Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 67
einigen Jahren werden es 450 000 sein. Ohne diese
zusätzliche Überquerung werden diese Bezirke noch weiter in Mitleidenschaft
gezogen.
Wir sind uns sicherlich auch darin einig, dass wir
eine Umfahrung Wiens brauchen. Doch sind wir der Ansicht, dass man die ganz
außen liegende und nicht die innen liegende nehmen soll. Der Speckgürtel, den
Kollege Reiter angesprochen hat - Entschuldigung, Sie bauen die Umfahrung von
Großenzersdorf, die B 3 und die B 3-D aus. Dort werden sich auch
Fachmärkte und Supermärkte ansiedeln, das werden Sie ja nicht verhindern
können. Im Bereich Asperner Flugfeld könnte man genauso Arbeitsplätze schafften
ohne eine Autobahn, weil ich in Zukunft die U-Bahn habe. Arbeitsplätze im
Bereich einer Thermensiedlung, im Bereich des Sozialen, im Bereich von
Rehabilitation.
Meine Damen und Herren! Nehmen wir die Chance wahr,
dass Wien eine echte Umfahrung bekommt, eine wirkliche Umfahrung, aber nicht, wie
Kollege Reiter gesagt hat, eine Stichstraße zum Asperner Feld. Sonst wäre Ihr
Unterfangen, Ihre Variante in Wirklichkeit ein Stich durch das Herz von
Donaustadt! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Winklbauer. Ich erteile es ihr.
GRin Renate Winklbauer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Seit zwei Wochen liegt der Endbericht der Strategischen
Umweltprüfung für den Nordosten Wiens vor. Damit ist erstmals vor Beginn eines
konkreten Projektes ein beispielgebendes Verfahren durchgeführt worden, in dem
ExpertInnen unter Einbeziehung der BürgerInnen Szenarien entwickelt haben, um
die Auswirkung künftiger Planungen auf die Umwelt, die Lebenswelt und die
wirtschaftliche Entwicklung einer Region darstellen können. Es liegt also
eigentlich ein Bericht vor, auf dessen Modellhaftigkeit für Planungen nicht nur
für Wien wir zu Recht stolz sein können. Herzlichen Dank an alle, die das
bewerkstelligt haben; auch mein Dank richtet sich vor allem an
"Charly" Glotter!
Umso unverständlicher ist die Haltung der GRÜNEN, die
offensichtlich wieder in die destruktive Frühphase ihrer politischen Tätigkeit
der Verhinderung zurückfallen und nun polemisch behaupten, es sei ein Aus für
den Nationalpark Donauauen durch den Bau einer, wie Sie sagen,
"Lobauautobahn". Es ist an dieser Behauptung nichts richtig: weder
wird irgendwo im Nationalpark eine Autobahn sichtbar sein, noch wird der
Nationalpark Schaden leiden noch Schaden leiden dürfen. Im Gegenteil, durch das
meiner Meinung nach günstigste Szenario, die so genannte Subvariante zur
OPTINOW, wird es nicht nur eine Verbesserung in der Verkehrssituation und damit
für die Umwelt geben, sondern es wird vor allem für die Menschen in den dicht
besiedelten Ortsteilen im Osten der Donaustadt zu spürbaren Erleichterungen und
damit zu einer Verbesserung ihres Lebensumfeldes kommen.
Ich halte es geradezu für zynisch, zu behaupten, der
Nationalpark sei gefährdet - was nach den Aussagen der Experten nicht der Fall
ist -, und den Lebensraum von Zehntausenden Menschen, die jetzt schon unter der
Verkehrssituation leiden, nicht zu berücksichtigen. Ich denke da an den
Biberhaufenweg, an die Ortsteile Aspern und Eßling, an Hirschstetten und
Breitenlee.
Zu dem falschen Argument der Beeinträchtigung des
Nationalparks: Zirka 30 Meter unter dem Niveau wird der Nationalpark an
seiner schmalsten Stelle auf einer Länge von einem Kilometer in einem Tunnel
unterquert. Dadurch werden im Schutzgebiet weder Lüftung noch Fluchtstiegen
notwendig sein. Die Experten sagen, dass die Natur und vor allem das
Grundwasser auch nicht von unten her beeinträchtigt wird. Auch die Durchquerung
des Tanklagers Lobau ist ohne Beeinträchtigung der Umwelt möglich. Die
Donauquerung bei Albern bewirkt außerdem, dass am rechten Donauufer
schützenswerte Naturgebiete wie das Blaue Wasser nicht tangiert werden.
Die Raffineriestraße, deren Ausbau uns als
DonaustädterInnen in anderen Varianten große Sorge bereitet hatte, wird in
dieser Variante am schonendsten gebaut und beeinträchtigt den Nationalpark
nicht. Die Variante 2a, die ein Verkehrskleeblatt beim Biberhaufenweg in
der dreifachen Größe des Jonas-Reindls entstehen lassen würde, würde damit den
wichtigsten Eingang zum Nationalpark weit mehr und sichtbarer beeinträchtigen
als eine Unterquerung beim Tanklager.
Noch einige Bemerkungen zur so genannten außen
liegenden Variante: Abgesehen von der längsten Lobauquerung, wäre auch ein Sog
der wirtschaftlichen Entwicklung und damit ebenfalls ein höheres
Verkehrsaufkommen gegeben. Der Verkehr würde dann die Ortskerne von Aspern und
Eßling in der entgegengesetzten Richtung durchfahren, um auf die Umfahrung zu
kommen, oder die Menschen würden weiter den kürzeren, direkteren, wenn auch
überlasteten Weg auf die B 302 und die Tangente wählen.
Zu dem Argument "Dann tun wir eben gar nichts
mit dem motorisierten Individualverkehr und bauen den ÖV optimal aus oder
versuchen, mit Wachstumsbremsen, also weniger Bevölkerungszuwachs, lenkend
einzugreifen": Abgesehen davon, dass wir auch damit nicht das Kyoto-Ziel
erreichen, würde es der Donaustädter Bevölkerung in ihren Wohngebieten keine
Verkehrsentlastung bringen, die sie jetzt schon braucht. Diese Entlastung der
Menschen ist unser höchstrangiges Ziel.
Am Biberhaufenweg läge die tägliche Kfz-Belastung der
anderen Variante bei 20 000, bei der von uns präferierten bei 8 000.
Das gleiche Verhältnis ergäbe sich am Asperner Siegesplatz in Breitenlee. In
der Eßlinger Hauptstraße wären es bei der Nur-ÖV-Variante
39 000 Fahrzeuge pro Tag, bei der aus unserer Sicht optimalen wären
es nur 6 000. (GR Mag Rüdiger Maresch: ... für die Umfahrungsstraße,
Frau Kollegin!)
Für die Sozialdemokraten bleiben die Menschen und ihre
Lebensqualität nach wie vor der wichtigste Bezugspunkt. Dazu gehört der Ausbau
des öffentlichen
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