Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 67
Arbeitskräften geben, und wenn es hier nicht zu einem
grundlegenden Verständniswandel kommt, werden wir große Schwierigkeiten haben,
diese Arbeitskräfte auch im notwendigen Umfang zur Verfügung zu stellen. Es
werden dann die Kräfte des Marktes über die Qualität und die Intensität der
Betreuung entscheiden, wenn Sie hier nicht Vorsorge treffen, und ich bin davon
überzeugt, dass es eine Aufgabe der öffentlichen Hand ist, in diesem Bereich
leitend tätig zu sein. Hier müssen Sie Vorsorge treffen, hier haben Sie nicht
Vorsorge getroffen.
Es wundert mich ein wenig, dass wir hier eine
Mitteilung einer bald nicht mehr zuständigen Stadträtin vernehmen müssen, die -
es kommt mir fast so vor - die künftig zuständige Stadträtin ex cathedra ein
wenig schulmeistert, wie es denn geht. Es ist besonders pikant, dass diejenige,
die zukünftig für das Ergebnis der Restrukturierung keine politische
Verantwortung zu tragen haben wird, genau diese Restrukturierung leitet, für
die dann zukünftig jemand anderer politisch verantwortlich sein soll. Das
können Sie sich in der Fraktion ausmachen, das ist Ihre Angelegenheit. Ich
meine nur, dass das Ganze in der Art und Weise, wie Sie es uns präsentieren,
alles andere als den Ruf genießen darf, ein Beitrag zur Demokratie zu sein.
25. Februar 2003, Stadtsenatssitzung: Im
Stadtsenat wird urgiert, dass wir über die näheren Details dieser
Umstrukturierung informiert werden. Diesen Wunsch hat die Frau Stadträtin dahin
gehend beschieden, dass es, wenn es auf dem Weg dorthin notwendig erscheine,
noch andere Formen der Diskussion geben werde; dann werde man das tun.
In diesem Satz klingt ein bisschen die Haltung durch:
Was Demokratie ist, bestimmen wir!, und: Wo diskutiert wird, bestimmen wir! -
Wenn sich eine Diskussion darauf reduziert, hier eine Mitteilung zu machen und
dann den Saal zu verlassen, dann sagt das mehr aus als das, was manch einer
Ihrer politischen Vorgänger in noch viel drastischere Worte gefasst hat. - Ich
erspare Ihnen das. Wir können das vielleicht einmal bei einer anderen
Gelegenheit diskutieren.
Die Frau Vizebürgermeisterin hat natürlich, wie das
so üblich ist und zu ihrem Geschäft, möchte ich fast sagen, gehört, den Bund
kritisiert. Frau StRin Landauer hat in dieser Stadtsenatssitzung an Frau VBgmin
Laska die Frage gestellt, wann es zur Anpassung des Sozialhilfegesetzes kommen
wird, weil das ja immer mit dem Jahreswechsel erfolgt. Frau StRin Laska sagte
darauf: "Ich gehe davon aus, dass Sie die Richtsatzverordnung
ansprechen." - Frau StRin Landauer: "Ja." - Laska: "Es ist
richtig, nur: Die Anpassung der Richtsatzverordnung setzt jeweils voraus, dass
es eine solche Anpassung auf Bundesebene gibt," - also der Bund ist schuld
daran, dass das nicht passiert ist - "und daher kann Wien im Sinne der
Subsidiarität im Moment nichts tun." – Dies sagte Frau Laska am
25. Februar 2003.
Nun ja, ich glaube, sie hat nicht gut aufgepasst,
denn bereits am 3. Dezember 2002 gab es eine Verordnung des nunmehrigen
Vizekanzlers Haupt in seiner Eigenschaft als Sozialminister über die
Festsetzung des Anpassungsfaktors und der Anpassungsfaktormesszahl und der
Richtwertmesszahl. – Am 3. Dezember 2002!
Am 17. Dezember 2002 wird das mit Verordnung,
ebenfalls des Sozialministeriums und des Sozialministers, kundgemacht. Und
schlussendlich am 18. Februar 2003 - also eine Woche vor jener
Stadtsenatssitzung, bei der Frau StRin Laska sagte, der Bund hätte nichts
getan, daher könne sie nichts tun - hat der Bund die notwendige
Rechtsvorschrift öffentlich kundgemacht. Am 18. Februar 2003: Kundmachung
über die Änderung der Kundmachung über die Aufwertung und Anpassung nach dem
Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz.
Der Bund hat es also getan, die Stadt Wien hat es
nicht getan. - Weil ich immer versuche, möglichst positiv zu denken, nehme ich
einmal an, dass Frau StRin Laska es nicht gewusst hat, dass der Bund es gemacht
hat. Aber das entschuldigt dennoch nicht die Form der Kritik.
Ich meine daher, dass es notwendig ist, dass wir die
Richtsätze in der Sozialhilfe aktualisieren, und ich stelle daher gemeinsam mit
meinen Gemeinderatskollegen Präsident Johann Römer und Heinz-Christian Strache
einen Beschlussantrag, in dem der Wiener Gemeinderat den Herrn Landeshauptmann auffordert,
raschest aktualisierte Richtsätze in der Sozialhilfe zu verordnen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags gefordert. (Beifall bei
der FPÖ.)
Gehen wir noch einmal ein bisschen auf die
Verwaltungsmodernisierung ein, die hier angekündigt wurde. Es gibt da ein ganz
interessantes Buch - es gibt auch Leute, die das lesen -, nämlich "Der Weg
zum Bürger – Vom Obrigkeitsstaat zum Dienstleistungskonzern",
herausgegeben von der Stadt Wien. Darin findet sich eine Reihe sehr interessanter,
sehr bemühter Artikel, beginnend mit einem vom Herrn Magistratsdirektor
verfassten.
Ich habe mir hier einen Artikel des Herrn
Bereichsdirektors Dr Nussgruber unter dem Titel "Der Wiener Weg"
herausgesucht, in dem er sich mit den Voraussetzungen der Systemänderung in der
Verwaltung, dem Strategieprojekt "Verwaltungsmodernisierung" und den
Instrumenten des New Public Management auseinander setzt. Er schlussfolgert in
diesem Artikel völlig richtig:
"Die Kosten- und Leistungsrechnung bildet den
Aufwand für die Erstellung der Produkte und gegebenenfalls den erzielten Ertrag
ab und muss auf konsistenten und zeitgerecht vorhandenen Daten aufbauen."
Es geht hier also um Kostenrechnung, es geht um
Leistungsrechnung, und es geht natürlich auch - bei den Elementen des New
Public Management - um klassische Prinzipien der Privatwirtschaft, der
Marktwirtschaft. Sie können das - und diesbezüglich sind diese Artikel allesamt
sehr bemüht - noch so sehr mit Begriffen wie "Contract Management",
"Benchmarking", "Best-Practice-Prinzip", und wie das alles
heißt, verbrämen, der Wettbewerb läuft über Leistung, Qualität, Preis und
Wirtschaftlichkeit ab. Er steht den Zielsetzungen der Auftragsverwaltung diametral
gegenüber. So sind auch all diese Artikel, die hier publiziert worden sind,
zwar sehr interessant zu lesen, aber schlussendlich ein verzweifeltes
Im-Kreis-Herumschreiben, ein "Wasch mich,
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