Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 78
da würden gerade 7 Leute tanzen. Es war eine
Vereinsveranstaltung, 70 Leute, die Musik spielt. Die Polizei meint, es wird
getanzt. Der Herr ist nicht der Meinung, dass an diesem Abend getanzt wurde und
er ist auch nicht der Meinung, dass er eine Übertretung vollzogen hätte, weil
er diese Veranstaltung nicht als Tanzveranstaltung angemeldet hat. Weil das
Ganze schon eineinhalb Jahre her ist, hat er die Rechtsmittel ergriffen, die
ihm zur Verfügung stehen. Er hat berufen, er hat auch dem Herrn Bürgermeister
einen Brief geschrieben: "Lieber Herr Bürgermeister! Ich glaube, hier liegt
ein Versehen vor. Es gibt hier ein Gesetz, das scheint mir nicht mehr sehr
zeitgemäß." Er hat all die Rechtsmittel ausgeschöpft, die ihm zu Verfügung
stehen. Heute erhält dieser junge Mann die Aufforderung zum sofortigen Antritt
der Ersatzfreiheitsstrafe. 473 Euro.
Fürs Tanzen ins Gefängnis, sehr geehrte Damen und
Herren, das passiert in dieser Stadt. Sieben Leute tanzen auf einer
Veranstaltung und der Herr geht fürs Tanzen ins Gefängnis. (GR Kurth-Bodo Blind: Ich habe geglaubt, er hat nicht getanzt!) Sehr
geehrte Damen und Herren, ich fühle mich an die Fünfziger Jahre erinnert.
Irgendjemand hat vorhin sehr bezeichnend "Jail House Rock" gesagt.
Daran können Sie sich vielleicht noch aus Ihrer Jugend erinnern. (GR Günther Barnet: Da müsste ich schon
70 Jahre alt sein!)
Sehr
geehrte Damen und Herren, ich glaube, dieses Thema ist zwar hin und wieder
lustig, aber für den jungen Mann ist das gar nicht lustig. Sofortiger Antritt
einer Ersatzfreiheitsstrafe wegen eines Gesetzes, von dem wir alle wissen, dass
es nicht zeitgemäß ist. Die Vergnügungssteuer in dieser Stadt schickt junge
Menschen ins Gefängnis, weil sie es sich nämlich nicht richten wollen, weil Sie
sagen: "Bei dieser Veranstaltung hat niemand getanzt. Ich habe keine
Übertretung begangen. Ich gehe nicht bitten und betteln zur Stadt. Und ich
zahle auch keinem Beamten ein Bier."
Sehr
geehrte Damen und Herren, ich würde vorschlagen, wir denken gemeinsam darüber
nach, ob die Vergnügungssteuer angesichts dieses doch einigermaßen tragischen
Falls noch zeitgemäß ist. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN. - GR Franz Ekkamp: Alle Steuern abschaffen!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort ist niemand mehr
gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin
GRin Marianne Klicka: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Nachdem
ich nur zum vorliegenden Geschäftsstück sprechen kann, ersuche ich wiederholt
um Zustimmung zu dem vorliegenden Geschäftsstück.
Der
Einzelfall, den die Frau Kollegin Ringler vorgebracht hat, wird sicherlich alle
Rechtsmittel durchschritten haben und wird demnach auch Recht erhalten haben.
Auf das Vergnügungssteuergesetz können wir bei diesem Akt im Moment nicht
eingehen.
Ich
ersuche Sie daher um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück.
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ich bitte jene Damen und Herren
des Gemeinderats, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die
Hand zu heben. - Dies ist mehrheitlich, ohne die Stimmen der Freiheitlichen und
der Grünen, angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 21 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Wiener
Stadtfeste.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Michael
LUDWIG, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ich eröffne die Debatte.
Zum Wort gemeldet ist Herr Dr Salcher. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen
und Herren!
So wie sich der Kollege Dr Ludwig offensichtlich im innerparteilichen Wettbewerb der SPÖ
durchgesetzt hat (GR Heinz Hufnagl: Der
ist beinhart!), wieder zu diesem Thema sprechen zu dürfen, ist es mir
innerhalb der Volkspartei gelungen, zwar nicht zum 20. Mal, aber es ist
schon interessant, dass auch das Stadtfest sein 20. Jubiläum feiert. Wir
haben ein bisschen früher angefangen, aber dafür haben wir ein paar Jahre
ausgelassen, damit sozusagen zwei wichtige Initiativen, die beide frei
zugänglich sind und die Menschen aus anderen Städten Österreichs, aber auch
international im wahrsten Sinne des Wortes nach Wien gelockt haben, im Paarlauf
stattfinden.
Ich werde es nicht ganz so ausführlich wie Dr LUDWIG
machen, aber das Stadtfest ist eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie das
Donauinselfest. Wir haben das letzte Mal 450 000 Menschen in der
Stadt gehabt. Ich sage als Innenstadtbewohner ehrlich dazu, ich bin ganz froh,
dass es nicht so viele wie beim Donauinselfest sind, weil es sonst ein bisschen
eng in der Innenstadt wird. Aber ein urbanes Fest ist etwas anderes als ein
Fest, das doch im Wesentlichen im Freien stattfindet.
In diesen 20 Jahren wurde das Stadtfest
sozusagen nicht in einer Wiederholung, sondern immer in einer Weiterentwicklung
abgehalten. Diese Weiterentwicklung hat in Sprüngen stattgefunden. In den
letzten Jahren hat das eine neue Gruppe übernommen, die auch den Hallamasch
veranstaltet hat, wo es besonders darum gegangen ist, die Plätze der Innenstadt
in dieses Fest einzubeziehen. Ein wichtiges Thema für uns ist auch die kreative
Wirtschaft, wo wir versuchen, jungen Künstlern, aber auch Designern,
Stadtgestaltern und so weiter die Möglichkeit zu geben, im Rahmen dieses Festes
aufzutreten. 300 Künstler haben dort die Möglichkeit, 100 Stunden
Unterhaltung, aber auch Inhalte für Jung und Alt in der Wiener Innenstadt
anzubieten.
Ich bin mir sicher, dass der Kollege Ebinger auch in unserem
Akt irgendetwas finden könnte, was ihm vielleicht nicht gefällt, aber hier geht
es nicht nur um einen
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