Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 78
Konzerne, die schon existieren, vornehmen, der Wiener
Stadtwerke Holding auf der einen Seite und der Wiener Holding auf der anderen
Seite. Nach unserer Vorstellung könnte sich diese Wiener Stadtwerke Holding zu
einer Firma entwickeln, die umfassend für alles zuständig ist, was mit der
Daseinsvorsorge in unserer Stadt zu tun hat. Bei der Wiener Holding würden dann
alle anderen kommunalpolitisch interessanten Beteiligungen verbleiben, etwa die
Wiener Stadthalle, etwa auch die Vereinigten Bühnen Wien. Bei den Vereinigten
Bühnen Wien stellen wir uns vor, durch einen professionellen strategischen
Partner das Management vor allem im Musicalbereich auf eine professionellere
Basis zu stellen. Ebenso könnte auch die Messebesitzgesellschaft, nachdem der
Neubau der Wiener Messe im nächsten Jahr fertiggestellt ist, durchaus unter
diesem Dach der Wiener Holding ihre zukünftige Stätte finden.
Meine Damen und Herren! Auf der anderen Seite sollte
oder könnte sich die Wiener Stadtwerke Holding eben zu einem Bereich
entwickeln, der umfassend die Daseinsvorsorge in der Stadt managt, also etwa
den öffentlichen Personennahverkehr, die Wiener
Linien, WienStrom, WienGas, alles Bereiche, die jetzt
schon bei den Wiener Stadtwerken sind. Wenn man – was man unserer Auffassung
nach tun sollte – diese Idee der Daseinsvorsorge konsequent zu Ende denkt, dann
würde das heißen, dass in Zukunft etwa die Entsorgungsbetriebe Simmering, die
derzeit von der Wiener Holding verwaltet werden, denklogisch in den Bereich der
Wiener Stadtwerke Holding umgeschichtet werden müssten.
Wenn man das noch weiter denkt, dann könnte hier auch
unser alter Vorschlag realisiert werden, die Magistratsabteilungen 30 und
31 auszugliedern und auf eine eigenwirtschaftliche Basis zu stellen. EBS,
Wienkanal, Wien Wasser haben ja auch ein gemeinsames Geschäftsfeld, und nach
unseren Vorstellungen könnten diese ausgegliederten
Magistratsabteilungen 30 und 31 in Zukunft dann auch unter diesem Dach der
Wiener Stadtwerke Holding ihr neues zu Hause finden.
Meine Damen und Herren! Wir sehen, dass zwischen
diesen Bereichen derzeit schon eine große Vernetzung besteht. So sind
beispielsweise Milliardeninvestitionen in das Wiener Kanalnetz über die EBS
finanziert worden. Die EBS musste Milliardenkredite für die Finanzierung
unseres Kanalnetzes aufnehmen. Wir haben heute noch nicht die Situation
überwunden, dass die Rechnungen für diesen Kredit in einem Wanderzirkus
zwischen EBS und Wienkanal hin- und hergeschickt werden.
Durch eine solche Lösung, die Hand und Fuß hat,
könnten wir alle diese Probleme lösen. Wir könnten viele Synergieeffekte
lukrieren, nicht nur Synergieeffekte bei dieser Kreditverrechnung,
Synergieeffekte vor allem auch durch einen gemeinsamen Marktauftritt von Strom,
Gas, von Wiener Linien, durch
einen gemeinsamen Marktauftritt dann auch von Wienkanal und Wien Wasser. Wir
könnten Synergieeffekte vor allem auch für den Kunden lukrieren.
Meine Damen und Herren! In Wien ist es nach wie vor
leider häufig so üblich, dass es eigene Ablesungsorgane für den Wasserzähler,
für den Gaszähler, für den Stromzähler gibt. Wenn wir diesen endgültigen
Schritt zu Ende gehen würden und all diese Bereiche in dieser neuen Wiener
Stadtwerke Holding bündeln würden, dann wäre in Hinkunft nur mehr ein
Firmenvertreter dieses neuen großen kommunalen Konzerns zuständig, um alle
diese Zähler abzulesen, dann könnte ein Firmenvertreter Wasserzähler ablesen,
Gaszähler ablesen und auch den Stromzähler ablesen.
Meine Damen und Herren! Wir könnten daher auch für
die Firma selbst Synergieeffekte durch eine höhere Kundenbindung erzielen, weil
wir im freien Markt unsere Kunden dann natürlich leichter halten können, wenn
wir eine umfassende Produktpalette anbieten. Es sind ja auch in ganz Europa
solche Entwicklungen im Gange. In ganz Europa sind in den letzten Jahren
erfolgreiche Firmen entstanden, die mit diesem Geschäft sogar ansehnliche
Gewinne machen; in Deutschland etwa RWE oder E.ON oder auch in Frankreich große
Firmen wie Vivendi oder Suez Lyonaise. Das sind erfolgreiche Firmen, die
zeigen, wie man solche Synergieeffekte zwischen diesen Sparten in
wirtschaftlichen Erfolg ummünzen kann.
Meine Damen und Herren! Es stecken daher ganz große
Chancen in dieser Neugestaltung der Beteiligungen der Stadt. Unsere Fraktion
hat auch ganz spezielle Vorstellungen zu dieser Neugestaltung, und wir sind auch
bereit, unsere Vorstellung in diese Neugestaltung einzubringen. Der heutige
Antrag – das haben die Redner vor mir bereits festgestellt – soll aber eine
Blankovollmacht erteilen, eine Blankovollmacht deshalb, weil die Grundlinien
dieser Neugestaltung in diesem Geschäftsstück ja überhaupt nicht erkennbar
sind. Auch die freiheitliche Fraktion sieht sich daher außer Stande, heute
diese Blankovollmacht hier zu unterschreiben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Debattenredner ist Herr GR Franz Ekkamp.
Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Franz Ekkamp
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Ich glaube, bei einem findet man schnell Konsens hier
in diesem Haus: dass die Stadt Wien die Aufgabe hat, die
Versorgungsgewährleistung in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht
sicherzustellen. Und die Politik hat eben die Aufgabe, rechtzeitig
Entscheidungen dafür zu treffen, insbesondere angesichts der Dynamik der
Veränderungen, vor denen wir bis jetzt gestanden sind, vor denen wir noch
stehen und die auch immer stärker werden und in einem immer rasanteren Tempo
stattfinden, Veränderungen in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in Europa.
Das viel zitierte GATS und dessen Auswirkungen stehen vor der Tür, und davon
ist insbesondere die Daseinsvorsorge betroffen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Menschen in Wien
erwarten sich gerade im Bereich der Daseinsvorsorge auch weiterhin eine hohe
Qualität. Gerade
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