Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 67
Verfolgungswahn. Also wenn, befinde ich mich in guter
Gesellschaft, nämlich in Gesellschaft des Herrn GR Hundstorfer. Dann aber kommt
die Frau GRin Stubenvoll heraus und sagt punktgenau das Gegenteil, sie sagt
nämlich, die BürgerInnen bekommen mehr Qualität und mehr Leistung. Da nur eine
der beiden Behauptungen stimmen kann, ist die andere zwangsläufig falsch.
Meiner Meinung nach machen Sie jetzt eine
Strukturreform, die falsch ist. Mein Vorschlag, meine Aufforderung ist:
Analysieren wir wenigstens vor dieser nächsten Auslagerung jene Auslagerungen,
die schon stattgefunden haben, denn daran lässt sich zumindest in Grundzügen
ermessen, welche der beiden Behauptungen richtig ist. Das könnte man doch
zumindest machen, bevor man sich ins nächste Abenteuer hineinstürzt. Ich denke
mir, Herr GR Hundstorfer könnte dem vielleicht zustimmen und seiner eigenen
Partei diese Anregung mit auf den Weg geben. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Klicka hat sich zu Wort gemeldet. Bitte
schön.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich kann mich der Einstellung von Frau GRin Korosec
nicht ganz anschließen, wenn sie meint, man sei selber schuld, wenn man im
Alter krank ist, denn man hätte ja viele Vorsorgemaßnahmen ergreifen können.
Wir wissen ganz genau, dass das für diese Generation jetzt nicht mehr möglich
ist, weil die Menschen, die jetzt 60, 70, 80 Jahre alt werden, noch sehr,
sehr harte Arbeit leisten mussten und daher natürlich auch sehr viele
chronische Krankheiten im Alter aufweisen. Außerdem wissen wir aus den
Untersuchungen, dass gerade Menschen, die in den weniger begüterten sozialen
Schichten leben oder aus weniger gebildeten Bereichen kommen, weitaus häufiger
und schwerere Erkrankungen im Alter haben, weil es ihnen eben nicht möglich
war, diese Vorsorgemaßnahmen auch rechtzeitig zu ergreifen.
Ich hoffe, dass sich das auf Grund unseres guten
Gesundheitssystems und des Ausbaues der Vorsorgemaßnahmen in zwei, drei
Generationen ändern wird, aber wir müssen für die nächsten 20 Jahre
vorsehen – oder für die nächsten zehn Jahre, um noch ein bisschen kürzer zu
greifen –, und da wissen wir, dass sich der Seniorenanteil – das Älterwerden,
dass wir alle älter werden können und auch besser älter werden, als es in
früheren Jahren der Fall war, ist ja eine Auswirkung dieses Gesundheitssystems
–, der Anteil der älteren WienerInnen um 26,5 Prozent erhöhen wird. Und dass
die Menschen älter werden, erleben wir schon jetzt, weil wir sehr vielen
Menschen zum 100. Geburtstag gratulieren können.
Dieser Anstieg der Zahl der älteren Personen in den
Haushalten wird aber auch eine intensivere Pflege nach sich ziehen, und daher
sehen wir rechtzeitig vor. Wir haben uns vorgenommen, bis zum 1. Jänner
2004 eine Umsetzung dieser Umstrukturierung zu ermöglichen. Im Bund ist es oft
so, dass innerhalb von drei Monaten Maßnahmen getroffen werden, die auf Jahrzehnte
– etwa bei der Pensionsreform – in das Leben der Menschen eingreifen.
Es ist ganz wichtig, dass sich, wie wir in den
letzten Jahren auf Grund dieser 30jährigen Entwicklung ja auch festgestellt
haben, das Sozialsystem enorm erweitert und vergrößert hat, und da ist es
natürlich auch ganz wichtig, dass eine klare Trennung zwischen den hoheitlichen
Aufgaben, der Leistungserbringung, der Finanzierung und der Kontrolle
durchgeführt wird. Für die Klienten ist es ganz wichtig, dass ein Case
Management existiert, das allen Personen einen niederschwelligen Zugang zu den
Einrichtungen ermöglicht, und ganz besonders im Auge haben wir natürlich auch
die Qualitätsstandards der Leistungen.
Die Überprüfung des Mitteleinsatzes
wurde von uns allen immer schon gefordert, und es wird uns möglich sein, die
Kostenwahrheit auch wirklich festzustellen und somit die Fördermittel noch
treffender einsetzen zu können.
Durch die Schaffung klarer Verantwortungsbereiche
werden auch die Leistungen besser definiert werden können.
Eine Zusammenarbeit mit den Dachverbänden gab es
schon in den letzten Jahren und wird es auch zukünftig geben. Sie waren immer
schon ein wichtiges Bindeglied zwischen den Organisationen.
Wie die Frau GRin Stubenvoll ausgeführt hat, sind ja
auch jetzt in den vergangenen Jahren viele dieser Leistungen schon von den
Vereinen durchgeführt worden, und das zur Zufriedenheit aller Klienten und
Klientinnen. (StRin Karin Landauer: Sie glauben das auch noch, was Sie
sagen?)
Ich möchte mich nun auch noch auf die zwei Anträge
konzentrieren.
Zum Antrag der ÖVP-Gemeinderäte möchte ich nur sagen,
dass Sie natürlich die Zuweisung des Antrages an den Bürgermeister fordern
können, aber dass es nicht die Aufgabe des Bürgermeisters ist, einen
Unterausschuss einzurichten. Wie Sie ja alle wissen, ist die Einrichtung von
Unterausschüssen im Ausschuss diskutiert worden. Wir werden daher diesen Antrag
ablehnen.
Wir werden auch den Antrag der FPÖ-Gemeinderäte
ablehnen (StRin Karin Landauer: Das gibt es ja nicht!), weil wir es
einfach nicht notwendig finden, denn wir brauchen nicht den Zuruf der FPÖ. Wir
haben in den letzten Jahren selbstverständlich immer die Sozialhilfe dem Bund
gemäß erhöht. Es ist nur so, dass der Bund mit 1.1. zwar diese Verordnung in
Kraft gesetzt hat, es aber den Pensionsversicherungen auf Grund eines sehr
verwirrenden und nicht konkret ausgeführten Gesetzestextes erst vor acht Tagen
möglich war, die Beträge – es sind nämlich in der Stadt Wien Nettobeträge – auszurechnen,
sodass wir natürlich binnen kürzester Zeit auch diese Erhöhung in der Stadt
umsetzen werden.
Wir sind sicher, dass wir mit dieser Umstrukturierung das
schaffen, was wir vor 20 oder mehr Jahren auch schon bei der Donauinsel
erreicht haben. Ich kann mich noch erinnern aus Zeitungsberichten – selbst war
ich ja
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