Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 67
Partnerinnen und Partner, die mit uns gemeinsam dieses
System aufrechterhalten. Die Grundlage war und wird auch in Zukunft weiterhin
sein, dass dieses System sich ständig weiterentwickelt hat, dass wir es
optimiert haben und dass wir im Sinne der Betroffenen rasch auf geänderte
Rahmenbedingungen reagiert beziehungsweise vorausblickend gehandelt haben, etwa
in der Beobachtung der Bevölkerungsentwicklung, von Altersstrukturen in der
Stadt und vielem anderem mehr.
Was ist bereits geschehen? - Das wissen Sie alle,
daher streife ich es nur sehr kurz. Wir haben in den letzten Jahren im Gesundheitsbereich
verschiedenste Strukturreformen durchgeführt und damit ein System geschaffen,
das die besten Voraussetzungen für die Zukunft bietet. Wir haben vor einigen
Jahren damit begonnen, im Bereich der offenen Sozialhilfe eine Reorganisation
durchzusetzen, und befinden uns mitten im Prozess der Ausrichtung und
Zusammenführung von Sozialarbeit und Bezügen. Wir errichten neue Sozialzentren
in Wien, die jedenfalls klientenorientiert die besten Voraussetzungen für diese
Menschen bieten sollen, und wir haben mit dem Programm für die Wiener
Wohnungslosen ein Programm gemacht, das international Anerkennung findet.
Diese Kette der Maßnahmen, die von der Prävention bis
zur Rückführung gestaltet sind, ist etwas, worauf wir stolz sein können. Wir
sind gerade dabei, in diesem Rahmen das umzusetzen, was wir uns vorgenommen
haben: große Einrichtungen, die nicht mehr den neuesten Standards entsprechen,
zu schließen und demgegenüber neue Einrichtungen zu schaffen, betreutes Wohnen
und vieles andere mehr, was in diesem Bereich zu erwähnen ist.
Auch im Bereich der Behindertenpolitik ist in den
letzten Jahren viel geschehen. Ich denke nur an die wertvolle Arbeit der
Arbeitsgemeinschaft, die sich mit Wohnplätzen auseinander gesetzt hat. Da sind
wir voll in dem von uns beschlossenen Programm.
Wie sehen nun die äußeren Rahmenbedingungen für diese
Reform aus? - Ich sage: nicht gerade rosig. Denn Wien ist in einer Situation,
in der wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich die Leistungskürzungen auf Bundesebene
in allen Bereichen niederschlagen - natürlich vor allem bei Menschen, die an
sich schon benachteiligt sind - und in Systeme hineinwirken, die seitens des
Landes, seitens der Stadt aufgebaut wurden, was weiters zur Folge hat, dass wir
von Maßnahmen betroffen sind und auf Maßnahmen reagieren müssen, die von uns
nicht gestaltbar sind, die ganz im Gegenteil von uns kritisiert werden.
Wir sind mit einer Situation auf dem Arbeitsmarkt
konfrontiert, dass wir von der höchsten Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten
ausgehen müssen. Wir diskutieren erstmals wieder Jugendarbeitslosigkeit - eine
Tatsache, die mich besonders empört, weil in den letzten Jahren bewiesen werden
konnte, dass durch vorausschauende und spezielle Maßnahmen gerade in diesem
Segment eine Situation herbeigeführt werden konnte, in der wir keine
Jugendarbeitslosigkeit hatten. Jetzt diskutieren wir wieder über
Jugendarbeitslosigkeit, weil vollkommen sinnloserweise jene guten Programme,
die hier gegriffen haben, eingestellt wurden.
Wir haben einen starken Anstieg von
LeistungsempfängerInnen im Bereich der Sozialhilfe, natürlich einerseits
begründet durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt, begründet aber auch - und
ich kehre zu Punkt eins zurück - durch die Rücknahme von Leistungen des Bundes.
In den letzten Jahren sehr stark gestiegen ist insbesondere die Personengruppe
derjenigen, die Ausgleichszahlungen aus der Sozialhilfe benötigen, weil sie aus
Versicherungssystemen wie zum Beispiel der Notstandhilfe nicht mehr genügend an
Leistung bekommen, um ihre Lebensgrundlage sicherzustellen.
Wir warten noch immer auf eine Vereinheitlichung der
Sozialhilfegesetzgebung, und wir haben gerade in den letzten Tagen eine neue
Diskussion eröffnet bekommen, wodurch wieder einmal versucht wird, Aufgaben des
Bundes auf die Länder und Städte zu überwälzen. Wenn ich mir vorstelle, was es
bringen soll, dass der Vollzug der Notstandshilfe auf die Länder überwälzt
werden soll, dann zeigt sich unterm Strich dasselbe wie bei allen diesen
Maßnahmen: ein Abschieben der Aufgaben des Bundes, ein Überwälzen auf die
Bundesländer und damit sozusagen ein scheinbares Einsparungsziel, das dort
erreicht wird, was in Wirklichkeit eine Maßnahme auf dem Rücken der
Bundesländer bedeutet, die sowieso schon durch ihre Finanzmittel dazu beitragen
- und gerade Wien trägt dazu bei -, die finanzielle Situation des Bundes
überhaupt so zu erhalten, wie sie derzeit ist. Das bringt sie in eine noch
schlimmere Situation, das ist eine Maßnahme, die wir ablehnen, und wir werden
noch geeignete Wege suchen, das auch so umzusetzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Unter diesen Voraussetzung und vor diesem Hintergrund
haben wir uns entschieden, in Wien den nächsten großen Schritt zu setzen, und
zwar mit der Strukturreform 2004 die soziale Sicherheit in Wien für die Zukunft
zu sichern. Ich mache diese Mitteilung heute ganz bewusst, um die Damen und
Herren des Hauses von dem Schritt zu informieren und inhaltlich auf das
vorzubereiten, was an Beschlussfassungen infolge der Umsetzung des Programms im
Haus notwendig sein wird.
Ich bin sehr verblüfft darüber, dass es hier
Oppositionsparteien gibt, die der Meinung sind, dass die Form von Mitteilungen
eine ist, die dem Haus nicht gut tut. Ganz im Gegenteil meine ich, man sollte
alles, was man an Information bekommt, annehmen, aufnehmen und qualifiziert
mitdiskutieren. Es ist dies auch eine besondere Situation in Wien. Nicht alle
parlamentarischen Einrichtungen dieses Landes gehen nach diesem Prinzip vor.
Was sind die Grundlagen für diese Strukturreform, und was
waren die Grundlagen für die Entscheidung der Stadtregierung? - Es war
einerseits ganz konkret die Andersen-Studie zum Thema SeniorInnen in Wien, es
waren dies Kontrollamtsberichte, die uns vorlagen und eine gute Grundlage, vor
allem analytische Grundlage für die Entscheidungen geboten haben, und es war
eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema "Alt werden in
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