Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 67
man in so ein Einkaufswagerl hineinpacken kann, wenn man mit
diesem Geld tatsächlich auskommen will. Ich möchte Sie aber auch daran
erinnern, dass Sie die Gruppen der Migrantinnen und Migranten überhaupt aus der
Sozialhilfe ausschließen und dass diese Gruppe tatsächlich zu den ärmsten
Menschen in Wien gehört.
Eine letzte Erinnerung möchte ich Ihnen auch noch mit
auf den Weg geben. Es wurde in den letzten Jahren die MA 12 reformiert.
Mit viel Bauchweh, auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wurde bei
der MA 12 eine Reform durchgezogen, die meiner Meinung nach in weiten
Teilen eine positive und gute Reform war. Wir müssen jetzt diese Reform dennoch
als teilweise gescheitert definieren, und zwar deswegen, weil das notwendige
Personal für die Umsetzung dieser Reform nicht da ist. Ich möchte Sie daran erinnern,
dass - ich glaube, es waren 38 - zusätzliche Dienstposten beantragt waren. Ich
glaube, es waren dann 15, die zugesichert wurden, und auch die sind noch nicht
da.
Das heißt, es hat sich herausgestellt, dass eine
Reform, wie sie vorgesehen war und wie sie gut wäre, unter dem Vorzeichen von
New Public Management nicht möglich war. Jetzt wirft man die ganze Reform
sozusagen wieder weg und macht eine neue Reform, um neuerdings einzusparen. Es
wird sich in den nächsten Monaten und Jahren herausstellen, dass das eine
Einsparungsmaßnahme und nichts anderes war, dass das das Wiener Sparpaket war,
und dann werden Sie vor den Trümmern dieser Reform stehen.
Ein Allerletztes: Bei allem, was nunmehr der Fonds
machen soll, wäre es eigentlich in der Verantwortung der Politik, das zu
machen. Herrn Peter Hacker faktisch zu einem Stadtrat aufzublasen, ohne dass er
allerdings diese Funktion tatsächlich erhält - das heißt, sozusagen auch die
Funktion der Stadträtin auszulagern, sich zurückzulehnen und zu sagen: die Politik
mache jetzt nicht mehr ich, sondern die macht der Fonds -, das halten wir für
den falschen Weg. Genau die Politik wäre zuständig dafür, zu sagen: Welche
Aufgaben müssen in der Sozialpolitik erfüllt werden? Wie schauen die sozialen
Standards aus, die zu erfüllen sind? Wie geht die Umsetzung vor sich? - Das ist
nicht die Aufgabe des Fonds Soziales Wien.
Abschließend noch einmal: Die GRÜNEN werden dieser
Strukturreform keine Zustimmung erteilen, und die GRÜNEN halten das eindeutig
für eine getarnte Sparmaßnahme. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dr Hahn gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Zunächst einige Bemerkungen zu dem - jedenfalls aus
unserer Sicht - inflationären Gebrauch der Mitteilung durch amtsführende
Stadträte in den letzten Sitzungen: Zugegeben, es ist eine durch die
Geschäftsführung ermöglichte Form des halbwegs intelligenten Filibusterns für
die Regierungsfraktion - wir haben das in der Schule seinerzeit STUVAG genannt,
Stundenverkürzungs-AG. Von Stundenverkürzung kann hier zwar keine Rede sein,
die Methode ist allerdings eine ähnliche. Durch das Ansprechen eines scheinbar
aktuellen Themas wird von wirklich brennenden Fragen abgelenkt und so Zeit
gewonnen.
Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das, was
die Frau Vizebürgermeisterin heute ausgeführt hat, wirklich schon sozusagen der
vollendete Diskussionsstand innerhalb der Regierungsfraktion ist. Hier habe ich
eine Presseaussendung des Kollegen Hundstorfer vom 25. Februar vor mir,
worin er in seiner Eigenschaft als Personalvertreter die Mitwirkung der
Personalvertretung bei dieser Reform einmahnt. In Kenntnis der Mühlen dieses
Hauses kann ich mir nicht vorstellen, dass von der Einmahnung bis zum heutigen
Tag, innerhalb eines Monats, die Dinge geklärt sind, sodass die
Regierungsfraktion hier schon mit einheitlicher Zunge sprechen kann.
Insofern bleiben wir daher bei unserer Meinung, dass
der Zeitpunkt zufällig, aber nicht willkürlich gewählt ist. Den Ausführungen
der Frau Vizebürgermeisterin konnte man ja entnehmen, dass es der zaghafte
Versuch war, auf die niederösterreichischen Landtagswahlen noch einen mehr als
geringfügigen Einfluss zu nehmen. Der Sonntag wird zeigen, dass das nicht
funktioniert hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Wie gesagt, das ist mein Appell an die SPÖ, an die
Regierungsfraktion: Es wäre wünschenswert, wenn Sie die Mitteilung wieder für
das einsetzen, wofür sie ursprünglich eigentlich gedacht war und viele Jahre
auch entsprechend angewandt wurde, nämlich als eine Ad-hoc-Möglichkeit, zu
wirklich topaktuellen Themen seitens des zuständigen Regierungsmitgliedes den
Gemeinderat zu informieren.
Aber nun zur Sache selbst: zur Zusammenlegung. - Ich
sage einmal, die kann durchaus als etwas Sinnvolles betrachtet werden; es ist
nicht wirklich abwegig, was hier angedacht wird. Allerdings gibt es einige
Fallstricke, auf die es hinzuweisen gilt. Der erste Fallstrick ist die
Vielfalt, die künftig in dieser Geschäftsgruppe angesiedelt sein wird. Der
zweite Punkt - darauf werde ich noch näher eingehen - ist die politische und
managementmäßige Kompetenz durch die Leiterin der künftigen erweiterten
Geschäftsgruppe. Schlussendlich ist es - jedenfalls wenn das Konzept
einigermaßen so umgesetzt wird, wie es jetzt angedacht ist - die nicht gegebene
politische Kontrolle durch die Opposition dieses Hauses.
Meine Damen und Herren! Zur Vielfalt: Ansatz für die Überlegungen,
hier eine Zusammenführung herbeizuführen, war ja die schon wiederholt zitierte
Andersen-Studie, die es als Aufgabenstellung hatte, zu analysieren, wie die
Betreuung älterer Menschen durch die Stadt erfolgt. Die Agenden der MA 12
- und das ist heute auch in den Ausführungen der Frau Vizebürgermeisterin
angeklungen - gehen weit über diesen Bereich hinaus. Ich darf hier auszugsweise
aus der Aufgabenstellung zitieren: Die MA 12 ist unter anderem zuständig
für die wirtschaftliche Sozialhilfe, für Familien mit Kindern unter
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