Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 78
sehr geehrten Damen und Herren!
Nachdem die Beträge außer Streit gestellt sind und
die Währungsfragen geklärt sind, ist es immer noch ein Betrag. Wenn ich mir
vorstelle: Jedes Mal, wenn ich in ein öffentliches Bad gehe, muss der
Steuerzahler so und so viel dann noch zuschießen. Ich kriege da wirklich ein
schlechtes Gewissen. Das hängt ja dann eigentlich fast vom Besuch ab.
Aber eine andere Frage, die der Herr Hofrat Prof
Strobl hier gestellt hat, nach dem System, das dem Ganzen innewohnt. Das System
ist ein bekanntes, und die SPÖ bewegt sich hier auf sicherem Terrain: Nichts
verändern, Gebühren, Tarife erhöhen. Das ist die Politik, die diese Stadt
auszeichnet. Wir kennen das ja in dieser Funktionsperiode des Wiener
Gemeinderates schon zur Genüge, ob es nun um die Müllsteuer geht, die angehoben
wurde, um die Stromsteuer, um die Erhöhung der Tarife der Wiener Linien, um die exorbitante
Verteuerung bei den Kindergärten. All das ist ja Ausdruck der
Belastungspolitik, die die SPÖ hier in dieser Stadt betreibt.
Ich habe mich gefragt, ob ich da möglicherweise in
der Vergangenheit irgend etwas in den politischen Ankündigungen des Herrn
Bürgermeisters übersehen habe, etwas überhört habe, ob das vielleicht eh alles
auch in der Regierungserklärung mit enthalten war. Ich habe mir diese
Regierungserklärung jetzt noch einmal herausgeholt, die vom 27. April
2001, also ziemlich genau zwei Jahre alt. Was steht da drinnen? Über
Gebührenpolitik, über Abgabenpolitik findet sich nichts, ist kein Wort in
dieser Regierungserklärung enthalten. Daher durfte man ja durchaus die Annahme
haben, dass da auch nichts vorgesehen ist. Das Gegenteil ist der Fall. Hier
haben Sie kräftig an der Schraube gedreht, Sie pressen die Wienerinnen und
Wiener aus.
Dann habe ich mir gedacht, vielleicht findet man
etwas im Bereich der Gestaltung der Freizeit, Freizeiteinrichtungen,
Freizeitpolitik. – Auch da gibt die Regierungserklärung nichts her, ist nichts
drinnen enthalten.
„Wien als Wegweiser ins neue Europa“, so der
vollmundige Titel. In Wahrheit ist es bestenfalls ein sozialistischer
Kreisverkehr, der hier eingeschlagen wird. Man macht immer dieselbe Maßnahme
und kommt immer zum selben Ergebnis, nämlich dass es schlussendlich eine
nichttaugliche Maßnahme war.
Sie können hier noch sosehr versuchen, das zu
argumentieren mit unterschiedlichen Tarifen. Und da steht schlussendlich ja
auch im Akt drinnen: Das, was unterm Strich überbleibt, sind kalkulierte
Mehreinnahmen von 1,3 Millionen EUR. Also das ist das, womit Sie fix
rechnen, dass Sie hier den Badebenützern 1,2 Millionen EUR mehr
abknöpfen für ein im Wesentlichen gleichbleibendes Leistungsangebot. – Sie
werden bitte nicht erwarten können, dass Sie bei dieser Relation von uns auch
noch eine Zustimmung bekommen werden.
Man könnte versuchen, das auf eine frühere
Diskussion, die wir heute hier geführt haben, umzulegen und zu sagen: Na ja,
all das, was an den kommunalen Einrichtungen interessant ist, ist es
möglicherweise auch wert, über Cross Border Leasing zu Geld gemacht zu werden.
Bei den Wiener Bädern habe ich wirklich nicht den Eindruck, dass man auch nur
im Entferntesten daran denken könnte, hier ein derartiges Finanzierungskonzept
anzudenken, anzubieten, weil das mit dem Wiener Bäderkonzept – und das ist ja
auch schon zu Recht gesagt worden –, das wird fast zur unendlichen Geschichte.
Ich erinnere mich auch noch mit ein bisschen
Amüsement fast an diese Dezember-Sitzung, wo die Frau VBgmin Laska in durchaus
gekonnter Manier versucht hat, den Spieß umzudrehen und wo sie gesagt hat: Na
ja, wenn die Regierung quasi schon nichts zusammenbringt, soll halt einmal die
Opposition die Politik wahrnehmen und soll hier ein Bäderkonzept oder die Ideen
zu einem Bäderkonzept präsentieren. Sie hat dann auch noch mit besonderer
Finesse das Ganze unter Termindruck gesetzt. Binnen drei Wochen musste das
erledigt werden. Wenn das nicht binnen drei Wochen abgegeben wird, dann gilt
das alles nichts.
Ich habe das damals schon als Pflanzerei empfunden,
weil es ja nicht sein kann, dass die Regierung einfach sagt, wir tun nichts,
die Opposition soll das machen, das dann auch noch mit einem Termin versieht
und sich vielleicht auch noch hinstellt und das Ganze qualifiziert. So kann es
mitnichten sein. Es muss umgekehrt sein. Es muss so sein, dass die
Stadtregierung ein entsprechendes Konzept vorlegt; das wird dann von uns
entsprechend politisch bewertet werden, und wir werden dann auch entsprechende
Modifikationen einbringen.
Ich glaube nur, so wie ich die Frau
Vizebürgermeisterin kenne, hat sie an diesen Dingen kein besonderes Interesse.
Ich habe überhaupt den Eindruck, dass ihr die Bäder halt im Zuge der
Neustrukturierung der Wiener Stadtverwaltung oder der Bildung der
Geschäftsgruppen auf gut wienerisch irgendwie zugewachsen sind. Mit dem lebt
sie und denkt sich, auch diese Funktionsperiode wird vorübergehen, dann werde
ich die Bäder schon wieder loswerden. Und genau so schaut ja auch die Politik
aus.
Wie es anders gehen kann, zeigt das Schönbrunner Bad,
das gewaltige Investitionen hinter sich gebracht hat, das überdies den Betrieb
schon eröffnet hat, das auch positiv bilanziert hat. Also es zeigt sich, dass
man ja auch andere Konzepte machen kann als die, die von der Gemeinde Wien
gemacht werden.
Ich hoffe – was bleibt mir anderes über als die Hoffnung bei
einer sozialistischen absoluten Mehrheit –, dass die verbleibende Zeit in
dieser Funktionsperiode wenigstens dazu benützt wird, einmal ein Konzept auf
den Tisch zu legen, wie man sich vorstellt, wie es weitergehen könnte. Weil das
Schlimmste, was man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der Wiener
Bäder antut – weil die sind nämlich ganz anständig; die sorgen nämlich dafür,
dass das, was an den Wienern Bädern qualitativ hochstehend ist, auch
hochstehend bleibt –, ist, dass man denen nicht klar sagt, was sie für eine
Zukunftserwartung haben. Im Moment wissen sie das nicht. Sie werden im
Ungewissen gehalten. Das gehört sich eigentlich gegenüber Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern auch nicht. Die haben auch das Recht, dass man mit
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular