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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 78

 

österreichischen Filme sind, sondern Co-Produktionen, wo nicht unsere Schauspieler, unsere Produzenten und unsere Leute eingesetzt werden. Ein weiterer Film - das finde ich auch sehr interessant - wäre 2002 "Nirgendwo in Afrika". Der hat sogar einen Oscar als bester ausländischer Film bekommen. Ein Beispiel möchte ich wählen, weil ich das besonders interessant gefunden habe, und zwar 2003 "Good bye Lenin". Der hat bereits 4 Millionen Zuschauer gefunden und - was sehr wichtig ist - hier ist bis jetzt schon ein Einspielergebnis von 23 Millionen EUR erreicht worden. Wir können von solchen Einspielergebnissen nur träumen.

 

Wir finden es sehr schade, dass bei uns die Filmförderung nicht den richtigen Weg geht. Wir sind, kurz gesagt, dafür, dass Filme fürs Publikum gemacht werden. Publikumserfolg gehört angestrebt. So, wie das jetzt geschieht, ist das ein Fass ohne Boden. Wir werden die Subvention auch diesmal wieder ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Dr Elisabeth Vitouch hat sich zum Wort gemeldet. - Bitte schön.

 

GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Heute war die Rede vom Welttag des Buches. Es ist noch ein anderer netter Tag zu feiern, nämlich der 75. Geburtstag von Shirley Temple. Sie war der Kinderfilmstar in den Dreißiger Jahren, später, übrigens noch vor zehn Jahren, Botschafterin der USA in der Tschechoslowakei. Auch damals wurde der Film schon tot geredet.

 

Ich denke, dass der österreichische Film weder Krank- noch Gesundredner braucht, denn er ist kein erschöpfter Sportler, der auf der Bahre liegt, sondern ein sehr fiter Sportler, der einfach nur bessere Trainingsbedingungen und Startbedingungen braucht. In diesem Zusammenhang muss man darauf hinweisen, dass der Wiener Film Fonds eine Vielzahl beachtenswerter geförderter Produktionen hervorgebracht hat. Durch professionell geplante Projekte, durch herausragende Leistungen nicht nur des Geschäftsführers und der Jury, sondern auch durch gezielte Verwertung der Filme auf nationaler und internationaler Ebene und dadurch auch der Förderung des österreichischen Filmschaffens.

 

Ich möchte jetzt, um alle Fraktionen zufrieden zu stellen, nur ein paar Filme herausnehmen, zum Beispiel "1809 - Andreas Hofer, Freiheit des Adlers" von Xaver Schwarzenberger, eine internationale TV-Gemeinschaftsproduktion, also ganz sicher nichts Unösterreichisches. Aber ich denke auch an "Das andere Ende der Brücke", gemeinsam mit den Chinesen, an die "Comedian Harmonists" von Vilsmeier, "Gebürtiger" von Robert Schindel, "Krambambuli", nochmals Xaver Schwarzenberger, "Nordrand", Barbara Albert, "Schwimmer in der Wüste", Kurt Mayer, und natürlich "Die Klavierspielerin". Damit habe ich jetzt nicht einmal ein Zehntel der geförderten Filme aufgezählt.

 

An den Visionen und Rahmenbedingungen, die es erlauben, wie im Sport von einer breiten und kontinuierlich funktionierenden Basis ausgehend international erstklassige Spitzenprodukte herzustellen, mangelt es allerdings nicht in Wien, denn die Stadt Wien verfügt mit dem Film Fonds über ein hocheffizientes Förderungsinstrument, mit dem nachhaltige kulturelle und wirtschaftliche Effekte erzielt werden können. Ich finde, dass eigentlich auf Bundesebene die Filmwirtschaft auf Grund ihrer herausragenden Erfolge gleichberechtigt mit anderen Zukunftsbranchen anerkannt werden müsste und die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten, die in anderen Ländern selbstverständlich sind, die aber bei den blau-schwarzen Raubrittern eigentlich immer nur aus Lippenbekenntnissen bestehen.

 

Ich möchte aber nichtsdestotrotz den österreichischen Film, wie gesagt, nicht krank jammern. Ich möchte hier, weil heute auch schon vom Wein die Rede war, darauf hinweisen, dass vor 15 Jahren die österreichischen Winzer gedacht haben, dass sie mit Mainstreamprodukten im Tetrapack die Regale füllen und damit ein Geschäft machen könnten, dass aber diese Produktion, die einer quantitativen Konkurrenz ausgeliefert war, ähnlich wie der österreichische Film gescheitert ist. Inzwischen sind österreichische Weine die Besten der Welt, ein Wirtschaftsfaktor, vor allem auch durch ihre Wirkung als Multiplikator für Umwegrentabilitäten. Ähnlich verhält es sich mit unseren Filmen. Einer quantitativen Konkurrenz wird der österreichische Film genauso wenig standhalten, aber in der qualitativen Konkurrenz gehören wir jetzt schon zu den Besten, nicht nur bei Nominierungen, wie das von der Kollegin Ringler erwähnte Virgil-Widrich-Epos, sondern ich kann verkünden, dass soeben das Observatoire Européenne de l'Audiovisuel des Europarats die Kennzahlen veröffentlicht hat und dabei der Wiener Film Fonds unter die wichtigsten öffentlichen Förderungseinrichtungen Europas eingereiht wird. Es ist auf Grund der Entwicklungskurven und der europäischen Vergleichsdaten klar erkennbar, dass ohne diesen Beitrag der Stadt Wien der österreichische Film und die Produktion des österreichischen Films in Österreich nicht möglich wären.

 

Abschließend und ergänzend möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass auch unser Art-House-Konzept voll aufgegangen ist und Ihnen, wie immer, am Ende einen kleinen Filmtipp geben: ab Freitag im Gartenbaukino eine neue Kopie des guten alten Evergreens "Stranger Than Paradise" von Jim Jarmusch. Hingehen, anschauen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr Dr Salcher gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Keine Sorge, es wird ganz kurz.

 

Ich war jetzt nur etwas überrascht bei der Rede von der Frau Kollegin Dr Vitouch, weil es jetzt um das Thema "Film" gegangen ist, aber schon interessant ist, dass die

 

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