Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 78
Experte ist, weil er ja, wie wir wissen, im Umweltausschuss
sitzt, einmal empfehlen, sich mit dem Kollegen Schock oder mit dem Kollegen
Serles über diese Transaktion zu unterhalten. Diese haben zwar im Finanzausschuss
diese Transaktion auch abgelehnt, aber nicht mit jenen Argumenten, die Sie,
Herr Kollege Blind, gebracht haben, sondern sie haben sich durchaus auch zur
Sinnhaftigkeit dieses Investments geäußert und sehen in dieser Transaktion auch
eine durchaus sinnvolle Investition für die Stadt und in die Stadt, meine Damen
und Herren!
Vielleicht könnte also die FPÖ-Fraktion ein wenig
danach trachten, nur solche Leute über etwas reden zu lassen, die sich auch ein
bisschen auskennen. Der Herr Serles und der Herr Schock hätten meiner Meinung
nach durchaus die Potenz und auch die Kompetenz, hier kompetente Wortmeldungen
abgeben zu können. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich will jetzt nicht lange über den Pensionsraub
sprechen – dazu werden wir heute ohnedies noch Gelegenheit haben –, aber wissen
Sie, wenn man über Verträge spricht, ist es immer eine ganz wichtige Frage,
inwieweit man auf Vertragsinhalte bauen kann, inwieweit Vertragsinhalte
Sinnhaftigkeit haben und auch gelten. Und nur ein kleiner Punkt, warum die
Pensionsreform aus unserer Sicht – das ist Ihnen ja bekannt – nicht gerade der
Stein der Weisen ist: Wenn jemand 30 Jahre gearbeitet und 30 Jahre lang
jedes Jahr 2 Prozent Pensionsanspruch erworben hat und plötzlich kommt
jemand und sagt, diese 2 Prozent, die du über 30 Jahre erworben hast,
sind auf einmal nur 1,78 Prozent wert – meine Damen und Herren, wo ist da
die Vertragstreue? Das ist ein Eingriff, wie man ihn sich nicht ärger
vorstellen kann.
Ein Vergleich aus dem Bankgeschäft: Stellen Sie sich
vor, Sie haben ein Sparbuch. Die Bank garantiert Ihnen auf 30 Jahre
2 Prozent Zinsen, aber im 29. Jahr sagt die Bank: Leider, die Zinsen
sind gesunken, wir müssen auf 1,78 Prozent heruntergehen, aber zu Ihrer
Sicherheit nicht ab heute, sondern die letzten 29 Jahre auch. (GR Franz Ekkamp: Das ist die zweite Säule
der Pensionsvorsorge!)
Und darum geht es. Das ist der Grund, warum wir gegen
die Pensionspläne der Regierung sind – über andere Inhalte will ich mich jetzt nicht
äußern –: weil das einfach eine Vertrauensfrage ist und weil dieses Vertrauen
der Österreicherinnen und Österreicher massiv gebrochen wurde und auch
weiterhin gebrochen wird.
Genauso wichtig ist auch das Vertrauen in den
Vertragspartner, genauso wichtig ist auch das Vertrauen in das Vertragswerk,
wenn es um ein 5-Millionen-Euro- beziehungsweise -Dollar-Geschäft geht. Da kann
man nicht einfach von irgendwelchen Seifenblasen, von irgendwelchen dubiosen
Verträgen reden oder amerikanischen Investoren vorwerfen, sie sind
Schwarzgeldwäscher. Also Herr Blind, ich wünsche Ihnen nur, dass der Hancock
Trust das nicht sehr persönlich nimmt, denn eine Klage nach amerikanischem
Recht für diese Aussage und diese Rufschädigung wünsche ich Ihnen nicht. Ihr
Glück ist wahrscheinlich, dass das nicht sehr publik wird, was Sie da gesagt
haben, aber das wünsche ich Ihnen bei Gott nicht.
Wichtig für die Stadt ist – der Herr
Vizebürgermeister und auch der Kollege Wutzlhofer haben hier ja schon sehr,
sehr genau ausgeführt, wo unsere Eckpfeiler stehen –: Sicherung des Eigentums,
kein Nachteil für die Bevölkerung. Wir schaffen uns hier Investitionsmittel,
die Arbeitsplätze schaffen, die die Infrastruktur verbessern. Ich als
Donaustädter begrüße diese Transaktion natürlich sehr, weil gerade wir aus der
Donaustadt wissen, dass ein gut Teil des Nettobarwertertrages investiert werden
wird. Wir können damit auch dem Umweltschutzgedanken Rechnung tragen, weil wir
Senkgruben stilllegen können
Es ist auch ein innovatives Finanzkonzept. Deshalb
bin ich ein bisschen erstaunt, dass, obwohl das jetzt schon, ich glaube, der
achte oder zehnte Vertrag ist, den wir hier im Haus behandeln, Teile der
Opposition noch immer so tun, als ob man nicht wüsste, worüber man spricht. Ich
habe schon zweimal das Vergnügen gehabt, dazu zu reden. Weltweit ist es üblich,
Leasinggeschäfte zu machen, weltweit ist es üblich – egal ob Flugzeug oder
Bohranlage, Mobilien oder Immobilien –, als Staat, als Privater zu leasen und
auch zu verleasen.
Dass uns die US-Steuerbehörde zudem durchaus auch
eine gute Möglichkeit gibt, Arbeitsplätze zu schaffen und damit auch die
Daseinsvorsorge zu verbessern, finden wir sehr, sehr positiv. Daher, meine
Damen und Herren, bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Geschäft. – Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Margulies hat sich ein zweites Mal zu Wort gemeldet. Er hätte noch
12 Minuten Redezeit.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich erlaube mir, noch auf ein paar Anmerkungen
einzugehen und zunächst einmal einen Antrag einzubringen, denn der Kollege
Wutzlhofer hat in voller Inbrunst und Überzeugung gesagt – wortwörtlich, er
kann sich gerne das Protokoll kommen lassen –: Die Stadt Wien kauft in
35 Jahren zurück. Das hat er wortwörtlich gesagt. Lassen Sie sich das
Protokoll kommen.
Um das tatsächlich auch sicherzustellen, werde ich
jetzt einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen.
"Der Gemeinderat hält fest, dass die Stadt Wien
die ihr im vorliegenden Geschäftsstück eingeräumte Kaufoption sofort nach
Beendigung des Leasingvertrages wahrnehmen wird." – Darf ich Ihnen den
übergeben.
Damit ist das auch sichergestellt, und ich denke,
wenn der Kollege Wutzlhofer sagt, die Stadt Wien kauft zurück, dann spricht
absolut nichts dagegen, dass Sie dies heute mit Ihrem Beschluss auch
tatsächlich dokumentieren werden, dass es in Ihrem Interesse ist, dass die
Stadt Wien zurückkauft. (GR Christian Oxonitsch: Du weißt ganz genau, wieso
das nicht geht! – GR Harry Kopietz: Das ist ein Unsinn!)
Aber ich möchte jetzt zu ein paar anderen Argumenten kommen,
die von Ihnen gebracht wurden. (GR Christian Oxonitsch: Du weißt, dass wir
dem sicher nicht zustimmen werden!) Was heißt, sicher nicht beschließen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular