Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 67
ich glaube Ihnen das, Sie haben das vor, es ist nur bis
heute nicht nachvollziehbar. Denn bleiben wir bei der Konstruktion des Fonds
Soziales Wien, so wie er heute ist. Er nimmt keine hoheitlichen Aufgaben wahr.
Sie sagen, das soll er in Zukunft auch nicht, das soll nur zwischen den Magistratsabteilungen
umgeschichtet werden. Ich bin mir nur nicht sicher, dass es so ist. Und wenn es
so ist, dann tritt das in Kraft, was Sie gesagt haben: Wir werden noch das eine
oder andere Gesetz ändern müssen. – Ja, das glaube ich wohl.
Denn im Gegensatz zu Wien ist es bei der von Ihnen so
geschmähten Bundesregierung und den Bundesgesetzen so, dass für Unternehmen,
Fonds oder was auch immer, die mehrheitlich oder zu 100 Prozent im
Eigentum des Bundes sind, auch die einschlägigen Bundesgesetze gelten, und zwar
nicht irgendwelche, sondern ganz konkrete, nämlich die besonderen
Verwaltungsgesetze. Und das dürfte hier nicht der Fall sein, denn wenn ich das
aufgreife, was die Kollegin Pilz sagt, dann hat sich der Herr Hacker einfach
nicht an einschlägige Landesgesetze gehalten, weil er glaubt, sie gelten für
ihn nicht. Er sagt: Ich schreibe zwar meinen eigenen Arbeitsplatz aus – früher
genannt Drogenkoordinator, 1992 vom Bürgermeister auf Grund eines
Drogenkonzeptes, das dieser Gemeinderat beschlossen hat, bestellt –, aber ich
halte mich nicht an die Policy, und ich halte mich auch nicht an das Recht. Für
mich hat die Frauenbevorzugung keine Konsequenz. Das lasse ich weg. Ich
schreibe das gar nicht hinein. Ich mache einfach eine Ausschreibung, und diese
Ausschreibung ist so skurril, die muss man einfach lesen.
Erstens beginnt er mit: Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Das schickt er mir auch. Also ich sage es Ihnen ehrlich, ich verwehre
mich dagegen, Herr Hacker, ich bin nicht Ihr "lieber Kollege" und
auch nicht Ihre "liebe Kollegin", und wir werden es auch nicht
werden. Ich sage weiter höflich zu Ihnen "Herr Geschäftsführer",
solange Sie es noch sind, und Sie sagen weiter zu mir, Herr Gemeinderat, nicht,
weil ich darauf stehe, aber das ist halt so zwischen höfliche Menschen.
Zweitens sagt er: Ich werde mich kurzfristig
zurückziehen. Was heißt das: Ich werde mich kurzfristig zurückziehen? Werden
Sie den Drogenkoordinator jemals wieder übernehmen oder nicht? Ist daher dieser
Fachbereich auszuschreiben – ja oder nein? Ist der Arbeitsplatz hinfällig, wenn
Sie wieder da sind oder nicht? Brauchen wir ihn überhaupt nicht? Alles Fragen,
die nicht geklärt sind. Das andere in diesem Zusammenhang hat die GRin Pilz
schon gesagt.
Daher allgemein noch einmal zurückkommend auf die
grundlegenden Probleme. Es ist im Wesentlichen die gesamte Vorgangsweise eine
Delegation von Verantwortung und Kompetenz in einen Bereich, der dann politisch
nicht kontrolliert werden kann. Ich bringe Ihnen einmal ein Beispiel: Die StRin
Pittermann sagt im Ausschuss, sie weiß nichts davon, dass der Drogenkoordinator
wieder ausgeschrieben wird. In genau jenem Fonds aber, dessen Geschäftsführer
das gemacht hat, gibt es ein Kuratorium und ein Präsidium, und in diesem
Präsidium sitzt zufällig ein Abteilungsleiter der StRin Pittermann, OSR Serban,
Dienststellenleiter MA 15.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Der Herr
Geschäftsführer Hacker hat sein Präsidium nicht informiert, dann hätte er gegen
die Satzungen des Fonds verstoßen, oder OSR Serban hat seiner Stadträtin nichts
gesagt. Irgendetwas kann ja da nicht stimmen, und das lässt wirklich Schlimmes
befürchten. So wird sich das fortsetzen. Dieser Fonds wird dazu dienen,
Kompetenz von den Stadträten und vom Gemeinderatsausschuss wegzunehmen und
selbständig nicht nur die Nichthoheitsverwaltung und die Organisation zu
betreiben, sondern auch die Politik zu gestalten.
Wenn sich das jemand gerne wegnehmen lässt, dann soll
er es, wir wollen es nicht, und wir können uns daher nicht vorstellen, dieser
Entwicklung zuzustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Vorsitzende Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Stubenvoll gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort. (GRin Erika Stubenvoll – auf dem
Weg zum Rednerpult –: Jetzt muss ich einmal die Rose auf ihren richtigen Platz
legen!)
GRin Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich würde ja gerne dem Herrn Barnet das steife Genick
ersparen – das ist nicht angenehm, ich kenne das, ich habe das auch schon öfter
gehabt –, aber wenn die Frau Vizebürgermeisterin zum Beispiel
Berichterstatterin gewesen wäre, dann hätte er sich überhaupt ganz umdrehen
müssen und hätte dann natürlich nicht zum Hohen Gemeinderat reden können. Dann
hätten wir den breiten oder weniger breiten Rücken des Herrn Kollegen Barnet
gesehen, was für uns vielleicht auch nicht ganz erfreulich gewesen wäre. Also
von diesem Gesichtspunkt aus ist es, glaube ich, eigentlich wirklich
lächerlich, wenn man solche Dinge da im Gemeinderat diskutiert.
Was Sie auch noch gesagt haben, nämlich der Herr
Bürgermeister hätte sich so quasi nicht um diese Reform gekümmert, stimmt
absolut nicht, aber der Herr Bürgermeister hat andererseits auch so kompetente
Stadtregierungsmitglieder, die durchaus in der Lage sind, auch eine solche
große Reform mitzugestalten, zu tragen, zu leiten, was immer Sie wollen. Wie es
überhaupt Tradition für die Sozialdemokratie hier im Hause ist – und ich gehöre
jetzt schon lange diesem Haus an; ich glaube, heuer wird es 20 Jahre –,
Politik für die Menschen zu machen, die Lebensqualität der Wienerinnen und
Wiener abzusichern und sogar noch zu steigern.
Dafür sind wir ja auch erst vor kurzem ausgezeichnet worden,
aber deshalb sind auch Reformen in vielen Bereichen der Stadt Wien notwendig,
und es ist Verantwortung und Pflicht für uns, diese Reformen auch
durchzuführen. Und diese Reform – das hat Kollege Hundstorfer schon gesagt –,
soll die soziale Sicherheit für sozial schwache Gruppen stärken, erhöhen und
verbessern, vor allem aber auch ein breites Leistungsangebot für ältere
Mitbürger absichern, neu gestalten, verbessern. Alles das ist im Fluss. Diese
Reform – wir haben das
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