Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 78
ist. Vergessen Sie das nicht: Gegründet wurde der Fonds vor
knapp zwei Jahren. Da will ich jetzt überhaupt nicht den Geschäftsführer des
Fonds angreifen, weil er nichts dafür kann - aber dieser innovative Fonds, der
vor knapp zwei Jahren gegründet wurde: Wie viele Euro hat er bis heute an
Förderung ausgeschüttet? Wer weiß es? - Zwei Jahre später: 0 EUR an
Förderung ausgeschüttet!
Na klar, ein bisschen ist noch aus den vergangenen
Jahren vorhanden. Von den ursprünglich geplanten mindestens
8 Millionen EUR jährlich hat dieser Betrag bis jetzt schon auf
5 Millionen EUR reduziert werden müssen, das ist für heuer gesichert;
statt einer zweimaligen gibt es nur noch eine einmalige Ausschüttung, das ist
für das nächste Jahr gesichert; und danach ist für den Wiener Wirtschafts- und
Technologiefonds überhaupt nichts mehr abgesichert!
Sie haben die Wirtschafts- und Technologieförderung
in Wien möglicherweise ins Aus manövriert. Das sollten Sie sich zum Vorwurf
machen, und Sie sollten darüber nachdenken, welche politischen Konsequenzen Sie
daraus ziehen. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Danke für die Disziplin in der Redezeit.
Nächster Redner ist Herr Dr Salcher. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ja, wir als Wiener ÖVP haben den Mut, über das
Verschwinden von 1,5 Milliarden EUR Steuergeld,
20 Milliarden ATS, nachzufragen! Wir als Wiener ÖVP haben auch den
Mut, nach der politischen Verantwortung zu fragen für den proportional größten
Schaden, von dem der Steuerzahler durch eine Nichtentscheidung getroffen wurde.
(GR Mag Christoph Chorherr: Warum redet nicht Tschirf bei euch? - Weitere
Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Tatsache ist, dass wir damals in der Regierung die am
wenigsten schlechte Variante - die schlechteste wäre es nämlich gewesen, wenn
wir heute für die Verbindlichkeiten der Hypo-Vereinsbank haften würden, das
muss man einmal dazusagen -, die am wenigsten schlechte Lösung mitgetragen
haben. Lieber Herr Kollege Chorherr, wenn du nur ein bisschen fair bist, wirst
du zugestehen, dass die Position der Volkspartei immer die der Vollprivatisierung
war. Wenn wir damals diesen Weg der Vollprivatisierung gegangen wären, dann -
das stimmt - wären heute 90 Prozent der Schulden der Stadt Wien weg! - Das
ist einmal die Position der Volkspartei. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn hier die GRÜNEN ein bisschen ehrlich sind, dann
werden sie zugeben, dass der Sündenfall passiert ist, bevor wir als Volkspartei
in die Regierung gegangen sind. Der wirklich große Sündenfall ist unter Hans
Mayr und unter einer absoluten sozialistischen Mehrheit passiert, als in einem
schleichenden Prozess der damals immer noch vorhandene Einfluss der Wiener
Steuerzahler auf das AVZ-Vermögen hinausgedrängt wurde - mit einer
"genialen" finanziellen Konstruktion, das ist doch die Wahrheit! Die
Situation, die wir vorgefunden haben, war nur, dass wir einmal schauen mussten,
aus dieser Haftung herauszukommen und den Sozialisten den politischen Einfluss
über die Bank Austria zu entziehen. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn du heute nach der Aktuellen Stunde fragst: Ja,
wir als Volkspartei nehmen für uns in Anspruch, dass wir hier bei dieser
Vertuschung des Verlustes von Steuergeldern nicht mittun. Auf eines könnt ihr
euch auch verlassen: Wären wir heute noch in dieser Stadtregierung, dann hätten
wir sicher nicht tatenlos zugeschaut, wie der Kurs immer mehr gefallen ist,
sondern hätten uns rechtzeitig darum gekümmert, dass der Verlust für den
Steuerzahler minimiert wird. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag Thomas Reindl:
Wie hätten Sie das gemacht? - GR Mag Christoph Chorherr: Wie hättet ihr das
gemacht? Die Budgetmittel ...!)
Lieber Kollege Chorherr, du hast bei den lustigen
Zitaten, die du hier gebracht hast, einige vergessen, zum Beispiel jenes von
einem internationalen Bankenfachmann, dem Christoph Chorherr, der am 24. 7.
selbst gesagt hat: der HBV-Deal war "für Chorherr durchaus positiv" -
in einer Aussendung der GRÜNEN. Wir sollten uns hier also nicht Zitate
vorhalten. Die Situation wurde damals ganz anders gesehen. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Mag Thomas Reindl: Wie hätten Sie das gemacht? - Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Reden wir heute gemeinsam über die wirklich
Verantwortlichen in dieser Stadt. (GR Mag Thomas Reindl: Sie kennen sich in
der Wirtschaft noch weniger als in der Kultur aus!) Das sind die
Sozialdemokraten mit ihrer Verleugnung der großen Skandale - beim AKH, beim
Bauring und so weiter -, der mittleren Skandale - wenn irgendeine
Straßenbahnremise zu teuer ist -, und bei den kleineren Geschichten wie heute
bei "ViennaBike". Die Strategie der Sozialdemokraten war und ist
immer dieselbe: Erstens tot stellen, nach dem Motto "Das Problem gibt es
überhaupt nicht". Zweitens vernebeln und täuschen, nach dem Motto Hufnagl:
"Die Stadt Wien hat mit der Bank Austria/AVZ nie etwas zu tun gehabt, dieser
Gedanke ist ja völlig absurd!" Drittens leugnen, siehe Herrn
Bürgermeister: "Es gibt keinen Verlust für den Wiener Steuerzahler" -
nein, das ist einfach verschwunden.
Die Bilanz der SPÖ-Betonstrategie ist übrigens auch bekannt,
für ihre eigenen Mitglieder, die vor noch gar nicht so vielen Jahren aus der
"Arbeiter-Zeitung" die mediale Wahrheit lesen durften, im
"Konsum" einkaufen gehen konnten, mit dem Reisebüro "Ruefa"
- das heißt übrigens "Ruhe und Erholung für alle" - auf Urlaub fahren
durften und bei der Zentralsparkasse ihr Sparbuch hatten. (Zwischenruf des
GR Mag Thomas Reindl.) Heute ist alles weg, die Unternehmen sind verkauft
oder in die Geschichte der größten Konkurse Österreichs eingegangen. Das Geld
ist weg, und die Arbeitsplätze sind weg - das ist das Faktum! (Beifall bei
der ÖVP.) Für das nichtsozialistische Parteimitglied, für den Wiener
Steuerzahler, ist die Bilanz auch klar. Es ist immer dasselbe: Erst
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