Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 67
(VBgmin
Grete Laska: Das ist richtig!) Die werden aber kaum in den Genuss
dieser großen Freude kommen. (Beifall bei den GRÜNEN. - VBgmin Grete Laska: Die haben uns bei der
Wahl auch die Bestätigung gegeben!)
Denn wenn man sich's genauer anschaut - und das
möchte ich jetzt gerne tun -, dann wird man draufkommen, dass nicht nur die
Mitarbeiterinnen geschädigt werden, sondern in der Folge ganz systematisch auch
die Wienerinnen und Wiener, weil nämlich bei der Qualität Einbußen erfolgen
werden, da sie erfolgen müssen. Es ist dies zwangsläufig so. (GRin Barbara
Novak: Da verfügen Sie über hellseherische Fähigkeiten!)
Liebe Frau Gemeinderätin, das ist nett. Ich hätte
gerne hellseherische Fähigkeiten, aber ich habe keine. (GRin Barbara Novak:
Aber so sieht es aus! - Ruf bei der SPÖ: Kassandra!) Ich kann nur schauen,
wo es schon eine Ausgliederung gegeben hat - zum Beispiel beim KAV -, und was
für Folgen das dort gehabt hat. Ich sage es Ihnen noch einmal: Alle Nachteile
tragen nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit Mehrstunden, mit
Überstunden, mit Burnout-Syndrom, viele flüchten in die Teilzeitarbeit. Es ist
eine Katastrophe! Es wird gespart, in jedem Haus um 9 Prozent, die Lage
ist schlimm, und diese MitarbeiterInnen sagen Ihnen das auch dauernd.
Aber es ist nicht so, dass in der Folge die Frau
StRin Laska oder die Frau StRin Pittermann die Konsequenzen tragen werden, wenn
sie Patientinnen - und Patienten - sind. Oder glauben Sie tatsächlich, dass
dann die Stadträtinnen vier Monate lang auf eine neue Hüfte warten werden? Oder
dass die Stadträtinnen ein halbes Jahr auf eine Operation gegen grauen Star
warten werden? Oder dass die Stadträtinnen in Gangbetten untergebracht werden?
Alles das wird nicht geschehen, sondern es sind die Wienerinnen und Wiener, die
ganz normalen Bürger, die die Folgen von New Public Management und den
Einsparungen tragen werden.
Sollte sich Herr GR Hundstorfer dazu aufraffen, hier
einmal Klartext sprechen, dann müsste er ja auch sagen, dass er als Chef dieser
Gewerkschaft immer wieder - lesen Sie bitte seine Homepage - darauf hinweist:
keine Privatisierungen, keine Auslagerungen, weil die Auslagerungen immer Hand
in Hand gehen damit, dass die Rechte der MitarbeiterInnen beschnitten werden,
das Besoldungsrecht, das Dienstrecht, das Arbeitsrecht und das Pensionsrecht!
Sie können diese Reformen nur mit rechtlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
machen.
Schauen Sie sich den Fonds Soziales Wien an - wieso
der das Wort "sozial" im Namen hat, habe ich noch nicht
herausgefunden! -, dieser Fonds Soziales Wien hat meines Wissen, oder hatte bis
vor ganz kurzem, nicht einmal eine Betriebsvereinbarung, die er herzeigen kann
und die sozial genannt werden kann. Nicht einmal das hat dieser Fonds.
Daher behaupte ich, die Strukturmaßnahmen, die Sie
hier treffen, bedeuten eine Verschlechterung für die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie eine Verschlechterung für die Klienten, also für die
Wienerinnen und Wiener.
Man kann aber natürlich - und sollte das auch tun -
anschauen, was das eigentlich für die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte heißt,
wenn quasi nicht mehr der Gemeinderat beschließt, informiert wird und
Mitbestimmungsrechte hat, sondern alles in einen Fonds ausgelagert wird, in
dessen Statuten die Rechte der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte in überhaupt
keiner Weise vorkommen. Da wird ausgelagert, um dem Gemeinderat Rechte
wegzunehmen: eine Verlagerung weg vom Gemeinderat, hin zur SPÖ, weil nämlich
dort im Präsidium und im Kuratorium die SPÖ sitzt, die dann bestimmt! (GRin
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Die Logik ist sagenhaft!)
Wollen Sie mitreden? Wollen Sie es berichtigen? (GRin
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Weltverschwörungstheorie ist das!)
"Weltverschwörungstheorie" - na gut, dann sind wir also wieder dort. (GRin
Mag Sonja Wehsely: ... Paranoia! - Zwischenruf der GRin Josefa Tomsik.)
"Paranoia", ja, natürlich!
Das heißt, Sie behaupten, für die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter wird das ein großer Vorteil sein, und für die Wienerinnen und
Wiener detto. Das werden wir uns anschauen! Beim KAV war es jedenfalls nicht
der Fall, sondern genau das Gegenteil war der Fall.
Meiner Meinung nach spielt auch die Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten, und zwar die Fraktion der Sozialdemokraten, diesbezüglich
eine mehr als traurige Rolle. Denn was auf der Homepage steht, was den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber quasi immer vertreten wird und
womit diese bei der Wahl geködert werden, zuletzt im Jahr 2002, ist haargenau
das Gegenteil von dem, was die SPÖ hier im Gemeinderat macht.
Herr GR Hundstorfer muss mittlerweile überhaupt an
den zwei Seelen in seiner Brust zugrunde gehen. Es steht zum Beispiel auf
seiner Homepage geschrieben: "Gewisse politische Kreise stellen die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit kommunaler Einrichtungen in Frage."
Diese "gewissen politischen Kreise" sind aber nicht - da kann man
sich noch so lange darauf ausreden - die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ, die
"gewissen politischen Kreise", die das in Frage stellen: das ist die
SPÖ! Das ist also, in einer Person zusammengefasst, der Herr GR Hundstorfer,
der eben auch Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten ist.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Frau
Stadträtin hat auch - und das möchte ich noch einmal hervorheben - darauf
hingewiesen, wie toll die Sozialhilfe in Wien ist. (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Sicher! Schauen Sie es sich an!) Eine Anmerkung am
Rande: Der Letzte, der Ihnen gesagt hat, dass das überhaupt nicht toll ist, weil
ein menschenwürdiges Leben bei diesen Richtsätzen nicht möglich ist, war Herr
Volksanwalt Dr Peter Kostelka. Den Herrn kennen Sie ja: auch von der
Sozialdemokratie! Er war der Letzte, der Sie daran erinnert hat, dass man mit
diesen Mitteln nicht über die Runden kommen kann.
Ich kann mich an unsere kleine Einkaufstour erinnern, als
wir anstelle von Sozialhilfeempfängern eingekauft haben und mit so einem
Tagsatz auskommen mussten. Da haben wir erlebt und erfahren, wie wenig
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular