Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 78
sehen Sie keine Notwendigkeit. Ich sage, auch wir haben nie
die Absicht verfolgt, sozusagen Familiensilber zu verkaufen oder überhaupt
Verkäufe zu tätigen, wobei die Mittel dann irgendwo im allgemeinen Budget
versickern würden. Wir haben das nicht als Geldbeschaffungsaktion verstanden,
sondern wir haben, wie ich schon ausgeführt habe, gemeint, dass es Sinn machen
muss, dass eine Kommune Unternehmen betreibt oder sich an Unternehmen beteiligt
und dass, falls es keine Notwendigkeit gibt, diese Beteiligungen
aufrechtzuerhalten, mit dem Erlös Investitionen in den Wirtschaftsstandort und
außerdem auch noch in zusätzliche direkte Wirtschaftsförderungsmaßnahmen
getätigt werden könnten, sodass auch von hier wieder eine Umwegrentabilität
entsteht, genauso wie sie bei einer Firmenbeteiligung durch Gewinne entstehen
könnte.
Im Übrigen hat mir, Herr Vizebürgermeister, ein
Sprecher Ihres Büros über die "Kronen-Zeitung" auch ausrichten
lassen, jetzt wäre es nicht günstig, jetzt wäre nicht der richtige Moment. Da
darf ich vielleicht noch einmal darauf hinweisen, dass das offensichtlich seit
dem Jahre 1997 schon so geht, dass "jetzt gerade" nicht der richtige
Moment ist.
Über das Konstrukt Wiener Holding GesmbH wird sicher
noch ausführlich zu diskutieren sein, denn, meine sehr geehrten Damen und
Herren, da wächst ein ordentlicher Moloch heran, der sich ja jetzt schon zu
Beginn jeglicher Kontrolle zu entziehen versucht – und ich möchte gar nicht
wissen, wie das dann noch weitergeht –, ein Moloch auch, der so vielfältige
Aktivitäten zu besorgen hat, dass ich mich frage, welche Geschäftsführung vom
Management her qualitativ wirklich in der Lage ist, den Bogen zu spannen von
Kulturbetrieben über Beherbergungsbetriebe, Entsorgungsbetriebe, Wiener Hafen
und vieles andere mehr, was sich in diesen 29 nicht näher definierten
Beteiligungen, die wir heute zu beschließen haben, versteckt. Ich will dem
Management nicht nahe treten und schon gar nicht ungerecht sein, aber es liegt
auf der Hand, dass das eine Konstruktion ist, die gewisse Gefahren in sich
birgt.
Was aus dem Moloch noch alles entstehen soll und
wird, ist für die Oppositionsparteien derzeit detailliert gar nicht absehbar,
weil wir aus Veröffentlichungen noch weiterführende Hinweise haben, die noch
einiges vermuten, vielleicht sogar befürchten lassen. Zum Beispiel: Im
Vorlageakt selber steht ein kryptischer Satz: "Daher wird es angezeigt
sein, einzelne Sozietäten beziehungsweise Anteile zwischen der Wiener
Stadtwerke Holding AG und der Wiener Holding GesmbH zu transferieren."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit so einem
Vorlageakt fange ich nichts an, dem kann ich nicht zustimmen, wenn ich nicht
weiß, was das bedeuten soll, wer was wohin transferiert.
Das Zweite, was dann noch auf uns zukommt, ist das,
was in der Wiener Stadtregierungsklausur Anfang Februar offensichtlich schon
fix ausgemacht war. Wobei ich sagen muss, die Klausur müsste
"Alleinregierungsklausur" heißen, denn ich muss schon sagen, dieses
sinnverzerrende Wort "Stadtregierungsklausur" gibt zu denken Anlass,
denn auf unseren offiziellen Papieren der oppositionellen Stadträte und
Stadträtinnen steht jeweils "Mitglied der Landesregierung". Jetzt
frage ich mich: Sind wir Mitglieder der Landesregierung und der Stadtregierung
oder sind wir es nicht? Ich gehe also einmal davon aus, dass es eine Klausur
gibt, die immer nur der Alleinregierungsfraktion offen steht, und von der
wissen wir aus Veröffentlichungen, dass es überhaupt zu einer weiteren
Neuordnung der städtischen Unternehmungen kommen wird.
Es ist da alles Mögliche angekündigt: Die Wiener
Holding wird in Zukunft noch mehr Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten der
Stadt Wien sein – eine gefährliche Drohung, mehrere gefährliche Drohungen –, im
Zusammenhang mit Wiener Hafen wird es künftig auch eine
Donauraumentwicklungsgesellschaft geben. Ebenfalls in die Wiener Holding
organisiert wird eine zentrale städtische Immobilienbesitz- und
Entwicklungsgesellschaft sowie eine Stadtentwicklungsgesellschaft. Es wird nach
Fertigstellung der Messe unter anderem auch die Messebesitzgesellschaft
integriert, ebenso wie andere Stadtentwicklungsgesellschaften und so weiter und
so fort.
Meine Damen und Herren! Ich muss sagen, da wird es
wohl noch ausführliche Diskussionen geben. Allerdings wird man uns
wahrscheinlich auch weiterhin nicht allzu viel Gelegenheit geben, in die Sache
wirklich intensiv einzutreten. Allein schon die Art wie uns in einer der
Stadtsenatssitzungen, die auf diese Regierungsklausur oder Fraktionsklausur
gefolgt ist, Frau VBgmin Laska auf die Anfrage, was denn da in etwa so geplant
ist, kaltschnäuzig geantwortet hat, nämlich dass wir das dann erfahren werden,
wenn das in den zuständigen Gremien beschlossen werden muss, halte ich auch für
eine gefährliche Drohung, noch dazu in Anbetracht dessen, dass wir wissen, dass
Vorlageakte so wie dieser, die zum Beschluss vorgelegt werden, mehr Fragen
aufwerfen als sie beantworten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr StR DDr Schock. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich glaube, die Notwendigkeit einer Neugestaltung des
Beteiligungsbereiches der Stadt steht wahrscheinlich außer Streit. Alleine wenn
man sich die Geschichte dieses Beteiligungsbereichs ansieht, der durch eine
Verschränkung zwischen Stadt und Bank Austria gekennzeichnet war, dann sieht
man, dass durch die Entwicklung der letzten Jahre, durch die Entflechtung in
diesem Bereich, wodurch der eine Teil, etwa die WED oder auch der Flughafen,
zur Bank Austria gewandert ist und der andere Teil eben hier bei uns im
kommunalen Bereich geblieben ist, hier eigentlich ein ungeordneter Torso
verblieben ist, der einer Neugestaltung, einer Neustrukturierung bedarf.
Meine Damen und Herren! Die freiheitliche Fraktion hat zu
dieser Neugestaltung des städtischen Beteiligungsbereiches auch ganz konkrete
Vorstellungen. Wir wollen diese Neugestaltung anhand der beiden
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