Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 78
vorzunehmen, losgelöst von jeweiligen Haftungssummen und vom
unmittelbaren Aktienkurs der Hypovereinsbank im Vorjahr, ...
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Herr GR Hufnagl.
GR Heinz Hufnagl
(fortsetzend): ... weil die AVZ
insgesamt ein vernünftiges Veranlagungsportfolio vorgenommen hat, und sich die
Gewinne der AVZ nicht ausschließlich aus dem Halten der HVB-Aktien rekrutieren.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Herr Kollege Hufnagl, Sie haben ihre
Redezeit schon lange überschritten. Ich muss Sie daran erinnern.
GR Heinz Hufnagl
(fortsetzend): Frau Vorsitzende, ich komme
schon zum Schluss.
Lassen Sie mich sagen, alle Kreditunternehmungen
haben weltweit mit Rezession, mit instabilen Finanzmärkten, hohen
Kreditausfällen und sinkenden Margen zu kämpfen. Neben diesen globalen
Negativfaktoren kommt in Österreich die hausgemachte Krisenverschärfung durch
die aktuelle Bundespolitik dazu.
Ich kann ihnen das in zwei Sätzen ganz kurz
replizieren. (GR Dr Matthias Tschirf: Aufhören!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Herr Kollege Hufnagl, ich muss Sie
noch einmal auffordern, Ihre Rede zu beenden. (GR Günter Kenesei: Das sind
schon zwei Minuten länger!)
GR Heinz Hufnagl
(fortsetzend): Neben weltweiter
Rezession gibt es in Österreich Stellenabbau statt Beschäftigungsprogramme,
Verunsicherung der Pensionisten statt gesicherten Lebensabend, vor allem
sinkende Einkommen und damit Probleme für die Banken. (GR Günter Kenesei: Was wird das jetzt? Aufhören!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Herr Kollege Hufnagl, ich bitte Sie jetzt
wirklich aufzuhören. Das ist den anderen gegenüber extrem unfair.
GR Heinz Hufnagl
(fortsetzend): Die Bilanz der Bank
Austria ist jedenfalls gemessen an den Erfolgen der Bundesregierung vorbildlich
und herzeigbar. (GR Günter Kenesei:
Aufhören! Aufhören!) Das unterscheidet sie von der österreichischen
Regierung. (GR Günter Kenesei: Aufhören!
Abdrehen!) - Ich danke vielmals. (Beifall bei der SPÖ. - GR Günter
Kenesei: Die Rede muss man auf Tonband aufnehmen! Eine Gemeinheit ist das!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dipl Ing Margulies gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort und bitte, dass er so fair ist und sich an das hält, was vorgegeben
ist.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
1,5 Milliarden EUR Verlust, oder
19 Milliarden S sind einfach verschwunden. Niemand ist dafür
verantwortlich, aber der Kollege Hufnagl stellt sich hier hin und erzählt in
einer Ansammlung von Halbwahrheiten, welche Möglichkeiten die Stadt Wien nicht
gehabt hätte. Andere Sparkassen, die zum Teil aufgelöst wurden und die Erträge
flossen in das Budget der Gemeinde, gab es nicht in Österreich. Nur die Stadt
Wien hat diese Möglichkeiten nicht gehabt. 1,5 Milliarden EUR sind
einfach weg und niemand ist dafür verantwortlich. Wir wissen es, weder der
Kollege Tschirf noch der Kollege Görg, vor allem nicht der Kollege
Bürgermeister oder der Kollege Finanzstadtrat, die anscheinend beide heute
nicht im Saal anwesend sind, was ich sehr bedauerlich finde. Wenn ich einen
solchen Verlust zu verantworten habe, würde ich mich zumindest in die erste
Reihe setzen und mir einmal anhören, was tatsächlich kommt.
Noch zu Ihnen, Herr Kollege Hufnagl: Man kann über
die Verschmelzung von Bank Austria und Hypovereinsbank auch zwei Jahre später
unterschiedlicher Meinung sein. Das hat aber nichts damit zu tun, dass die
Stadt Wien oder auch die AVZ-Stiftung in Wirklichkeit überhaupt nichts bei der
Hypovereinsbank mitzureden hat.
Das hat nichts damit zu tun, dass dieser
Zusammenschluss damals in Form eines Aktientausches hätte abgewickelt werden
müssen, und das hat nichts mit dem von Ihnen zitierten Sparkassengesetz zu tun.
Es hätte auch damals - wie von den GRÜNEN gefordert - die Möglichkeit gegeben,
die Milliardenerträge, das Milliardenvermögen tatsächlich zu realisieren. Dann
hätten wir uns vor allem nicht jetzt - so, wie Sie es gemacht haben -
herausstellen müssen und etwas verteidigen müssen, wovon eigentlich jeder
denkende Mensch und jeder Mensch, der die Grundrechenarten beherrscht, sagen
muss: Es ist ein katastrophaler Finanz-Flop!
Es ist peinlich, was Sie gemacht haben, und es ist
umso peinlicher, wenn man sich anschaut, mit welchem guten Recht die
Sozialdemokratie Niederösterreichs - obwohl es um eine weit geringere Summe
geht - die ÖVP in Niederösterreich kritisiert. (GR Heinz Hufnagl: Da sind
Wohnbauförderungsmittel verkauft worden, in Niederösterreich!) Ja! Na, wir
sind nicht dafür, ich halte das für einen bodenlosen Skandal! Ich halte das
wirklich für einen bodenlosen Skandal und halte es eigentlich für absurd, dass
der Landesrat noch immer im Amt ist.
Aber wenn es um 19 Milliarden ATS geht, ein
Siebentel des Wiener Budgets, in etwa 80 oder 85 Prozent des
Schuldenstandes der Gemeinde Wien, dann stellen Sie sich heraus und sagen:
Alles war super. - In welcher Realität leben Sie denn? Das ist peinlich, und in
dieser Realität lebt die Sozialdemokratie seit vielen Jahren! Denn als wir im
vergangenen Jahr kritisiert haben und die Technologiestiftung in Gefahr gesehen
haben, da hat sich sogar Herr StR Rieder noch hingestellt und gesagt: die
Dividende ist gesichert!, obwohl schon für jeden anderen absehbar war, das galt
vielleicht noch für die Dividende 2001, aber für die Dividende 2002 schon
sicher nicht mehr und für die Dividende 2003 wahrscheinlich auch nicht.
Jetzt kommen wir noch zur Absicherung der
Technologieförderung, des größten innovativen Projektes.
1,7 Milliarden EUR mit 3,5 Prozent veranlagt, das wären
50 Millionen EUR an Technologieförderung jedes Jahr gewesen, ohne
auch nur einen einzigen Schilling des Kapitals anzugreifen! Jetzt müssen wir
hoffen, dass es irgendwann wieder eine Dividende für den Wiener
Technologiefonds geben wird und die Finanzierung gesichert
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