Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 78
der Bäder durchgeführt werden.
Ich kann nur wieder feststellen: Wenn man die statistische
Frequenz hernimmt – die ist nachzulesen im Statistikhandbuch – und zur
Grundlage nimmt, dann sind das ungefähr 4 Millionen Besucher. Bei
4 Millionen Besuchern und einem Defizit von, wie gesagt,
50 Millionen EUR ergibt sich für jeden Besucher ein Steuerzuschuss
von 170 EUR. Ich meine, das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen
lassen, meine Damen und Herren. Jeder Badbesucher, und es ist jetzt egal, ob
das die Sauna ist, das Tröpferlbad ist oder ein Dampfbad ist, ob das ein
Hallenbad oder ein Sommerbad ist, bei den 4 Millionen Besuchern kommt
man auf einen Steuerzuschuss pro Besucher von 170 EUR.
Also wir haben daher damals schon Vorschläge
unterbreitet, die Bäder als Holding-Lösung zu etablieren, umzuwandeln, wobei
die Bäder im 100-Prozent-Eigentum der Stadt Wien bleiben sollten, aber nach
privatwirtschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftet werden sollen.
Wichtig wäre für uns auch dabei, dass der politische
Einfluss gesichert bleibt, und zwar vor allem im Hinblick darauf, dass es ja um
eine soziale und auch stadtplanerische Verantwortung geht.
Ein weiterer Punkt sollte berücksichtigt werden,
nämlich die Einbindung der Bezirke. Im 13. Bezirk etwa hat es der dortige
Bezirksvorsteher mit viel Schwung und Verve zuwege gebracht, mit Eigeninitiative
ein Bad, das durch die Stadt Wien einfach geschlossen worden wäre, doch noch zu
erhalten, letztlich sogar auszubauen, und es funktioniert heute, wie wir sehen,
recht gut.
Das heißt, wir haben durchaus Überlegungen auch
einbezogen, dem Privaten die Möglichkeit, Bäder zu betreiben, zu geben, aber
dann ohne Zuschüsse durch die öffentliche Hand.
Zur Standort- und Ausstattungsfrage wäre zu sagen,
dass es notwendig wäre, standortspezifische Schwerpunkte zu setzen und damit
sicherzustellen, dass die Bäder attraktiver werden und eine Mehrfachnutzung
möglich wird. Mehrfachnutzung im Hinblick darauf: Wir wissen, vor allem
Sommerbäder stehen ein gutes halbes Jahr leer und sind damit sozusagen
brachliegend auch für andere Überlegungen, für eine Freizeitnutzung et cetera.
Das heißt, eine Mehrfachnutzung würde auch betriebswirtschaftlich eine
Optimierung darstellen und damit sozusagen auch sicherstellen, dass das Defizit
kleiner werden könnte.
Das heißt, für uns sind daher Tariferhöhungen sicher
nur mit Leistungserweiterungen möglich, und zuerst ist einmal sicherzustellen,
dass es zu einer Straffung des Managements und der Personalsituation in den
Bädern kommen muss. Erst wenn diese Maßnahmen gesetzt sind, kann man auch über
andere Maßnahmen nachdenken.
Eines ist uns allen klar, das war damals schon im
Bäderausschuss relativ klar: Bäder können nicht mit voller Deckung durch den
Privaten geführt werden. Es bleibt ein sogenanntes Restrisiko, ein Restdefizit,
das durch die öffentliche Hand abgedeckt werden wird müssen.
Wenn Sie aber heute nichts anderes tun, als einen
Antrag einzubringen, um Tariferhöhungen vorzunehmen, dann stehlen Sie sich in
Wahrheit aus Ihrer politischen Verantwortung, schieben die Möglichkeiten, hier
Veränderungen grundsätzlicher Art durchzuführen, einfach zur Seite und gehen
den Weg des geringsten Widerstandes, mit dem Griff in das Börsel der einzelnen
Bürger, sprich zuerst einmal über Steuergelder. Ich habe es schon gesagt:
170 EUR pro Besucher. Und dann noch zusätzlich Tariferhöhungen vorzunehmen
ist nicht gerade der Weisheit letzter Schluss. (Beifall bei der ÖVP.)
Aus diesen Gründen darf ich gemeinsam mit dem
Kollegen Aichinger und der Kollegin Korosec einen Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen, der sich darauf bezieht, dass wir die zuständige
StRin und VBgmin Grete Laska ersuchen, das beigelegte Konzept – und zu Ihrer
Information: es handelt sich um das Konzept, das die SPÖ 2001 vorgelegt hat –
im Gemeinderatsauschuss zur Diskussion zu bringen, über dieses Konzept dort
abstimmen zu lassen und letztlich, so wie es sich die Stadtregierung dann eben
vorstellt, hier im Gemeinderat darüber abstimmen zu lassen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Ausschuss der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport
verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Dem vorliegenden Akt – aber das wird Sie ja jetzt
nicht überraschen – können wir einfach wegen der Fantasielosigkeit, bloß eine
Tariferhöhung vorzunehmen und nicht wirklich Maßnahmen zu setzen, die einer Reform
der Bäder gleichkommen, natürlich nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bevor der Herr Ing RUDOLPH zu Wort kommt, habe
ich noch eine tatsächliche Berichtigung. Herr Mag Chorherr, drei Minuten.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Strobl, es hat mich jetzt gerissen, weil
Sie gesagt haben – ich bin nicht ein Spezialist für Bäder, ich bin auch nicht
im Ausschuss, ich lege auf mein Kopfrechnen Wert –, Sie haben also gesagt, und
das wäre ja wirklich beachtlich, dass für jeden Besucher der Wiener Bäder
170 EUR zugeschossen werden müssen. Jetzt habe ich ganz geschwind
kopfgerechnet und habe den Zuschuss von 700 Millionen S durch
4 Millionen Besucher gerechnet. Da komme ich auf 170 S und nicht
Euro! Das ist ein bissel ein Unterschied.
Also ich berichtige tatsächlich: Wenn man was
drauflegt, dann sind es bitte nicht 170 EUR, sondern 170 S, was ein
bissel einen Unterschied macht. Das nur zur Berichtigung.
Ich hoffe, dass die anderen Zahlen, die Sie gebracht
haben, stimmen. Diese Zahl ist ziemlich daneben, die ich deswegen berichtigen
wollte. Das heißt aber nicht, dass wir für die Erhöhung sind. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So. Und jetzt kommt der Herr GR Ing RUDOLPH.
Bitte schön.
GR Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
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