Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 78
Geschäftsstücke vorsehen wird. Bei
diesem Geschäftsstück wurde sowohl im Finanzausschuss als auch im
Umweltausschuss jener Weg gewählt, dass jeder Gemeinderat die Möglichkeit besessen
hat, mit Fachbeamten den Vertragstext durchzugehen. Ich denke deshalb, dass
auch bei diesem Geschäftsstück im Sinne des Antragstellers vorgegangen wurde
und daher von einer Beschlussfassung dieses Antrages abzusehen ist.
Der
Antrag, dass wir heute und jetzt noch vor Abschluss des
Cross-Border-Leasing-Vertrages ein Rückkaufrecht des Fruchtgenusses nach Ablauf
des Leasingvertrages vorsehen, würde Folgendes bedeuten, wenn ich den Vertrag
und das Wesen des Vertrages richtig einschätze: Wenn die Stadt Wien bereits
jetzt, also zu einem Zeitpunkt, bevor dieser Vertrag abgeschlossen ist, ein
Recht, das am Ende eines Leasingvertrages eingeräumt wird, determinieren würde,
dann würden wir in Wirklichkeit einen Scheinvertrag abschließen (ironische Heiterkeit des GR Kurth-Bodo
Blind. – GR Dipl Ing Martin Margulies: Das ist ja auch ein Scheinvertrag!),
weil wir beim Leasing, das wir hiermit eingehen, in einer Determination einen
Vorgang, der in 35 Jahren oder später stattfinden soll, bereits jetzt vorwegnehmen
würden.
Was der
Kollege Wutzlhofer getan hat – und das ist doch klar und deutlich
herausgekommen –: Er hat wenig überraschend gesagt, dass die Stadt Wien nach
Ablauf des Leasingvertrages natürlich das Recht in Anspruch nehmen wird, über
das Kanalnetz weiter zu befinden. Das ist eine politische Willenserklärung, von
der Sie annehmen können, dass sie in dem Sinne, wie es Sozialdemokraten auch in
der Vergangenheit bewiesen haben, im hohen Maße verlässlich ist und dass sich
die Wienerinnen und Wiener darauf werden verlassen können. (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich darf
deshalb die Empfehlung aussprechen, den beiden Anträgen nicht zu folgen und sie
abzulehnen, das Geschäftsstück jedoch positiv zu beschließen. – Danke.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke, Herr Berichterstatter.
Wir kommen
somit zur Abstimmung, und zwar vorerst über den von den Grünen eingebrachten Gegenantrag betreffend
Cross-Border-Leasing.
Wer dafür
ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Antrag hat nicht die
notwendige Mehrheit gefunden.
Jetzt
kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 48.
Wer dafür
ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mehrheitlich, gegen die Stimmen
der Grünen und der
Freiheitlichen, angenommen.
Wir kommen
somit zur Abstimmung über den Beschluss- und Resolutionsantrag der Grünen betreffend Wahrnehmung der
Kaufoption im Leasingvertrag. In formeller Hinsicht ist die sofortige
Abstimmung beantragt.
Wer dafür
ist, den darf ich ebenfalls um ein Zeichen bitten. – Auch hier sind die Grünen in der Minderheit geblieben.
Es gelangt
nunmehr die Postnummer 44 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft
die Neustrukturierung des Beteiligungsmanagements der Stadt Wien
Der
Berichterstatter, Herr GR Juznic, wird einleiten.
Berichterstatter
GR Peter Juznic: Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich
ersuche um Zustimmung zu dem vorliegenden Geschäftsstück.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke schön.
Zu Wort
gemeldet ist Herr Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR
Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach der
aufregenden Debatte davor werde ich es kurz machen, weil wir uns einer neuen
Beteiligungsstrukturierung prinzipiell nicht verschließen, jedoch glauben – das
habe ich im Finanzausschuss schon gesagt, und damals haben wir auch zugestimmt
–, dass es darüber einer politischen Diskussion und mehr Information bedarf.
Diese Information ist bis heute nicht eingetroffen.
Wir haben
uns daher entschlossen, nicht einfach blind zuzustimmen, sondern heute einmal
diese Neustrukturierung, die für uns konzeptlos erscheint, die gleichzeitig
auch überhaupt keinen Aufschluss darüber gibt, welche politischen Ziele die
Wiener Holding verfolgt, warum sie sie verfolgt, unter welchen Kriterien sie
sie verfolgt, abzulehnen und im Gegenzug dazu als konstruktiven
Gesprächsbeitrag einen Beschluss- und Resolutionsantrag einzubringen, in dem
der zuständige Stadtrat aufgefordert wird, ein umfassendes Konzept zu
präsentieren, welches zumindest folgende Punkte mit einschließt:
die
politische Zielsetzung, welche mit den bestehenden Beteiligungen verfolgt wird,
insbesondere unter dem Aspekt solidarischer, ökologischer, demokratischer,
gendergerechter, wirtschaftlicher sowie sich an den Bedürfnissen der Wiener
Bevölkerung orientierenden Kriterien;
unter
Anwendung der unter Punkt eins angeführten Kriterien die politische
Zielsetzung, welche mit einer Neustrukturierung des Beteiligungsmanagements
erreicht werden soll, sowie
eine
ordnungsgemäße Auflistung über die geplanten Zuordnungen der bestehenden
Beteiligungen an die Wiener Holding GesmbH beziehungsweise die Wiener
Stadtwerke AG beziehungsweise die Verschiebungen zwischen diesen
Unternehmungen.
Weiters:
Um mehr Transparenz, mehr Öffentlichkeit in die Wiener Holding, in die Wiener
Stadtwerke AG – vor allem in die Wiener Holding – hineinzubringen, wird der
zuständige Stadtrat beauftragt, einen halbjährlichen Bericht an den
Gemeinderatsausschuss Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke über
die Entwicklung der Beteiligung zu übermitteln sowie eine Liste der Vorstände
beziehungsweise Aufsichtsratmitglieder zu erstellen, die bei Änderungen zu
aktualisieren ist.
In
formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung dieses Antrages an den
Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Ich glaube, dass es gerade in Zeiten, da die Bundesregierung
in vielfältiger Art und Weise – das betrifft nicht
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