Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 67
etwas für sich. Vor allem die Kapperlidee gefällt mir sehr
gut. Solange es die Farbe eines Bahnhofsvorstehers hat, ist mir das schon
Recht, und dann werde ich es auch gerne aufsetzen. Im anderen Fall müsste man
es sich wahrscheinlich überlegen – nur von der Farbe her gesehen.
Aber es ist ein durchaus wesentlicheres Problem auch
angesprochen worden als dieser Bummelzug, das ist die Frage der Fiaker, und in
der Tat gibt es da ein großes Problem, das jetzt weniger besteht in der Frage
der Ausweitung der Routen, denn darüber kann und soll man natürlich auch reden,
wenn man zusätzliche Attraktivitäten anbieten will dabei. Das ist das Problem,
das dort entsteht, wenn man halt so unkontrolliert liberalisiert. Das ist das
Kernproblem, dass man eine Konzession eigentlich nicht verweigern kann und
daher zweifelsfrei hier ein Überangebot ist, insbesondere von Billiganbietern.
Wir versuchen daher gemeinsam mit der Wiener
Wirtschaftskammer – was schwierig genug ist – hier ein Reglement zu entwickeln,
das gewährleistet, dass die Qualität der Fiaker entsprechend erhalten ist.
Damit meine ich jetzt nicht nur die selbstverständliche Betreuung der Pferde
oder auch des so genannten Zeugels, sondern vor allem auch der Fiaker selbst,
denn es handelt sich dabei natürlich auch um eine touristische Einrichtung. Das
heißt, die Information der Touristen soll ja tunlichst nicht nur im
wienerischen Idiom der deutschen Sprache an die Touristen herangebracht werden
können. Ich halte das für etwas, wo es sich in der Tat lohnt, auch etwas zu
tun.
Zum Bummelzug sage ich nur noch einmal: Ob einem das
jetzt gefällt oder nicht, ob man es als originell empfindet oder nicht, es wird
einer ordnungsgemäßen Diskussion zugeführt, und dann schauen wir uns an, ob wir
das wollen oder nicht.
Ich halte nur der Ordnung halber fest, weil der Herr
GR Strache vorhin versucht hat, den Bummelzug gegen die Fiaker auszuspielen.
Die Idee, die jetzt gekommen ist mit dem Bummelzug, ist übrigens von einem
Fiaker. Also so gesehen entbehrt ja auch Ihre Kritik nicht einer gewissen
Humorigkeit.
Also ich darf Ihnen versichern, dass das einen
ordnungsgemäßen Diskussionsweg gehen wird, und ich darf Ihnen auch versichern,
dass bei meiner Sorgenhierarchie der Bummelzug nicht die oberste Stelle
einnimmt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Die vierte Zusatzfrage: Herr Mag Neuhuber.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Eine Eröffnung gab es ja
vor kurzem von Ihnen und dem Präsidenten Nettig, nämlich die der Schanigärten,
wie jedes Jahr.
Und Sie haben vorhin in Bezug auf den Bummelzug etwas
Interessantes gesagt. Sie meinten nämlich, wenn ich es jetzt so ungefähr
wiedergebe: Wenn man es einem erlaubt, dann wird man es anderen wahrscheinlich
auch genehmigen müssen.
Jetzt schlage ich den Bogen wieder zu den
Schanigärten. Es gibt derzeit ein Gartenprojekt – ich kann es ja gar nicht
Schanigarten nennen – im 1. Bezirk, das die Gemüter sehr hochgehen lässt,
und zwar versucht, wenn ich es jetzt einmal trivial ausdrücke, ein Gastronom
nicht den normalen Weg der Genehmigung über das Gebrauchsabgabengesetz zu
gehen, sondern über eine Betriebsanlagengenehmigung, was dann auch bedeuten
würde, dass es kein temporärer Garten mehr ist, wie der Schanigarten eben,
sondern ein ganzjährig nützbarer Gastgarten.
Wenn man es einem erlaubt, dann werden viele andere
auch kommen.
Wie stehen Sie zu dieser Idee - ganz konkret geht es
um das Projekt Schanigarten Johm -, dort über Betriebsanlage einen Garten zu
genehmigen und soll das Schule machen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Also der Bogen
vom Bummelzug zum Schanigarten ist in der Tat ein weiter. Ich hoffe, dass der
Radius, den so ein Bummelzug hätte, enger ist als der, den man hier
eingeschlagen hat, aber sei dem wie dem auch sei.
Zunächst eine Sachgeschichte: Dieses De-facto-Grundbenützungsübereinkommen,
das man hier abseits der Gebrauchsabgabenordnung gewählt hat, bedeutet nicht,
dass es ein ganzjähriges Nutzungsrecht hat, denn es bedarf noch immer einer
Betriebsbewilligung und dort kann man die zeitliche Einschränkung natürlich
auch treffen. Zum zweiten ist es in der Tat nicht das einzige, denn im
8. Bezirk ist ein anderes Projekt auch schon einmal genehmigt worden.
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich
angeordnet habe, dass damit Schluss ist, denn auf diese Art und Weise werden
wir jenen Dialogprozess zwischen der Stadt Wien und der Wiener Wirtschaft über
ein neues Reglement für Schanigärten nicht in jener Ruhe und Geschlossenheit
und auch vertrauensvoll führen können, wenn wir diesen äußeren Druck nicht
sozusagen auch wegnehmen. Dies wollen wir, dies wird auch stattfinden und ich
bin überzeugt, dass wir in der nächsten Schanigartensaison, also im
Jahre 2004, dieses neue Reglement haben werden, das sich auch an der
übereinstimmenden Grundansicht orientiert. Wir sind in Wien eine Stadt des
Maßes und nicht der Maßlosigkeit und daher werden wir hier einen gemeinsamen
Weg finden, der dem Tourismus dient, der der Attraktivität der Stadt dient,
aber der halt auch das Maß entsprechend gewährleistet.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön.
Wir kommen nun zur 4. Frage (FSP/01010/2003/0005-KFP/GM). Sie ist von GR Josef Wagner an
den an amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr
gerichtet worden: Nach unzähligen
gescheiterten Plänen, den Donaukanal attraktiver zu gestalten, wurde Klaus
Steiner (MA 18) im Sommer 2001 mit der Ausarbeitung eines Konzepts für ein
Freizeitparadies beauftragt. 2002 folgte durch Sie die Präsentation 'Erholung
am Wasser', bei der - unter dem Motto 'Besser, Attraktiver und Neuer' - tolle
Projekte angekündigt wurden. Was sind die Gründe dafür, dass bisher kein
einziges Projekt verwirklicht
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