Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 78
Strauß und von vielen Walzern. Das als wenig bedeutsam
anzusehen, ist vielleicht aus der Zeit geboren. Beim Johann Strauß und seiner
Familie ist es halt so, dass das doch ein Identitätsträger für Wien ist, dass
der Wiener Walzer mit der Familie Strauß untrennbar verbunden und auch ein
Werbeträger für Wien ist.
Ist es Ihrer Meinung nach, abgesehen von einer
Aufarbeitung einer Planstelle, weil wir dieses Gedenkjahr haben, nicht
wünschenswert, wenn wir als späte Wiedergutmachung vielleicht eine Ausstellung
über diese restituierten Güter machen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat!
Ich habe das damals berichtend so dargestellt, nicht
wertend, geschweige denn, dass es meine Meinung gewesen wäre. Ich war im Jahr 1954
vier Jahre alt, habe mich damals zugegebenermaßen also noch sehr marginal mit
Strauß beschäftigt, war damals wahrscheinlich einer anderen Musik eher
zugänglich.
Im Kerne stimmen wir überein. Selbstverständlich ist
Strauß ein identitätsstiftender Wiener Kulturträger, wenn man das allgemein so
sagen kann. Es steht außer jedem Zweifel, dass dies auch eine der
Hauptbegründungen dafür gewesen ist, dass wir den Strauß-Nachlass nicht an eine
andere Stadt verlieren, sondern dass wir mit der Restitution diesen Nachlass
zurückkaufen. Das war eines der wesentlichen Argumente und der Sinn der Sache.
Selbstverständlich ist gerade zu dem erwähnten
Jubiläum eine entsprechende Ausstellung geplant. Ich würde mir wünschen, dass
solche geplanten Ausstellungen zunächst in einem Konzept entworfen werden,
bevor selbiges schon vor der Zeit verrissen wird. Also es wäre wirklich
vernünftig, wenn man den Weg gehen würde, zuerst das Konzept zu erstellen, das
man dann später verreißen kann und nicht umgekehrt. Daran kann ich wenig Sinn
erkennen, aber eine derartige Ausstellung ist in Planung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die letzte Zusatzfrage. Frau Cordon, bitte.
GRin Waltraud Cécile Cordon (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister!
Es freut mich natürlich, dass die Ausstellung auch
zur Sprache kam, denn es hat ursprünglich geheißen, wenn die
Strauß-Meyszner-Sammlung wieder zurückgekauft ist, gibt es sozusagen eine
Eröffnungsfeier in der etwas stiefmütterlich behandelten Strauß-Gedenkstätte in
der Wohnung in der Praterstraße und dass man eben die Exponate ausstellt. Also
ich höre gerne, dass das geplant ist.
Meine letzte Frage ist, noch einmal auf das Budget
zurückzukommend, nachdem mir immer gesagt wurde, es ist so schwierig mit der
Planstelle, es gibt keine zusätzliche und es gibt kein Budget, aus welchem Topf
dieses Budget kommt, mit der die Planstelle, oder wie es dann auch immer heißt,
geschaffen wird.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geschätzte Frau Gemeinderätin!
Es wird Sie wahrscheinlich nicht überraschen, wenn
ich Ihnen sagen, das ist mir vollkommen egal. Es hat die wissenschaftliche
Aufarbeitung zu erfolgen. Daher ist es auch von der Verwaltung so
durchzuführen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. Somit ist, spät aber doch, die
Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema "Die Privatisierung der Bank Austria - eine
Zwischenbilanz" verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2
ordnungsgemäß beantragt.
Ich ersuche nun den Erstredner, Herrn Mag Neuhuber,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ich darf bemerken, dass Ihre Redezeit mit zehn
Minuten beschränkt ist.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Viele von Ihnen kennen sicher die Millionenshow mit
Armin Assinger. Wenn Sie sich die des Öfteren anschauen, dann kennen Sie auch
seine obligatorische Frage an die Kandidaten: "Was würden Sie denn mit
1 Million EUR anfangen?"
Wir können
uns heute als Wiener Gemeinderäte und Gemeinderätinnen fragen, was die Stadt
Wien mit 1,5 Milliarden EUR zusätzlich hätte anfangen können. Dabei
würde natürlich jeder andere Vorstellungen haben. Einer würde es in die
Infrastruktur investieren, der Nächste in die Forschung, mancher würde Schulen
und Kindergärten bauen, Schulden tilgen und so weiter. Der Unterschied zur
Millionenshow, meine lieben Damen und Herren ist, bei uns hätte diese Denksportaufgabe
Realität werden können.
Warum? Ich
gehe noch einmal kurz zur Historie zurück. Ich lasse dabei die Frühgeschichte,
also die Fusion von Z und Länderbank und dann die Übernahme der CA durch die
Bank Austria im Jahre 1997 aus und komme gleich quasi zum Spätmittelalter. Im
Februar 2001 wurde mittels eines Aktientausches, übrigens um die Abfindung von
Kleinaktionären zu vermeiden, die Bank Austria von der zweitgrößten deutschen
Bank, der Hypo Vereinsbank übernommen. Der Börsenkurs des Instituts stand damals
bei 63 EUR. Die 22,7 Prozent Beteiligung der Anteilsverwaltung
Zentralsparkasse waren demnach zu diesem Zeitpunkt rund
1,7 Milliarden EUR wert und wurden gegen 5,3 Prozent an der HVB
getauscht. In letzten zwei Jahren hat es leider einen wahrlich katastrophalen
Kurssturz des Papiers auf derzeit knapp über 10 EUR gegeben, wobei der
Niedrigstwert schon einmal unter 7 EUR gelegen war. Der Ordnung halber
muss noch angemerkt werden, dass es anderen deutschen Banken und selbst solchen
in der Schweiz ähnlich geht und diese ähnliche Probleme haben.
Ziel des Aktientausches war unter anderem, den damals neu
gegründeten Wiener Technologiefonds aus den Dividenden der Beteiligung zu
speisen. Wie Sie
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