Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 78
ist das Geld weg, und dann sind die Arbeitsplätze weg.
Vernebeln, täuschen, leugnen - darauf haben wir uns
nicht eingelassen. Deswegen haben wir hier die Frage gestellt: Where is the money,
show me the money, wohin ist das Geld verschwunden? - Über eines sind wir uns
ja alle einig, das Geld für den Wiener Steuerzahler ist weg. Das wurde hier von
allen Rednern, glaube ich, nicht in Abrede gestellt, und dass das irgendwann
einmal etwas mit der Stadt Wien zu tun gehabt hat, wird ja, glaube ich, nicht
einmal ein Sozialdemokrat in Frage stellen.
Die Konsequenzen daraus sind aus unserer Sicht auch
sehr klar: selbstverständlich ja zu einem starken, aber schlanken Staat, der
seine Aufgaben wahrnimmt und dafür sorgt, dass es klare Regelungen gibt (GR
Mag Thomas Reindl: Den haben wir ja!); ja zu einem transparenten
Finanzmarkt und Wiener Aktienmarkt, damit die Bevölkerung auch am langfristigen
Wachstum der Wirtschaft teilhaben kann, aber zu strengen Regelungen, die
sicherstellen, dass der Aktieninvestor nicht über den Tisch gezogen wird - ich
sage nur: "Rapid"-Aktien in der Vergangenheit, oder Zwangsumtausch
der Hypo-Vereinsbank-Aktien -; aber nein ...
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Herr Dr Salcher, ich muss leider immer wieder
einschreiten: Die Redezeit ist auch bei Ihnen schon vorüber.
GR Dr Andreas Salcher (fortsetzend):
Schlusssatz: Nein zu einem aufgeblähten Staat, in dem politische Manager und
Abhängige sich eigene Regelungen schaffen (ironische Heiterkeit und
Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN), wie Sie das bei der Bank Austria
getan haben, was immer in einem Verlust für den Steuerzahler endet, in dem Fall
in einem Totalverlust! Für diesen Totalverlust - um das klar und deutlich zu
sagen - sind Sie verantwortlich, weil Sie einer Vollprivatisierung nie
zugestimmt haben und weil Sie jetzt nicht gehandelt haben. (Beifall bei der
ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Strache am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Heinz
Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Werte
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Da Herr
Kollege Salcher hier herausgekommen ist und gesagt hat: "der Mut, als
Verantwortlicher hier herauszugehen, um die Verantwortung nachzufragen" (GR
Günter Kenesei: Mut der Verzweiflung!), sage ich: Das erinnert mich an
österliche Selbstgeißelung, was Sie hier heute gelebt haben. Denn die
Verantwortung dafür, dass es so weit gekommen ist, liegt im Wesentlichen
natürlich auch bei Ihnen. Sie hatten es damals in der Hand, dem nicht
zuzustimmen, und Sie haben es in der Hand gehabt, hier auch andere Lösungen
weiter zu präferieren. (GR Dr Andreas Salcher: Seit zwei Jahren nicht!) Sie
haben das anders gehandhabt.
Ich denke,
das ist kein Thema für eine Aktuelle Stunde, sondern es ist ein alter
rot-schwarzer Hut, den wir heute hier behandeln. Ich glaube auch, dass hier
eine Zwischenbilanz in Wirklichkeit nicht notwendig wäre, sondern eher ein
Totengedenken über die 1,5 Milliarden EUR, die durch diesen Deal dem
Steuerzahler abhanden gekommen sind.
Nachdem
Kollege GR Hufnagl hier herausgegangen ist, frage ich mich auch, als was er
heute eigentlich gesprochen hat: als Gemeinderat - oder als Angestellter der
Bank Austria, der hier für das eigene Institut spricht? Die Frage wird er sich,
glaube ich, selbst beantworten können.
Faktum
ist, dass wir, nachdem am 1. Februar 2001 bei einem Schlusskurs von
62 EUR für die Bank-Austria-Aktien diese damals eins zu eins in solche der
deutschen HVB getauscht wurden, eine Situation erleben müssen, die nicht zu
einem 90-prozentigen Verlust geführt hat, sondern zu einem von 75 Prozent,
wenn man sich die jetzige Kurssituation ansieht - 75 Prozent an Verlust,
der aber trotzdem ein äußerst rasanter ist. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
83 Prozent sind es inzwischen!) Es pendelt hin und her. Jetzt sind es
75 Prozent; es war einmal bei 90 Prozent und ist in der Zwischenzeit
wieder zurückgegangen. Aber Faktum ist, dass es trotzdem ein unglaublicher
Verlust ist.
Es ist
immer auch verwunderlich, wenn von Seiten der sozialistischen Stadtregierung
bei allem normalerweise auch die Finanzpolitik und die Verstaatlichtenpolitik
der Bundesregierung aufs Korn genommen wird, obwohl gerade in dem Bereich
offensichtlich ist, dass im eigenen Haus die größten Dilettanten am Werk sind,
was nämlich diese Causa betrifft.
Wir hätten
mit dem Geld, das wir bekommen hätten, wenn wir damals einen Totalverkauf anstelle
des Tausches vorgenommen hätten, natürlich viel machen können. Es ist heute
schon angesprochen worden: der Bereich der Forschung, Arbeitsmarkt-Initiativen
- vieles wäre möglich gewesen. Es ist wirklich unglaublich, mit welcher
Kaltschnäuzigkeit man damals vorgegangen ist, aber das ist eben dieses alte,
rot-schwarze Proporzsystem gewesen, das auch hier zum Durchschlag gekommen ist.
Natürlich war damals nicht absehbar, dass das World Trade Center nach einem
Terroranschlag einstürzen wird, und es war nicht absehbar, dass dann ein
Afghanistan- und ein Irak-Krieg die Folgen sein werden, wodurch weiterhin die
Finanzmärkte ins Trudeln gebracht werden. Das alles war nicht absehbar, keine
Frage, aber es war trotzdem ein Drahtseilakt ohne Netz. Das haben wir damals
auch immer wieder festgehalten, aber Sie haben nicht auf uns hören wollen.
Aus unserer Sicht war es damals schon so, dass wir gesagt
haben: Die Stiftungslösung ist für uns völlig inakzeptabel. Dass man aber
damals die Konstruktion auch noch so gewählt hat, dass die Verfügungsgewalt der
Bank selbst übertragen wurde, das kann man nur schlicht und einfach als grob
fahrlässig bezeichnen. Natürlich war es so, dass Herr Bgm Häupl damals im
Verein und im Verbund mit dem VBgm Görg hier dafür gesorgt hat, dass die
Erträge aus öffentlichem Vermögen in den Einflussbereich einer rot-schwarz
gepunkteten Fondsvorstands-Situation geführt wurden. Das war so,
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