpreisklausel verfügen. Sie sind also ungeachtet der allgemeinen
Tarifentwicklung der jeweiligen Einkaufssituation ausgesetzt. Nicht so ist es
für die Haushaltskunden und für die Klein- und Mittelunternehmungen, die in
aller Regel - bei etwa 35 000 Gewerbekunden - nicht über solche
automatische Gleitpreisklauseln verfügen, sondern wie die Haushaltskunden der
Tarifgestaltung unterliegen.
Wenn man davon ausgeht, dass diese
35 000 Gewerbekunden etwa 3 000 Kubikmeter Gas im Jahr
beziehen, so haben sie bisher einschließlich aller Steuern und Abgaben im Jahr
dafür 1 364 EUR aufwenden müssen. Ab Jänner 2004 ergibt sich, bedingt
durch die Erdgasabgabenverteuerung und durch die einkaufspreisbedingte
Verteuerung des Arbeitspreises, für diese Gewerbetreibenden im Jahr ein Betrag
von 1 498 EUR, das sind jährlich um 134 EUR mehr. Davon bekommt
44 EUR die WIENENERGIE, Wien bekommt davon auf Grund des
Gebrauchsabgabengesetzes wie bisher 2,6 EUR, aber den großen Anteil daran,
nämlich 65 Prozent, also zwei Drittel der Verteuerung, kassiert der
Finanzminister - er bekommt nämlich 87,40 EUR! Man sieht, dass der
entscheidende Punkt die Verteuerung durch die Erdgasabgabenerhöhung ist. Das
ist also der wesentliche Punkt.
Es gibt natürlich auch das
Erdgasabgabevergütungsgesetz. Das kommt jetzt auf Grund der Neufassung den
Unternehmungen zugute, und zwar beispielsweise auch den Wiener Linien,
interessanterweise nicht der Fernwärme, insbesondere aber nicht den Klein- und
Mittelunternehmungen. Es wäre daher zum Beispiel sinnvoll, wenn man seitens der
Bundesregierung eine Wirtschaftsmaßnahme für Klein- und Mittelunternehmungen
setzen würde, diesen Anwendungsbereich erweitern. Aber der große Teil der
Klein- und Mittelunternehmungen hat, wie gesagt, nicht diesen Vorteil.
Trotzdem haben wir uns bemüht, eine Erkundigung
darüber einzuziehen, ob sich dadurch gravierende Auswirkungen ergeben. Die
Expertise des Wirtschaftsförderungsfonds besagt, dass die Auswirkungen in Bezug
auf die Kostenstruktur der Wiener Unternehmungen faktisch gering sein dürften.
Dies deckt sich auch mit meiner Einschätzung, weil es eigentlich - im Gegensatz
zur Arbeiterkammer - seitens der Wiener Wirtschaftskammer keine Reaktion im
Sinne einer Kritik an der Preisentwicklung oder an der Erhöhung der Gasabgabe
gegeben hat.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die erste Zusatzfrage: Herr GR Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vizebürgermeister!
Sie anerkennen, dass das ein
wesentliches Thema ist. Tatsächlich sind vor allem die kleinen und mittleren
Betriebe beziehungsweise die Haushalte betroffen. Ich kann nur sagen, dass
Klein- und Mittelbetriebe an mich herangetreten sind und dass sich auch eine
Sektion oder Sparte der Bundeswirtschaftskammer diesbezüglich bei mir gerührt
hat.
Jedenfalls die Frage an Sie als Eigentümervertreter:
Wirken Sie auf das Unternehmen Wiener Stadtwerke ein, dass dort entsprechende
Effizienzmaßnahmen erfolgen, damit billiger produziert werden kann?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich glaube, man
muss dazu sagen, dass diese aktuelle Situation der Preisgestaltung zwei Seiten
hat. Das heißt, wenn der Einkaufspreis wieder sinkt, dann ist eine ähnliche
Entwicklung wie beim Benzinpreis zu erwarten und dann wird auch der Gaspreis
wieder heruntergehen.
Anders ist es bei der Frage der Erdgasabgabe. Diese hängt
nicht davon ab, wie sich der Weltmarktpreis verändert, sondern davon, wie sich
die Bundesregierung dazu stellt. Natürlich kann ich meinen Vorschlag nur wiederholen:
Wenden Sie sich an die Bundesregierung, sie soll das
Erdgasabgabevergütungsgesetz beispielweise auf die Klein- und
Mittelunternehmungen erweitern, oder man soll von der deftigen Erhöhung der
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